Jean-Marc Pasquet "Das Orakel ..."

"Das Orakel des Waldes" von dem Genfer Jean-Marc Pasquet.
Das Buch erschien schon einmal unter dem Titel "Die Waldfrau".
(Wer Wert auf Amazon-Kritiken legt, der sollte mal beide Titel eingeben ... )

Boris ist ein Musiker. Ein erfolgloser. Eigentlich ist er ein Taugenichts, der sich mit mehr schlecht als recht komponierten Werbejingles über Wasser hält. Aber dafür hat er ein Haus geschenkt bekommen. Dummerweise mit Hund. Der Hund mag ihn nicht besonders, was auf Gegenseitigkeit beruht. Egal. Boris hat ja das Haus.
Am Anfang der Geschichte büxt der Hund aus, Boris sucht ihn und findet den Hund und ein alleingelassenes Haus, das er vorher noch nie gesehen hat. Ist ihm eigentlich Wurscht, er will den Hund und wieder nach Hause - ist nämlich kalt draußen. Aber plötzlich ist das Tier schwer verletzt, stirbt, und in einem Anflug von geistiger Umnachtung steigt Boris in das Haus ein und sein Leben gerät völlig aus den Fugen.
Denn wer hat schon mal die äußerst schmerzhafte Bekanntschaft mit einem (echten) Tatzelwurm gemacht und wurde von ihm vergiftet? Wer lässt sich von einer wunderschönen Frau in die kanadischen Regenwälder schicken? Wer jagt mit einem verrückten Wissenschaftler Sasquatschs? Und wer kennt schon Qa, die allwissende Waldfrau, die auf dem ersten Blick wie ein Bigfoot aussieht und landet mit ihr auch noch im Bett, um die Natur in all ihrer Schönheit und Wichtigkeit zu begreifen?

Ich habe das Buch noch nicht ganz durch, gegen Ende wiederholt es sich auch ein bisschen, aber insgesamt ist es wunderbar poetisch und an den richtigen Stellen äußerst spannend geschrieben. Ein wahrer Quell der Fantasie, ernst, tragisch, witzig und absolut durchgeknallt. Hier und da erinnert es etwas an Pinols "Im Rausch der Stille". Selten habe ich Gefühle so treffend, detailreich und virtuos beschrieben gelesen.
Ich würde sagen: Ein Geheimtipp