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  • Ich bin jetzt mit dem 2. Kapitel durch, etwa auf Seite 160.
    Dieses Buch hat es ja wirklich in sich, da weiß man gar nicht, was man schreiben, wo man anfangen und enden soll... :-?


    Ich hätte nicht gedacht, dass so ein tief verwurzeltes Drama hinter der Geschichte steht!
    Auch wenn Hanna schlimmes getan hat, so versuche ich auch, mich wie Michael zu verhalten: beide Seiten zu sehen. Dass sie die Menschen in der Kirche hat verbrennen lassen, ohne zu helfen, ist sehr sehr schlimm!!! Dass sie eine Pflicht hatte, die, hätte sie die Pflicht nicht erfüllt, ihr eigenes Leben gekostet hätte, und dass sie ihr eigenes Leben retten wollte, dahingehend, dass die Frauen aus der Kirche sie überrannt hätten und sonstetwas getan hätten, ist auch irgendwo aus ihrer Sicht zu verstehen.
    Hanna versucht ja ehrlich und geradeheraus zu sein, ohne etwas zu vertuschen, außer ihrem Nichtlesen- und Nichtschreibenkönnen. Doch sie hat einfach keine Chance bei dem, was sie getan hat. Nun ist es in ihrem Fall schlimm, dass sie mit einer lebenslangen Haftstrafe endet, da bestimmt hunderte von Frauen solche Aufsichtsdienste geleistet haben, die nicht verurteilt wurden.
    Es ist schrecklich, was sich überhaupt ereignet hat in der Zeit des 2. Weltkriegs. Doch kann man jetzt noch diejenigen verurteilen, die die Befehle ausgeführt haben? Wenn Leute wie Hanna es nicht gemacht hätten, dann hätten sich andere gefunden. Und Leute wie Hanna wären sofort hingerichtet worden, wegen Verrat am Vaterland, hätte sie sich als Aufseherin verweigert. Eine schreckliche Situation!!! Ich möchte hierbei dringend sagen, dass ich in keinster Weise verteidige oder gutheiße, was Hanna getan hat!!! Ich versuche lediglich, beide Seiten zu betrachten. :|


    Dass Hanna ihr Unwissen in Punkto Lesen und Schreiben nicht zugegeben hat, ist für mich persönlich nicht nachvollziehbar! Lieber lebenslang im Gefängnis eingesperrt sein, anstatt einmal zu sagen: "Ich kann's nicht"? Das habe ich einfach nicht verstanden!
    Als rührend habe ich empfunden, dass Michael zu seinem Vater gegangen ist und ihn um eine Antwort gebeten hatte. Dass er dieses Gespräch als eine schöne Erinnerung gespeichert hat, fand ich sehr anrührend.
    Auch, dass Michael versucht hat, mit dem Richter zu sprechen, war ein charakterstarker Schachzug. Allerdings habe ich mich dann doch eine Weile gefragt, wieso Michael nichts gesagt hat. Hat er sich so einlullen lassen vom Richter oder war der Hinweis auf Hannas Schwäche plötzlich nicht mehr von Bedeutung für ihn? :-k Wie habt ihr das gesehen?


    Ein wirklich tiefgreifendes Buch!

  • Hallo, Ihr Lieben, seid Ihr noch da??? :)


    Ich habe gestern Abend das Buch noch zu Ende gelesen.
    Es ist unglaublich, wie viele Konflikte in diesem Buch vorhanden sind!


    Ich war sehr froh, dass Michael und Hanna sich noch mal gesehen haben, auch miteinander sprechen konnten.
    Die Idee, Hanna die vorgelesenen Geschichten auf Band zu spielen und ihr zu schicken, fand ich ganz toll!
    Aber beide haben ja ein riesiges Problem: jeder auf seine Art! Hanna war einfach nicht in der Lage zu sagen, was sie sich wünscht, was sie möchte. Wenn sie auch nur einmal gesagt hätte, dass sie sich über einen Brief oder Besuch Michaels gefreut hätte, hätte er es bestimmt sofort getan. Er hat immer auf sie reagiert und sie hat gewartet, dass er von sich aus agiert. So hatten beide keine Chance zueinander zu finden.
    Hanna war einfach nicht in der Lage zu sagen, dass sie ihn liebt, oder dass er keine Schuld an einigen Dingen hat, oder sich gewisse Dinge nicht so zu Herzen nehmen braucht.
    Michael hat alles in sich hineingefressen und hat sein Leben mit den Problemen zu Hanna ausgefüllt, er war sogar beziehungsunfähig, ich möchte sogar so weit gehen, zu sagen: lebensunfähig.


    Beide haben schwere Schicksale zu tragen. Der eine, weil er in eine schlimme Sache hineingerutscht ist, und der andere, weil er sich selber nicht losreißen und damit abschließen konnte.


    Was für ein tiefgreifendes Buch. Es hat mir sehr gut gefallen! =D>

  • Sorry das ich mich die letzten Tage nicht melden konnte. War Do. und Fr. zur Messe. Wochenende bin ich immer selten am PC.


    Bin mittlerweile auf Seite 148 angekommen.


    Nicola mir geht es da wir dir man weiß garnicht wo man anfangen soll mit schreiben.



    Auch ich finde Hanna hat schlimmes getan. Aber man muss beide Seiten betrachten. Vielleicht wäre es anders gekommen wenn sie hätte lesen und schreiben können. Dann hätte sie vielleicht nicht einen ihr angebotenen Job abgelehnt und wäre keine Aufseherin geworden.


    Ich frage mich immer wieder warum gibt Hanna nicht zu, das sie nicht lesen und schreiben kann. Sie steht für was ein was sie nicht gewesen ist.
    Gerade bei der Gerichtsverhandlung wir sehr deutlich das sie gegenüber den anderen Angeklagten im Nachteil ist. An manchen Stellen tut mir Hanna leid.

  • So... Auch ich habe das Buch jetzt durchgelesen, und bin beeindruckt. Es beschreibt Michaels Denkweise während und nach dem Prozess glaubwürdig, und nachvollziehbar. Als er realisiert, dass Hanna Analphabetin ist, gerät Michael in ein moralisches Dilemma, zu dem auch ich keine Lösung wüsste. Dass er weiterhin Kontakt zu Hanna hat, ist rührend, doch "verschenkt" er quasi sein Leben an jemanden, der dieses nicht zu schätzen weiß. Nach außen hin ist er ein kaltherziger, oberflächlicher Mann, der sich keine Mühe mehr gibt, sein Leben interessant zu gestalten. Dennoch belässt er den Kontakt zu Hanna auf einer abstrakten Ebene - der Kassetten. Er beantwortet den Brief nicht und besucht sie erst am Ende ihrer Haftzeit. Ich frage mich, warum er nicht zu ihr kommt, oder wenigstens den Brief beantwortet. Doch auch ich würde vermutlich ähnlich handeln.
    Dass Hanna sich am Ende erhängt, ist ein wunderbares (bitte nicht falsch verstehen) Ende. Es beantwortet alle entstehenden Fragen, und zeigt eindeutig, dass sie nach langer Zeit verstand, wie weit ihre Schuld reicht.
    Auch wenn das Thema mittlerweile wirklich breitgetreten wird, ist dieses Buch eine schöne Abwechslung, mit einer ganz besonderen Sicht auf die damalige Zeit.


    :thumleft:

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Ich kann eure Begeisterung für das Buch ja iwie verstehen, aber wenn man es in der Schule lesen muss und dann Wochen lang auseinanderbaut und analysiert, macht das nicht mehr so viel Spaß und das Buch verliert an Wert. :-$

    "Intelligenz, behaupten die Intelligenten, ist die Fähigkeit, sich der Situation anzupassen. Wenn du ein Buch verkehrt in die Hand genommen hast, lerne, es verkehrt zu lesen."
    Wieslaw Brudzinski


    :study: Harry Potter

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  • Bemerkenswert finde ich in dem Zusammenhang, als der Richter plötzlich Antwort stehen muss, was er an Stelle von Hanna getan hätte.


    Es ist leicht aus der sicheren Entfernung zu sagen, dass man das nicht hätte tun dürfen. Ob man es selbst anders gemacht hätte, kann man nicht garantieren. Schwierig ist insofern auch die Situation von Michael zu beurteilen, der praktisch sein Leben komplett mit Hanna hätte verbringen können, ohne etwas zu erfahren. Auch wenn aus Rechtssicht eine mildere Strafe möglich gewesen wäre. Es ist trotzdem eine schwerwiegende Straftat, der Hanna sich schuldig gemacht hat und von der sie Michael nichts erzählt hat. Aber hätte es einen richtigen Zeitpunkt für ein Geständnis geben können? Hätten ihre Liebe eine Zukunft haben können? Es gibt viele Fragen, die man hier stellen kann.

  • Zitat

    Original von Lea74
    Ich frage mich immer wieder warum gibt Hanna nicht zu, das sie nicht lesen und schreiben kann.


    Tja, Lea, das frage ich mich auch immer wieder! Lag es an der Zeit? Oder einfach nur an ihr selbst? Eigentlich ist es ein Zeichen von sehr wenig Selbstbewusstsein. Vielleicht ist man als Analphabet sehr viel verletzbarer, weil man den schriftlichen Status eines Kindes in einer erwachsenen Welt hat.
    Lea, Du sagst, sie tut Dir leid. Eine Weile habe ich das auch gedacht. Doch in vielen Passagen habe ich mich einfach nur über sie geärgert und gedacht, wie dumm sie doch ist! Allerdings kann ich mich einfach nicht in die Lage versetzen, was es bedeutet, nicht lesen und schreiben zu können. Das macht einen bestimmt sehr schwach und das Vertuschen kostet auch noch viel Kraft!


    Zitat

    Original von kampfguerkchen
    Dass Hanna sich am Ende erhängt, ist ein wunderbares (bitte nicht falsch verstehen) Ende. Es beantwortet alle entstehenden Fragen, und zeigt eindeutig, dass sie nach langer Zeit verstand, wie weit ihre Schuld reicht.


    Ich sehe das anders. Ich glaube nicht, dass sie sich aufgehängt hat, weil sie Schuldgefühle hatte. Die Schuldgefühle hatte sie ja, sogar nach eigener Aussage, bereits abgebüßt ("...jede Nacht aufs Neue"). Später hat Michael ja auch die Bücher gesehen, die Hanna gelesen hat, wo es Berichte von Frauen in KZs gab. Sie hat von diesen Frauen geträumt und von den Frauen in der Kirche - immer wieder!
    Ich vermute, sie hat gespürt, dass Michael immer noch nicht der geworden ist, den sie gebraucht hätte: ein starker Mann. Michael war nur auf sie fixiert, hat geguckt, wie sie reagiert und reagiert, wenn sie gehandelt hat. Die Unsicherheit seinerseits hat ihr gezeigt, dass sie in der neuen Freiheit nichts mehr zu erwaten hat. Der einzige Mensch, den sie noch gekannt hätte, wäre ihr in täglichen Dingen eine Stütze gewesen, aber nicht in geistiger Hinsicht.
    Man darf auch nicht vergessen, wie die Welt sich nach 18 Jahren verändert hat. Da in dem Alter noch hineinzufinden, ist verdammt schwer.


    Zitat

    Original von Wann
    Bemerkenswert finde ich in dem Zusammenhang, als der Richter plötzlich Antwort stehen muss, was er an Stelle von Hanna getan hätte.


    Ja, diese Szene fand ich auch sehr schön! Musste schmunzeln! O:-)


  • Zitat

    Original von Nicola
    Ich sehe das anders. Ich glaube nicht, dass sie sich aufgehängt hat, weil sie Schuldgefühle hatte. Die Schuldgefühle hatte sie ja, sogar nach eigener Aussage, bereits abgebüßt ("...jede Nacht aufs Neue"). Später hat Michael ja auch die Bücher gesehen, die Hanna gelesen hat, wo es Berichte von Frauen in KZs gab. Sie hat von diesen Frauen geträumt und von den Frauen in der Kirche - immer wieder!
    Ich vermute, sie hat gespürt, dass Michael immer noch nicht der geworden ist, den sie gebraucht hätte: ein starker Mann. Michael war nur auf sie fixiert, hat geguckt, wie sie reagiert und reagiert, wenn sie gehandelt hat. Die Unsicherheit seinerseits hat ihr gezeigt, dass sie in der neuen Freiheit nichts mehr zu erwaten hat. Der einzige Mensch, den sie noch gekannt hätte, wäre ihr in täglichen Dingen eine Stütze gewesen, aber nicht in geistiger Hinsicht.
    Man darf auch nicht vergessen, wie die Welt sich nach 18 Jahren verändert hat. Da in dem Alter noch hineinzufinden, ist verdammt schwer.


    Es kann sein, dass es so ist, doch ich empfinde es anders. Michael war ihr nie eine Stütze, er war lediglich ihr "Spielgefährte". Hanna war lange Zeit dazu in der Lage, ihr Leben selbstständig zu regeln. Ansich war sie eine starke Persönlichkeit, die auf die Hilfe anderer -zumindest in ihren eigenen vier Wänden- nicht angewiesen war. Sie benutzte Michael zu ihrer Unterhaltung und nicht mehr. Jetzt, wo er weiß, was sie angerichtet hat, ist es ihr allerdings nicht möglich, ein solches Leben wie vor dem Knast weiterzuführen. Bringt sie sich also tatsächlich nur um, weil sie durch den, deines Erachtens immernoch kindlichen Michael, keine Stütze erhält? Ich glaube eher, dass sie Michael nicht in die Augen sehen kann. Wieso sonst hätte sie sich direkt einen Tag vor ihrer Entlassung erhängt, und nicht vorher erst mit Michael geredet, wie dieser zu ihr steht? Im Grunde genommen hatten die beiden schließlich über die Zeit, als Hanna im Gefängnis war, gar keinen Kontakt (abgesehen von den Kassetten und Hannas Brief)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Ich bin auch noch da, tut mir leid, dass ich mich erst so spät wieder melde :uups:


    Zitat

    Original von kampfguerkchen
    Es kann sein, dass es so ist, doch ich empfinde es anders. Michael war ihr nie eine Stütze, er war lediglich ihr "Spielgefährte". Hanna war lange Zeit dazu in der Lage, ihr Leben selbstständig zu regeln. Ansich war sie eine starke Persönlichkeit, die auf die Hilfe anderer -zumindest in ihren eigenen vier Wänden- nicht angewiesen war. Sie benutzte Michael zu ihrer Unterhaltung und nicht mehr. Jetzt, wo er weiß, was sie angerichtet hat, ist es ihr allerdings nicht möglich, ein solches Leben wie vor dem Knast weiterzuführen. Bringt sie sich also tatsächlich nur um, weil sie durch den, deines Erachtens immernoch kindlichen Michael, keine Stütze erhält? Ich glaube eher, dass sie Michael nicht in die Augen sehen kann. Wieso sonst hätte sie sich direkt einen Tag vor ihrer Entlassung erhängt, und nicht vorher erst mit Michael geredet, wie dieser zu ihr steht? Im Grunde genommen hatten die beiden schließlich über die Zeit, als Hanna im Gefängnis war, gar keinen Kontakt (abgesehen von den Kassetten und Hannas Brief)


    Ich sehe das ähnlich, ich habe mich während des ganzen Buches gefragt, ob das wirklich Liebe zwischen den beiden war. Ich habe es auch eher so gesehen, dass Michael für Hanna ein "Spielgefährte" ist, sie hat ja sehr zurückgezogen gelebt, wahrscheinlich aus Angst davor, dass ihr Geheimnis entdeckt wird und da Michael so jung, unerfahren und schwach war, ging wenig Gefahr von ihm aus.
    Von seiner Seite aus, denke ich, dass er einfach die Chance hatte, seinen ersten Sex mit einer erfahrenen Frau zu habe und sie im Nachhinein zu positiv in Erinnerung hatte.
    Ein Grund für Hannas Suizid sehe ich auch in ihrem Alter (das Problem, nach so langer Zeit wieder "draußen" zurechtzukommen) und auch in dem Altersunterschied zu Michael, der in meinen Augen jetzt schwerer wiegt als damals. Irgendwo stand ja auch, dass Michael bei seinem Besuch dachte, das sie nach alter Frau riecht und ich denke, dass Hanna auch bemerkt hat, dass er so denkt/fühlt.

  • Zitat

    Original von kampfguerkchen


    Es kann sein, dass es so ist, doch ich empfinde es anders. Michael war ihr nie eine Stütze, er war lediglich ihr "Spielgefährte". Hanna war lange Zeit dazu in der Lage, ihr Leben selbstständig zu regeln. Ansich war sie eine starke Persönlichkeit, die auf die Hilfe anderer -zumindest in ihren eigenen vier Wänden- nicht angewiesen war. Sie benutzte Michael zu ihrer Unterhaltung und nicht mehr. Jetzt, wo er weiß, was sie angerichtet hat, ist es ihr allerdings nicht möglich, ein solches Leben wie vor dem Knast weiterzuführen. Bringt sie sich also tatsächlich nur um, weil sie durch den, deines Erachtens immernoch kindlichen Michael, keine Stütze erhält? Ich glaube eher, dass sie Michael nicht in die Augen sehen kann. Wieso sonst hätte sie sich direkt einen Tag vor ihrer Entlassung erhängt, und nicht vorher erst mit Michael geredet, wie dieser zu ihr steht? Im Grunde genommen hatten die beiden schließlich über die Zeit, als Hanna im Gefängnis war, gar keinen Kontakt (abgesehen von den Kassetten und Hannas Brief)


    Es ist interessant, wie unterschiedlich doch die Auffassungen von einem Buch, Personen, Handlungsweisen und Denkungsweisen sind!


    Für mich ist Hanna eine sehr schwache Frau, die ihr Leben nie auf die Reihe bekommen hat. Sie hat ihr Leben an sich vorbeilaufen lassen, sie hat wenig gekämpft. Es gibt ein paar Aufbegehren ihrerseits, aber sie zieht sich sofort in ihr Schneckenhaus wieder zurück, wenn sie keine Chance mehr für sich sieht.
    Genau wie in der Gerichtsverhandlung. Erst ein kurzer Kampf, dann Aufgabe. Auch die verzweifelten Fragen (so amüsiert ich auch war) an den Richter, was er denn in ihrem Falle getan hätte, zeugt von mangelndem Selbstbewusstsein und von Verzweiflung. Hanna ist eine Frau, die von Anfang an einen starken, selbstbewussten Mann gebraucht hätte. Auch mit ihrem Analphabetismus! Sie hätte nur sagen brauchen, dass sie es ist. Aber, sie war eine schwache Frau!
    Als sie nun die Aussicht hatte, mit 65 Jahren aus dem Gefängnis zu kommen, was ihr in gewisser Hinsicht eine Stütze war (das Gefängnis war der starke Mann in ihrem Leben!), sah sie ihre Kraft schwinden! Auch Michael war ihr in dem Punkt, wie gesagt, keine Stütze.


    Zu dem Thema: warum sie vor der Entlassung nicht mit Michael nicht geredet hat: sie hat sich doch in der gesamten Gefängniszeit gar nicht mit ihm ausgetauscht. Diese Möglichkeit kam für sie einfach nicht in Betracht. Sie hat ihm ja nicht einmal gratuliert zum Abschluss (Zeitungsausschnitt über ihrem Bett), sie hat ihn nicht über die Bücher informiert, die sie gelesen hat - nichts. Von daher wäre es nicht geradlienig für ihren Charakter, wenn sie ihn plötzlich gefragt hätte, wie er zu ihr stehen würde - wäre ja auch eine indirekte Blöße, die sie sich geben würde.


    Zu dem Thema: sie konnte ihm nicht in die Augen sehen: das war aber meines Erachtens andersherum beschrieben. War er es nicht, der ihr nicht in die Augen sehen konnte, der keinen anständigen Satz herausbrachte? Er war derjenige, der gehemmt und unsicher erschien. Ich denke, er war Zeit seines Lebens von ihr abhängig und ist es bis über ihren Tod hinaus.

  • Ich habe das Buch auch zu Ende gelesen. Es hat mir sehr gut gefallen. Wahnsinn was man alles auf 200 Seiten schreiben kann.


    Ich finde es auch gut das sich Michael und Hanna nochmal gesehen haben. Das Hanna sich umgebracht hat, hat sie vielleicht deshalb gemacht weil sie Angst hatte vor dem normalen Leben. Sie wird bei dem Besuch von Michael gemerkt haben das sich was verändert hat. Sie vielleicht auch allein da steht. Sie niemanden hat der zur ihr steht, denn ich glaube kaum das sich Micheal um sie gekümmert hätte nach dem sie entlassen wurde. Er hat zwar für sie alles vorbereitet aber das denke ich hat er auch nur gemacht weil die Leiterin der Haftanstalt ihn gebeten hat dies zu tun.


    Michael sein Leben ist geprägt von Hanna. Er vergleicht seine Freundinnen immer mit Hanna. Er ist dadurch beziehungunfähig.


    Was ich sehr schade fand war als Michael zum Richter geht und ihn über Hanna´s Analphabetismus berichten will und dies dann nicht tut.

  • Ich musste das Buch letztens in der Schule lesen, dh wir behandeln es immer noch und schreiben Donnerstag eine Klausur darüber.
    Mir hat es auch sehr gut gefallen. Die Enfachheit wie Schlink die Handlung formuliert ist einzigartig und lässt dem Leser noch genügend Freiraum für Fragen.
    Dass Hanna sich am Ende umgebracht hat, unterstreicht nur wieder ihren Charakter und ihre Dominanz gegenüber Michael, den sie durch ihren Tod erneut sitzen lässt.
    Es ist traurig und erschütternd zugleich - die Liebesgeschichte ohne Happy End und die daraus resultierenden Folgen auf Seiten michaels und die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen in den Sechziger Jahren... Wirklich mitreißend.

    Nur ein wahrer Freund erkennt die Tränen in deinen lachenden Augen.