John Matthews - Das vergessene Kind / Past Imperfect

  • Klappentext:
    Provence, August 1963: Auf dem Weg nach Hause wird der kleine Christian überfallen und getötet. Sein Mörder wird nie gefasst. Dominic Fourier, der mit den Ermittlungen betraut war, hatte ich stets gehofft, das Verbrechen aufklären zu können.
    Und nun, nach über dreißig Jahren, scheint die Chance gekommen. Er hört von einem Jungen aus England, der von seltsamen Träumen heimgesucht wird und in Trance französich spricht- in einem Dialekt jener Gegend, in der Christian ermordet wurde. Skeptisch aber dennoch fasziniert besucht Fourier den Jungen- und rollt den Fall erneut auf...


    Ich war gefesselt und schockiert von diesem Kriminalroman, in dem die Parapsychologie eine Rolle spielt, und es um Kindermord geht.
    Durch die lebendige Beschreibung der Umgebung in Südfrankreich, ist es fast so, als wäre man selbst dort.
    Man wünscht sich, dass der Fall aufgeklärt wird und der Täter seine gerechte und harte Strafe bekommt.

  • Habe diesen Beitrag bei Stöbern entdeckt und mich gewundert, warum er unter "Sonstiges" zu finden ist. Ich hätte ihn unter Krimis eingestellt.


    Das Buch ist wirklich spannend und gut geschrieben. Und ich musste es auch unbedingt zu Ende lesen. Aber für mich als Mutter war es zeitweise unterträglich, die Vorstellung, wie Christian gelitten haben muss. - Krimis mit Pädophilen berühren mich viel mehr als andere und ich kann sie oft nicht aushalten. Ansonsten kann ich ungerührt lesen, wie Menschen auf z.T. brutalste Weise umgebracht werden (z.B. bei Mankell, Sayers ...) aber bei Kindern ?!


    Aber, wie gesagt, ein spannender gut gemachter Krimi - nur sollte man wissen, worauf man sich einlässt.


    grüße von missmarple

  • Eins der wenigen Bücher, die ich nicht weiter lesen konnte, weil es mir so unter die Haut ging. Ich weiss auch nicht, ob ich es jemals lesen werde, obwohl ich schon soviel positives darüber gehört habe.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen!


    Anfangs hat es mich total überrascht, dass man von Beginn an weiß, wer der Mörder von Christian ist. Erst war ich deswegen etwas enttäuscht, was sich nach ein paar Seiten aber gleich wieder gelegt hat. Nämlich genau das macht dieses Buch meiner Meinung nach aus: Man erfährt über mehrere Jahrzehnte, was der Mörder in seinem weiteren Leben macht. Sehr sympathisch ist meiner Meinung nach die Figur des Dominic Fourier. Ich finde, er kommt sehr menschlich rüber. Vor allem als ihm mit Versetzung gedroht wird und er seine kranke Mutter nicht im Stich lassen will. Sehr gut finde ich auch den Schluss:

  • Irgendwie ist die Rezi bei mir untergegangen, aber ich habe es jetzt gleich auf meine Liste gesetzt. :wink:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich bin immer wieder dankbar, vermutlich hätte ich dieses Buch nie gelesen, wenn mich nicht die vorangegangenen Rezis neugierig gemacht hätten. Und mit etwas Glück hab ich mir das Buch zum Schnäppchenpreis zu nur 1Euro ersteigert.
    Kann mich den positiven Rezensionen nur anschließen, ein tolles Buch. Wie gesagt, weiß man von Anfang an, wer der Mörder ist, aber das ist gut so. Man fiebert mit und man hasst diesen Kerl abgrundtief. Das Thema Parapsychologie fand ich sehr interessant, bietet eine Menge Nachdenk- und Grübelstoff.

  • Das ist ein Super-Buch, ich lese es gerade!


    „Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch,
    nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre.´
    Gerhart Hauptmann
    * 15. 11. 1862 - Obersalzbrunn in Niederschlesien
    † 06. 06. 1946 - Agnetendorf [/size]
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  • Manchmal habe ich richtig Glück: Diesen über 500 Seiten spannenden Krimi habe ich von einer lieben Nachbarin bekommen, die gelegentlich gebrauchte Bücher bei mir vorbeibringt, damit ich sie entweder lese oder zu Kleingeld auf Booklooker mache. Letzteres ist bei ihren Büchern meist der Fall, da es sich bei der Lektüre im Gros um Frauenliteratur oder stark politisch gefärbte Thriller handelt. Beides nicht so wirklich mein Genre.

    Handlung und Meinung:
    "Das vergessene Kind" von John Matthews hat jedoch meine Neugier geweckt - es geht nicht um Liebesgedöns und politische Verschwörungen (nicht vorrangig, zumindest), dafür um einen mysteriösen Jungen, der bei einem Verkehrsunfall Mitte der 1990er Jahre seine Eltern verliert und während der Therapie unter Hypnose durch einen Psychologen beginnt, Französisch im südlichen Dialekt zu sprechen, ohne die Sprache zu kennen. Das soll es tatsächlich geben: man nennt dieses Phänomen "Xenoglossie." Der englische Junge, Eyran, erzählt von einem weiteren Buben in seinen Alter, der in seinen Träumen verspricht, Eyran zu helfen, die Eltern zu finden, mit deren Tod sich Eyran nicht konfrontieren will. "Gigo", wie er seinen Freund bezeichnet, hat scheinbar dasselbe Schicksal erlitten und fühlt sich solidarisch mit Eyran.


    Der Psychologe Lambourne bittet eine Parapsychologin aus den Staaten um Hilfe, und bald finden sie heraus, dass es keineswegs Unsinn oder Geltungssucht ist, was Eyran unter Hynose erstaunlich detaliiert berichtet: 1963 wurde "Gigo" unter nie aufgeklärten Umständen in einem Weizenfeld vergewaltigt und so schwer verletzt, dass er wenige Tage später starb - sein richtiger Name lautet Christian Rousselot. Damals wurde der junge Gendarm Dominic Fornier mit dem Fall betraut. Als Täter kommt ein verdächtiger Landstreicher in Frage, doch dessen Schuld konnte nie eindeutig bewiesen werden. Dennoch wird er verhaftet und kurzerhand ein Prozess gemacht: der Mann verbringt sein restliches Leben hinter Gittern.


    All die Jahre nagt der Fall an Dominics Gewissen. Er heiratet Christians Mutter, nachdem deren Mann sich aus Kummer um den Tod des geliebten Sohnes das Leben nahm (auch die Beziehung Dominic - Monique kommt nicht zu kurz und ist sehr schön beschrieben). Der mutmaßliche Täter hatte in der Verhandlung von einem grünen Sportwagen in der Nähe des Tatorts geredet, so dass Dominic Fournier nicht umhin kann, zu glauben, den Falschen verhaftet zu haben. Für den Leser steht der wirkliche Täter übrigens von Anfang an fest, aber das tut der Spannung keinen Abbruch - im Gegenteil.


    Als die Parapsychologin Marinella und Lambourne sich dreißig Jahre später aufgrund einiger älteren Zeitungsartikel mit ihm in Verbindung setzen und er nach England eingeladen wird, ist er zunächst skeptisch, doch mehrere Indizien lassen darauf schließen, dass Eyran und Christian in der Tat so etwas wie Seelenverwandte sind. Doch kann man dem schwer traumatisierten Jungen und seinem "zweiten Ich" Christian zumuten, einen Mord zu schildern?


    Mit der Erzählperspektive hatte ich zunächst Probleme, da sie rasch gewechselt wird und ziemliches Tempo ins Buch bringt - ich bevorzuge eigentlich ruhige Romane. Auch das Thema bzw. das Tatmotiv an sich ist schwer verdaulich: ein hochangesehener Anwalt und spätere Politiker steht auf junge Knaben und besucht selbst nach der Mordtat ungestraft einschlägige Etablissements. Kein heißes Eisen wird ausgelassen: Schießereien in Bars, Erpressung, Schmiergeldaffären.


    Fazit: Und trotzdem liebe ich dieses Buch. Die "Guten" sind sympathisch (mit Abstrichen nur die Talkshow-geile Marinella Calvan, deren größter Wunsch es ist, bei Ophrah Winfrey Lorbeeren einzuheimsen und somit ihrem Beruf zu gesellschaftlicher Akzeptanz zu verhelfen), die "Bösen" verachtenswert, und was mich besonders fasziniert hat, waren die psychologische Komponente, die sorgsame Recherche und das lebendige Flair der verschiedenen Zeitepochen von 1960 zu den 1990er Jahren. Ich konnte jeden Ort, jede Begebenheit bildhaft vor mir sehen (was nicht immer positiv war), und selbst die Gesichter der Protagonisten nahmen trotz sparsamer Personenbeschreibung Gestalt an. Nicht zuletzt sorgt der originelle und brisante Plot dafür, dass man "Das vergessene Kind" kaum aus der Hand legen kann. Ein Muss fürs Freibad, Baggersee oder Balkonien.


    Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das vergessene Kind ist starker Tobak. Ich bin dennoch froh, es gelesen zu haben.



    Auf dem Weg zu seinem besten Freund wird der kleine Christian 1963 überfallen, sexuell missbraucht und getötet. Der Täter wird nie gefasst, ein anderer wird an seiner Statt schuldig gesprochen. Dominic Fornier, der zum Ermittlungsteam gehörte, hatte stets an die Unschuld des Verurteilten geglaubt. Und nun, nach über dreißig Jahren, scheint die Chance gekommen, das Verbrechen aufklären zu können.


    Der Mörder des 10jährigen Christian ist von Anfang an bekannt. Die Darstellung der Gewaltszenen ließen mich anzweifeln, ob ich dem Buch gewachsen bin (Für mich sind Kinder in der Opferrolle schwer zu ertragen, die Gewaltszenen, so kurz und knapp sie auch beschrieben sein mögen, sind die Hölle. Doch ich wollte miterleben, wie dem Schuldigen letztendlich der Prozess gemacht wird :rambo:


    Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Die "Guten" haben ihre Ecken und Kanten und das ein oder andere dunkle Geheimnis und durch die Gegenspieler erlebt man viele Seiten "des Bösen" . Ich fand die Entwicklung der Personen schlüssig und die Ermittlungsarbeit realistisch beschrieben. Die Ortsbeschreibungen und die schnellen Perspektivenwechsel sind dem Autoren besonders gut gelungen, man kann das Buch kaum zur Seite legen.


    Den Aspekt der Parapsychologie hätte ich gern etwas ausführlicher erklärt bekommen, mit der Person der Marinella Calvan und Ihrem bestimmt auf manche Therapeuten zutreffende Publikumsgeheische gehe ich zumindest mit dem Thema auf Abstand.


    Fazit:
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: