Antonio Lobo Antunes, Reigen der Verdammten

  • Seitenzahl: 270


    Inhalt(Innenseite):


    Im September 1975 haben die Kommunisten das Salazar-Regime längst gestürzt, die Großgrundbesitzer sollen enteignet werden und bangen um Hab und Gut, Leib und Leben.
    Der achtzigjährige Patriarch einer dieser Feudalfamilien liegt im Sterben, und wie die Aasgeier versammeln sich die Angehörigen auf seinem Gut im Alentejo. Ein irrrer Reigen trifft dort aufeinander, mehrere Stimmen erzählen davon, und gutgehütete Geheimnisse werden enthüllt.Die in der Familie häufigen Krankheiten wie Schizophrenie und Debilität haben ihren Grund. Noch auffälliger ist jedoch der Haß, der sich aus Habsucht und Neid speist und der offen zu Tage tritt, als sich herausstellt, dass der Alte das gesamte Erbe bereits durchgebracht und sogar Schulden gemacht hat.


    Autor:
    Geboren 1942 in Lissabon, studierte Lobo Antunes Medizin und wurde Chirurg. Während des Kolonialkrieges war er 27 Monate lang als Militärzeit in Angola. Danach arbeitete er in der Psychatrie und war lange Chefarzt in einer Psychiatrischen Klinik in Lissabon. Seine Werke sind in dreißig Sprachen übersetzt und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.


    Meine Meinung:


    Um besser für das Buch gewappnet zu sein, habe ich mich genauer über die Nelkenrevolution informiert. Zum Verständnis des Buches half mir dieses neu erworbene Wissen jedoch wenig.
    Auf solch ein Bombardement der Sprache war ich nicht gefasst.
    Antonio Lobo Antunes liebt Wortspielereien über alles. Ich kämpfe mit extremen Satzverschachtelungen und Assoziationen. Oftmals bin ich mehr mit dem Satzgefüge als mit der Handlung beschäftigt. Fiktionen und Realität liegen so dicht beieinander, dass es mir schwer fällt beides voneinander zu trennen.
    Antunes Denkprozeß ist mit einer Sprunghaftigkeit behaftet, die mich zeitweise rätseln läßt wer im Augenblick spricht, was sich dann erst nach etlichen Seiten aufklärt.
    Die Familiendynasty besteht aus einer Schar Verrückter, die durch die Fähigkeit zur Gemeinheit, Boshaftigkeit und Haß, gekrönt durch die Gier zu erben, gekennzeichnet ist. Deutlich spürt man Wissen und Erfahrung des Autoren als Arzt und Psychiater. Eine wahre Fundgrube für den Interessierten dieses Gebietes.
    Der Patriarch war ein Gauner, dem es hervorragend gelungen ist den Schein des Wohlstands zu wahren. Er vollführte wahre Akrobatik um den Geldsegen nicht versiegen zu lassen indem er Grundstücke und Häuser auch mehrmals verkaufte, Wechsel zwischen den Banken hin und her schob. Seine Schulden häuften sich somit ohne auf den "gehobenen" Lebensstandard verzichten zu müssen.
    Ein äußerst schwierig zu lesendes Buch bei dem man sich wegen seiner Kompliziertheit die Story wahrlich erarbeiten muß.
    Wer sich daranwagt, sollte eine Menge Ausdauer und Geduld mitbringen.


    Gruß Wirbelwind


    :study: Khaled Hosseini, Tausend strahlende Sonnen

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

    Einmal editiert, zuletzt von Wirbelwind ()

  • Liebe Wirbelwind,


    mensch, da hast du ja mit deinem Gewinnerbuch nicht gerade Glück gehabt! :( Ich hatte ja die Wahl, mich für dieses oder mein letztliches Gewinnerbuch zu entscheiden und bin froh, die richtige Wahl getroffen zu haben. O:-)


    ABER, nichts desto trotz, gäbe es viele, die sich a) vorher schon gar nicht über das sie zu erwartende Thema informiert hätten und b) definitiv abgebrochen hätten. Du hast dich durchgequält und dennoch eine sehr faire Rezension geschrieben! =D> Andere hätten das Buch vielleicht arg schlecht gemacht und ihm überhaupt nichts abgewinnen können.


    Ich bin gespannt, ob sich andere Stimmen auftun, die das Buch gelesen haben oder die sich mit dem Thema schon literarisch beschäftigt haben!


    Liebe Grüße, Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)