Paul Theroux: Hotel Honolulu

  • Zum Autor: Paul Theroux, Jahrgang 1941 stammt aus Massachusetts und lebt heute in Cape Cod und London. Neben einigen Romanen hat er viele Reisebücher geschrieben, die bekannt für ihre Bissigkeit sind (und von denen ich leider keine kenne).


    "Hotel Honolulu" ist ein Roman, den die Wikipedia als "halbautobiographisch" bezeichnet, was sich mit dem Eindruck, den ich beim Lesen hatte deckt - schließlich ist der Ich-Erzähler ein bekannnter Reiseschriftsteller. Im Gegensatz zu Theroux leidet er allerdings an einer Schreibblockade und entscheidet sich ein neues Leben zu beginnen. Als Ort dafür wählt er den vielleicht klischeehaftesten Aussteigerort der Welt: Hawaii. Er wird Manager des etwas heruntergekommenen "Hotel Honolulu"s, eine Aufgabe, die wie er sagt eigentlich keine ist, denn die Angestellten haben die tägliche Routine auch ohne ihn im Griff. So bleibt ihm eine Menge Zeit eine Einheimische zu heiraten, die gemeinsame altkluge Tochter Rose groß zuziehen und sich Gedanken über die Hotelbesucher, den Besitzer Buddy und dessen Frauengeschichten und über all die anderen Menschen auf der Insel zu machen.


    In 80 kurzen Kapitel erzählt uns Theroux einerseits die Geschichte seines Ich-Erzählers, andererseits sind immer wieder kurzgeschichtenartig Episoden über diverse Hotelbewohner eingestreut, die zur Haupthandlung nichts beitragen. Oben erwähnte Bissigkeit lässt sich am Rande auch erahnen, denn die Bemerkungen des Ich-Erzählers über die Hawaiianer sind nicht immer unbedingt nett. Wer dagegen Beschreibungen der Inseln erwartet ist fehl am Platz - hier geht es nicht um Örtlichkeiten sondern um Menschliches. Seine Charaktere sind alle eher skurril, seine Geschichten bei aller Sonne und Urlaubsstimmung stimmen aber oft eher traurig.
    Sein Stil hat mich zu Anfang an Murakami erinnert, aber ich glaube, das liegt eher daran, dass der Ich-Erzähler in einer Situation steckt, die auch von Murakami stammen könnte, auch wenn er schon etwas älter ist. Aber sicher auch an seiner klaren, präzise beschreibenden, eher nüchternen Sprache. Ich habe das Buch gerne und mit Genuss gelesen auch wenn es für meinen Geschmack ein bisschen weniger Sex mit Prostiuierten/jungen Philipinas/Inzest/Kindsmissbrauch hätte vorkommen brauchen.
    Vergnügen mit einem Schuss Melancholie bereitet dieses Buch, das leider nur noch gebraucht zu haben ist.