Stephan Grundy - Wodans Fluch / Attila's Treasure

  • Kurzbeschreibung von amazon:


    Fünfzehn Jahre zählt Hagan, der als zweiter Sohn des Burgunderkönigs in Worms aufwächst - ein einsamer, einzelgängerischer Knabe, durch seine Mutter Grimhild und den Seher der Burgunder mit dunklem Wissen ausgestattet.


    Seinem älteren Bruder Gundahari, dem Thronerben, ist er ebenso treu verbunden wie seinem Volk und seiner Familie. Als Unterpfand für die Bündnistreue der Burgunder kommt Hagan an den Königshof von Attila.


    Dort freundet er sich mit Waldhari von Aquitanien und Hildegund, einer suebischen Fürstentochter an, wird Begleiter und Beschützer ihrer großen Liebe. Er verteidigt unter Einsatz seines Lebens die Liebe zwischen Waldhari und Hildegund vor den Nachstellungen Attilas und den politischen Interessen seines Bruders Gundahari.


    Hagans Zeit ist eine Zeit des Umbruchs. Die Völkerwanderung hat Europa in Bewegung versetzt, drei Religionen - der germanische Götterglaube, der hunnische Schamanismus und das erstarkende Christentum - wetteifern um die Gläubigen.




    Über den Autor


    Stephan Grundy war 25, als sein Erstling 'Rheingold' mehrere Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
    Neben dem Verfassen von 'Wodans Fluch', hat er seine Dissertation über Wotan abgeschlossen, die im Februar 1996 bei der renommierten Harvard University Press erschienen ist.


    Der Autor, der 1967 in New York geboren wurde, hat viele Forschungsreisen nach Norwegen, Finnland, Grönland und Island gemacht.
    Gemeinsam mit seiner Frau Melodi lebt er seit 1995 in Irland.




    Wodans Fluch ist also der zweite Roman von Stephan Grundy. Der erste Roman Rheingold behandelt die Nibelungensage.
    Der zweite Roman 'Wodans Fluch' erzählt die Geschichte von Hagen, dem "Bösewicht" der Nibelungensage. Ist also zeitlich, obschon das Nachfolgewerk, vor dem Erstling anzusetzen.
    Stephan Grundy erzählt von Hagens Jugend am Hof von Attila bei den Hunnen und verknüpft so verschiedene Sagen und Religionen.
    Er geht dabei mit derselben detailverliebtheit vor und begeistert mit seinem enormen Wissen um die vormittelalterlichen Sagen, wie schon in Rheingold.


    Während es jedoch bei 'Rheingold' sehr viele Hauptfiguren, Nebenfiguren und Schauplätze gab - schliesslich mussten hier mehrere Generationen Geschichte erzählt werden - konzentriert sich 'Wodans Fluch' auf die Hauptperson Hagen und spielt zum grossen Teil in dem Lager der Hunnen.


    Die Hauptperson Hagen ist alles andere als der strahlende und mutige Held, sondern ein mürrischer, unangepasster Zeitgenosse. Ein Aussenseiter unter Aussenseitern am Hof Attilas. Linkisch und belastet durch das unheimliche, magische Erbe seiner Mutter und seines 'Vaters', einem Wesen nicht ganz Mensch.
    Trotzdem findet er dort in der Fremde ein wirkliches Zuhause und eine Zukunft. Hagen wird zerissen zwischen der Treue gegenüber seinem Bruder und dem Wunsch seiner Bestimmung nachzugehen.






    Obwohl Hagen ein mürrischer, meist schlecht gelaunter, humorfreier Mensch ist, sprich eine echte Spassbremse, ist er ein echter Charakter mit vielen Tiefen, Ecken und Kanten, Träumen und Schwächen. Ich kann mich in ihn hineinfühlen und so die Geschichte miterleben.


    'Wodans Fluch' ist ein Buch, dass bei mir Glatte Fünf Sterne bekommt. Und wenn es sechs Sterne gäbe, dann würde es sechs Sterne bekommen.
    Also, alle Fantasyfans: Ein absolutes Muss!



    Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass Stephan Grundy, nach den beiden Büchern Rheingold und Wodans Fluch, weitere Bücher, diesmal zusammen mit seiner Frau Melodi verfasst hat.


    Gilgamesch - Herr des Zweistromlandes
    Adler und Falke
    Die Flucht des Falken
    Die Nacht des Falken


    Ob es an der ehelichen Zusammenarbeit liegt, oder Stephan einfach seinen Biss verloren hat, jedenfalls sind die weiteren Bücher ja ganz nette Unterhaltung, kommen aber in keinster Weise an die beiden ersten, im Alleingang geschriebenen, Bücher ran.


    :cyclopsani: :cyclopsani: :cyclopsani:
    Ödipus in zehn Sekunden:
    Ödipus wacht auf und sagt: Welches Schwein hat mit meiner Mutter geschlafen?
    Ach, das war ja ich.
    :cyclopsani: :cyclopsani: :cyclopsani:
    (Woody Allen)

  • Ist also zeitlich, obschon das Nachfolgewerk, vor dem Erstling anzusetzen.


    Das stimmt so nicht ganz. Grundy sagt im Nachwort zu "Wodans Fluch", dass diese Handlung eigentlich zwischen Kapitel 3 und 7 von "Rheingold" anzusiedeln ist. Und er freundet sich mit Hildegund auch nicht wirklich an :wink:
    Was ich an Grundys Romanen liebe: die tiefe Verbundenheit zu den alten Sagen und Geschichten, denen er eine neue und für mich so viel glaubwürdigere Version hinzufügt, als sie die bekannten Heldensagen erzählen. Bei Grundy sind es Menschen mit all ihren Sorgen, Ängsten, Schwächen und Stärken, die versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden und keine übermenschlichen Helden. Was mich besonders berührt hat: das Gesetz an Attilas Hof, dass niemand wegen seiner Religion geschmäht werden oder aus diesem Grund ein Streit entstehen darf. Wieviel friedlicher wäre es in unserer Welt, wenn alle sich danach richten würden!
    Hagan ist auch bei Grundy düster. Aber nicht düster aus Bosheit, sondern düster aus tiefer Einsamkeit, weil er "anders" ist und weil er schon mit seinen 15 Jahren, als wir ihn kennenlernen, eine Bürde zu tragen hat, die für einen ausgewachsenen Kämpen schwer zu tragen wäre: er muss seinens Bruders Hüter und Beschützer sein - nur dafür ist er geboren und dessen ist er sich bewusst. Aber er zerbricht nicht an dieser Bürde. Er lernt alles, was nötig ist und er findet - zu seinem Glück - einige wenige, dafür aber sehr gute Freunde. Und so endet er zwar tragisch, aber er bewahrt die vielzitierte und oft mißbrauchte "Nibelungentreue" - nicht nur seinem Bruder gegenüber, sondern er erfüllt auch alle anderen Schwüre, die er aus Überzeugung geleistet hat. Und die Ironie des Schicksals liegt wohl darin, dass ausgerechnet sein christlicher (!) Blutsbruder Waldhari Hagan letztendlich zu dem macht, was Wodan von Hagan erwartet hat. Hagan: ein tragischer, düsterer Held, der meine ganze Sympathie hat.


    Wer bereit ist, die Nibelungensage in einem neuen Licht zu sehen, sollte unbedingt "Wodans Fluch" und auch "Rheingold" lesen! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich habe Wodans Fluch auch gelesen und war vom Protagonisten begeistert. Hagan ist so einzigartig und die Beschreibung der Bräuche und Werte der Hunnen so außergewöhnlich, dass die eigentliche Geschichte, der "rote Faden" beinahe in den Hintergrund tritt.
    Die Falken-Reihe habe ich auch gelesen und kann sie durchaus weiterempfehlen.

  • Mich trennen nun nur noch 29 Seiten vom Schluss, und ich bin schwer begeistert.


    Die Darstellung der Hunnen, Goten, Gallier und Burgunder ist überzeugend, die Geschichte nimmt mich mit - emotional und geistig - und die Charaktere sind einfach nur faszinierend.


    Ich bin beeindruckt von Stephan Grundy's Sprachgewalt und Erzählkunst, die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist schillernd und gehaltvoll. Mit jeder der Figuren kann ich mitfühlen.


    Ich genieße jede Zeile dieses außergewöhnlichen Romans, weshalb ich nun auch schon ein paar Wochen an dem Buch lese. Es ist eines dieser Bücher, die man verschlingt, die aber trotzdem Zeit brauchen.


    "Wodans Fluch" ist schon jetzt eines meiner Lieblingsbücher.

  • "Wodans Fluch" ist beendet, und ich bin tieftraurig darüber, dass es vorbei ist, und froh, dass ich es jederzeit wieder zur Hand nehmen kann. Dieser Roman hat mich bewegt, berührt und mitgerissen wie schon lange kein Buch mehr, es hat Bilder in mir zurückgelassen, die ich immer wieder abrufen möchte. Ich hatte mehr als einmal während des Lesens Tränen in den Augen und bin sehr beeindruckt von der Tiefenschärfe und Vielschichtigkeit der Charaktere. "Wodans Fluch" braucht Zeit, aber jede einzelne Minute lohnt sich.

  • Dieser Roman hat mich bewegt, berührt und mitgerissen wie schon lange kein Buch mehr, es hat Bilder in mir zurückgelassen, die ich immer wieder abrufen möchte. Ich hatte mehr als einmal während des Lesens Tränen in den Augen und bin sehr beeindruckt von der Tiefenschärfe und Vielschichtigkeit der Charaktere. "Wodans Fluch" braucht Zeit, aber jede einzelne Minute lohnt sich.


    Wie schön, dass wieder jemand dieses wunderbare Buch für sich entdeckt hat :thumleft:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vorab: Rheingold fand ich sehr gut. Und das war auch der Grund, den Fluch zu lesen, nachdem ich Gilgamesch doch recht zäh empfunden hatte. Die Hagen-Geschichte liegt für mich qualitativ dazwischen. Der epische Bogen von Rheingold ist nicht da, die Geschichte, die erzählt wird, ist einfach kleiner. Das fehlt mir. Die Personen allerdings sind sehr gut herausgearbeitet, wohl sogar besser als bei Rheingold. Mir fehlten die Götter! (Das war für mich der Höhepunkt beim Rheingold, wie er es schaffte, die Götterwelt der Germanen erfahrbar zu machen.) Wenn die Magie in den Vordergrund trat, dann war das auch hier sehr bildstark. Aber der Schauplatz Hunnenlager gab für mich einfach nicht genug her für die Seitenanzahl. Auch fand ich die Liebesgeschichte ein wenig breitgetreten und stellenweise sogar kitschig.

    Grundy ist offensichtlich jemand, der es fertigbringt, die alte Welt wieder aufleben zu lassen und das ist nicht wenig. In diesem Buch aber gab die Geschichte nicht wirklich genug her, was das Lesevergnügen schmälerte. Ein recht gutes Buch....