Ulla Hahn - Das verborgene Wort

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    Im Wettstreit um das katholischste Milieu einer Romanhandlung hat sie dem unerreichbar führenden Heinrich Böll einige Punkte abgenommen: Ulla Hahn, Rheinländerin wie Böll, schildert in Das verborgene Wort eine Nachkriegskindheit, die so bedrückend katholisch ist, dass man Mühe hat, sich ins Gedächtnis zurückzurufen: Ja, genauso war es. So wird der Ich-Erzählerin Hildegard als Kleinkind nach ihren ersten vier Worten ("Mama", "Wauwau", "Bäbä" und "Hamham") gleich ein Gebet beigebracht; die Nachbarin rechnet sich derweil aus, dass sie dreieinhalb Jahre lang täglich einen schmerzensreichen Rosenkranz und fünf Vaterunser beten muss, um ihrer Schwiegermutter, die ohne letzte Ölung gestorben war, aus dem Fegefeuer in den Himmel zu helfen. Es fällt schwer, das zu glauben, aber so ging es wohl wirklich mal zu in Deutschland.
    Das heranwachsende Mädchen, ein neugieriges, aufgeschlossenes Kind, wird beinahe erdrückt von dieser muffigen Enge. Die Verständnislosigkeit der Eltern und die unnachgiebige Strenge der gottesfürchtigen Großmutter lassen Hildegard fast zerbrechen -- wäre da nicht der Großvater, der ihr mit verwunschenen Geschichten das Tor zum Reich der Fantasie öffnet. Sie tritt ein in die Welt der Bücher und in dieser Welt findet sie ihr Zuhause, hier ist sie so frei, wie sie es im echten Leben nicht sein kann.


    Ulla Hahn, als Lyrikerin eher die knappe literarische Form gewohnt, lässt beim Erzählen dieser (ihrer?) Kindheitsgeschichte alle Selbstbeschränkung fahren -- durch fast 600 Seiten hat man sich zu kämpfen. Das ist nicht immer einfach, denn die sehr poetische Sprache und vor allem der Versuch, den rheinischen Dialekt wiederzugeben, verlangen dem Leser einiges ab. Doch es lohnt sich: Das verborgene Wort ist eine wunderschöne emotionsgeladene Hymne auf die Kraft der Fantasie. --Christoph Nettersheim



    Meine Meinung:


    Es ist nicht so ganz leicht zu lesen, da gerade die erste Hälfte des Buches viel "Kölsch" also platt gesprochen wird. Und wer das nicht gewöhnt ist (so wie ich), hat schon seine Probleme damit :wink:
    Aber das Buch ist fesselt, und geht unter die Haut!


    Jetzt weiß ich was es bedeutet, gut in der Schule sein, aber kein Geld für die höhere Schule. Wie gut es unser Jahrgang hat/hatte, wird einem erst einmal klar, wenn dieses Buch gelesen hat.


    Bin begeistert :cheers:




    Heidi

  • Hallo Heidi,


    danke für die Vorstellung. Das Buch hört sich sehr interessant an, zumal ich in den 50er Jahren geboren und streng katholisch erzogen wurde (zum Leidwesen meiner Mutter ohne nachhaltigen Eindruck ;))
    Da unsere Stadtbücherei das Buch anbietet, werde ich es mir von dort besorgen.


    LG
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Solche Bücher lese ich normalerweise nicht, weil ich im Zusammenhang mit der katholischen Kirche immer schnell aggressiv werde, aber wenn Du es gelesen hast, kannst Du mal davon berichten, vielleicht lese ich es dann nach Einnahme einiger Baldrianpillen doch...
    Gruß, €nigma

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hallo €nigma


    Du brauchst kein Baldrian, denke ich :wink:
    1. ist die Protagonistin sehr tiefsinnig, es entstehen drei Götter ihrer Meinung nach ;) Den Gott der Großmutter, oh Schreck. Den des Pfarres, na ja. Und den der Amalia, der ist in ordnung.
    2. sie macht sich daraus ihr eigenes Bild.


    Allerdings die Mutter und Großmutter sind schon sehr katholisch, überhaupt bekommt man oft einen dicken Hals, aber die Gedanken von "Hilla" sind erstaunlich.



    Viel Spass beim Lesen :D



    Heidi

  • Hallo €nigma,


    ich verstehe dich sehr gut, denn das geht mir genauso. Ich versuche, mit meiner Mutter das Thema zu vermeiden, aber manchmal habe ich das Gefühl, beim Telefonieren in den Tisch beißen zu müssen, um nicht auszuflippen. Wir kommen eh nicht auf einen Nenner, also sage ich nichts dazu :roll:
    Ich werde dir gern über meine Erfahrungen berichten ;)


    LG
    Rita

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Ich habe "Das verborgene Wort" auch gelesen. Weil Köln relativ nahe liegt, hat die Sprache mir sogar Spaß gemacht.


    Was den Inhalt angeht: Auch hier leben wir in einem dicken katholischen Milieu. Was den Katholizismus in den 60er Jahren betrifft, so kann ich ihn als vorkonziliar ablegen, und ich habe auch aufgehört, mit der Generation vor mir über den Glauben zu diskutieren.
    Was ich wesentlich schlimmer finde, ist die Entwicklung zur Zeit. Die Rückkehr zu den "alten Tugenden" und das Hervorholen der alten Zöpfe, die schon längst abgeschnitten waren (Schluß!!! sonst rege ich mich wieder zuviel auf, und dann nutzt auch kein Baldrian mehr)


    Lieber "Ein Mann im Haus" von Ulla Hahn ansehen:
    Inhalt: Die Goldschmiedin Maria lebt in einer katholischen Kleinstadt im Rheinland und hat ein heimliches Verhältnis mit dem örtlichen Küster und Chorleiter. Der wiederum ist mit der gut situierten Erbin der Wurstfabrik verheiratet und will es auch bleiben. Darauf wird Maria aktiv: Sie lockt Hansegon, den »Küstermann«, in ihr gepflegtes Heim und legt dem bindungsscheuen Galan selbst geschmiedete Fesseln aus purem Gold, »innen mit weichem lila Samt gepolstert«, sowie einen soliden Knebel an. Hilflos und entblößt an die Bettpfosten gebunden, wird der bindungsunwillige Hansegon nun zum Objekt ihrer Begierden und ihrer Fürsorge. Er wird mit Sex und Sekt verwöhnt, erhält pürierte Bandnudeln mit Kalbssoße – diese werden ihm über ein selbst geschmiedetes Silberröhrchen verabreicht – sowie sorgfältige Waschungen und viel klassische Musik. Von Amazon kopiert.


    Es ist herrlich bösartig. Nicht immer zu lesen ohne zu schlucken (denn der arme Gefesselte muss ja irgendwie und irgendwann "müssen" und das passiert auch auf dem Bett). Ansonsten bietet das Buch jeder rachsüchtigen weiblichen schwarzen Seele Verständnis ohne jedoch "platt" und peinlich witzig zu wirken, wie es oft bei solchen "Frau-übt-Rache-Büchern" ist.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe das "verborgene Wort" auch verschlungen, obwohl die ersten 50 Seiten schon Durchhaltevermögen voraussetzen, was mich eigentlich bei Büchern schon abschreckt. Aber es lohnt sich. Dieses Buch ist eine literarische Perle!!! :flower: :thumright: :study:

    Ich lese gerade "Die Haushälterin" von Jens Petersen und "Der Geist von Lamb House" von Joan Aiken.

  • Ich war anfangs begeistert vom "Verborgenen Wort", auch wegen des für mich amüsanten Anstriches durch das "Kölsche" (was aber gerade Woanderslebenden eventuell auf den Wecker gehen könnte?!). "Später" wurde mir das Lesen schwer und schwerer, weil es irgendwie lang und länger wurde. (Es gab auch eine Passage - die Beschreibung des "Spektakels" durch einen "Dorfaußenseiter" - die unnötig obszön war und m.E. nicht dem Gesamtton des Restes entsprach.)
    Sicherlich ist dieses Buch stark autobiographisch geprägt; ich sehe aber auch eine Art "Milieuroman" darin, der über die rein persönliche Geschichte hinausgeht. Natürlich lehnen wir wohl alle zurecht die stumpfe Enge z.B. der Frömmigkeit der Grossmutter ab. Allerdings sage ich mir selber dann, diese Auswüchse und "Abarten" von Glauben nicht direkt mit diesem selbst zu identifiziern: man würde ihm und den Menschen wohl nicht gerecht. (Es gibt - wenn ich mich recht erinnere - auch positive Vertreter aus dem Kreis von Glaubenden im Buch)
    Anderer Ansatz: Wenn wir uns in dieser tatsächlich und - glücklicherweise - eventuell veralteten und vergangenen Welt nicht mehr persönlich mit UNSEREN eigenen Erfahrungen wieder erkennen, kann es doch gut sein, dass unsere Eltern- und/oder Großelterngeneration noch ganz stark von diesem Umfeld geprägt war und noch ist. Wollen wir also vielleicht ein wenig verstehen, was den/die ein oder andere(n) in unserer Familie oder einfach bei Bekannten etc. stark geprägt hat, kann dieses Buch vielleicht sehr hilfreich sein.
    Tom

  • HAllo zusammen !


    Ich hab das Buch vor einiger Zeit gelesen und war echt begeistert. Die Sprache ist mir auch relativ leicht gefallen, da ich aus dr Nähe von Köln komme, aber ich kann mir vorstellen, dass viele damit SChwierigkeiten haben.


    Leider war das Buch viel zu schnell zu Ende, ich hätte auf jeden Fall noch länger darin lesen können.


    Also auf jeden Fall empfehlenswert
    :thumleft:

  • Ich habe dieses Buch eigentlich nur begonnen, weil ich mich aus beruflichen Gründen über die 50ger Jahre informieren wollte - und habe weit mehr bekommen, als ich erwartet hatte.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich konnte kaum mit dem Lesen aufhören und wann immer es mir die Zeit erlaubte, musste ich weiter lesen.


    Ich fand die "Zeitreise" ungemein spannend und kann gar nicht nachvollziehen, wenn hier im Thread von aufzubringendem "Durchhaltevermögen" gesprochen wird.
    Das fand ich überhaupt nicht. An keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass das Buch sich hinzieht.
    Ich fand die Geschichte großartig. Ich litt mit der kleinen Hildegard, mir kamen sogar bei der Beerdigung ihres Großvaters und angesichts der Krankheit ihrer Cousine ein paar Tränen. Ich empfand die kleine Hildegard auch nicht als altklug. Auch ihrem weiteren Lebensweg als Schulkind und später als Backfisch, ihrem ungebrochenem Streben nach Wissen folgte ich ich gern. Es gab viele Episoden und Kleinigkeiten, die mir so nahe gingen (z.B. das Akkordeon, die Gespräche der Männer bei ihrer Kommunion)
    Von besonderem Interesse war für mich auch der Katholisizmus und die strikte Trennung von den "Evangelischen" sowie die Haltung gegenüber den "Müppen" (die Flüchtlinge aus der kalten Heimat und später den Italienern)


    Lediglich die Sache mit dem Alkohol fand ich etwas zu glatt gelöst.


    Gefreut hat es mich immer, wenn ich einiges wiedererkannte, sei es aus Erzählungen meiner Eltern oder eigener Erfahrung. (Z.B. Hörzu und Bäckerblume, Plumsklo und wöchtenliches Bad.) Auch einige Sicht- und Verhaltensweisen der Tanten und Co kam mir bekannt vor. (z.B. wo Hildegard von ihrem Besuch bei Inge - der "Müpp" erzählt und nicht das Schöne und Gute gesehen wird, sondern nur, dass "Unkraut in der Vase war; und dass immer darauf geachtet wird, was die "Lück", die Leute denken.)


    Der Dialekt bereitete mir glücklicherweise keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, er passte einfach hin und machte das Buch erst komplett. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man dieses Buch beispielsweise in eine andere Sprache übersetzen kann.


    Überhaupt fand ich die Sprache von Ulla Hahn einfach schön. Viele Sätze würde ich auch gern wie Hilla abschreiben oder sie mir in den Schuh stecken.


    grüße von missmarple

  • Ich fand dieses Buch auch sehr spannend. Ich bin zwar nicht ganz so alt wie Hildegard, konnte mich aber sehr in sie und ihr Umfeld hineinversetzten. So war es eben damals.
    Auch was die Kirche betrifft. Ich kann mich selbst noch gut erinnern, dass evangelische Kinder für uns Exoten waren.


    Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert.Einzig das viele "Kölsch" hat mich gestört. Ich kann diesen Dialekt zwar sprechen und verstehen, aber ihn zu Lesen ist recht mühsam.


    primel

    Niemand gibt zu Gelächter Anlaß, der über sich selber lacht. (Lucius Annaeus Seneca)

  • Hallo,


    na, da habt ihr ja eine uralte Rezension hervorgeholt für dich ich sehr dankbar bin. Zum einen habe ich gerade zwei Bücher der Autorin Sheri Reynolds gelesen (und auch rezensiert) und die handeln nunmal auch vom Glauben und der Kirche und letzteres (Eine andere Art von Paradies) ganz extrem. Ich bin noch so damit verbunden, bzw. davon gefesselt, dass ich gerne Nachschub dieser Art anfügen möchte. Und da kommt dieses Buch wie gerufen.


    Naja und ich als Leverkusenerin, die mehr in Köln ist als alles andere wird mit der Sprache ja mal gar keine Probleme haben. Ich freue mich schon sehr es zu besorgen und zu lesen!


    Dankeschön für die Rezi und das Hocholen! :compress:


    Liebe Grüße, Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Das ist wohl das erste Buch dass mich wirklich interessierte, an dem ich so lange las. Bedingt durch die Sprache quälte ich mich oftmals durch die Passagen, denn wenn man des Dialekts nicht mächtig ist, liest es sich etwas mühselig. Es ist mir klar, die Geschichte steht, und fällt mit dem Dialekt, welcher unabdingbar ist, leider gehen dadurch oftmals wichtige Elemente verloren (durch die Konzentration die einzelnen Sätze zu verstehen.)


    Wie Hildegard sich bemüht Hochdeutsch zu sprechen; und wie zu Hause darauf reagiert wird. Die häusliche Gewalttätigkeit die eigentlich ständig präsent ist. Die Grossmutter mit ihrem „Jott“, mehr Angst und Schrecken verbreitend als Liebe und Geduld. Die herrschenden Vorurteile, geprägt durch den Katholizismus. Der Grossvater, eine durch und durch liebevolle Person, welcher die Kinder an den Rhein nimmt, ihnen wunderbare Geschichten erzählt.
    All dies liest man, berührt jedoch kaum, der Zugang zur Geschichte wird sehr erschwert, wie schon erwähnt, durch die Sprache.
    Diesem Buch nur drei Punkte zu geben mag nicht fair sein, allerdings hätte sich die Autorin bewusst sein müssen dass die Geschichte auch von des Dialekts nicht mächtigen Lesern, gelesen wird.
    Es hat zwar im Anhang Begriffserläuterungen, aber diese jedes Mal nachzulesen ist für den Lesefluss nicht unbedingt förderlich.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

    Einmal editiert, zuletzt von serjena ()

  • Hildegard „Heldejaad“ Palm wächst im streng katholischen Arbeitermilieu in einem kleinen Dorf bei Köln in den 1950er Jahren auf.
    Ulla Hahn gewährt dem Leser in ihrem Buch, strikt aus der Sicht eines Kindes, einen Einblick in die kleinbürgerliche Enge, in das Fühlen und Denken in dieser Zeit. Besonders der große Einfluss, den der katholische Glauben auf den Alltag ausübte, wird erschreckend deutlich. Gott, vor allem das von Hildegards Großmutter vermittelte Gottesbild, ist eine strenge und strafende Instanz.
    Schon früh entflieht Hildegard vor der streng gläubigen Großmutter, dem gewalttätigen Vater und der alles ohnmächtig hinnehmenden Mutter in ihre reiche Fantasie. Nur ihr liebevoller Großvater, der mit ihr Spaziergänge am Rhein macht, mit ihr Buch-, Märchen- und Wutsteine sammelt, ihr Geschichten erzählt, gibt Hildegard Halt.
    Mit Schuleintritt und dem Lesen lernen öffnet sich für Hildegard eine neue Welt. Buchstaben werden Laute, die Laute bekommen einen Sinn, die geformten Worte lassen Geschichten entstehen. Im Elternhaus ist der Wissensdurst der Tochter nicht gern gesehen und nur mit Unterstützung eines Lehrers wird der Weg zur Realschule frei.
    Hildegard legt ein Buch für schöne Wörter und Sätze an, ihr Umfeld denkt abfällig, dass „sie sich für etwas besseres hält“. Je mehr Widerstand Hildegard erfährt, umso wichtiger werden ihre Fluchten in die Welt der Bücher. Für Friedrich Schiller, den sie besonders verehrt, errichtet sie sogar einen kleinen Altar.
    Nach dem Realschulabschluss zum Schulabgang gezwungen, beginnt Hildegard eine Lehre in der Papierfabrik, sich selbst dabei beinahe verlierend.


    Ulla Hahns klare, lebendige und authentische Sprache macht es dem Leser leicht, sich in Hildegard hineinzuversetzen, mit ihr zu fühlen. Dazu gehört auch die Einbindung des rheinischen Dialekts. Auch wenn man sich als Nicht-Rheinländer erst einlesen muss, ist die Verwendung des Dondorfer Platt wichtig für die Geschichte. So werden die bedrückende Enge, die Auswüchse des Glaubens, die strikte Trennung der katholischen, „echten“ Dondorfer von den „Anderen“, den „Evangelischen“ und den „Müppen“ (Flüchtlinge und Gastarbeiter) unmittelbar greifbar.


    Ulla Hahn ist mit diesem Roman eine eindringliche Milieuschilderung der 1950er Jahre Deutschlands gelungen. Im Ringen um Eigenständigkeit zeigt die Autorin die Entwicklung eines Mädchens zu einer selbstbewussten, jungen Frau. Trotz Zweifel und Rückschlägen vermittelt dieser Roman Hoffnung – Hoffnung auf eine selbst bestimmtes Leben.


    Da ich doch etwas brauchte, um mich einzulesen und es mir dafür zum Schluss etwas schnell ging :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: ,5 Sterne von mir.

  • Ein wunderbares Buch, auf dessen Fortsetzung "Aufbruch" ich mich schon sehr freue.


    Gelesen habe ich es schon vor 4-5 Jahren, aber es hallt immer noch ganz schön nach, wenn ich daran denke.


    Damals habe ich es folgendermaßen rezensiert:


    Hildegard ist anders als die Leute in dem kleinen, erzkatholischen und -konservativen Dorf im Rheinland, in dem sie aufwächst. Schon als Kind fällt sie durch ihre lebhafte Phantasie auf, mit dem Lesenlernen schließlich taucht sie in eine ganz neue Welt der Buchstaben, Wörter und Geschichten ein, die sie über alles fasziniert.


    Für die Eltern ist das alles Firlefanz, "dat Kenk" (das Kind) soll was Anständiges lernen, schon die Realschule, die sie sie widerstrebend besuchen lassen, ist ihnen "zuviel", zu abgehoben. In den Ferien arbeitet sie in der Fabrik, erlebt die Komplikationen der ersten Liebe und stellt zwischendurch immer wieder sehr schön formulierte Betrachtungen über das Lesen an.


    In dem Buch passiert eigentlich nichts, was man nicht schon mal gehört hat, wenn man aus einer kleineren Gemeinde stammt, wo jeder jeden kennt: Festgottesdienste, Skandälchen, Liebeleien, Prügelstrafe, Bigotterie, Alkoholsucht, uneheliche Kinder, Fabrikarbeit...


    Aber Ulla Hahn schildert das alles in einer so eindringlichen, lebendigen, glaubhaften Sprache, dass man richtig in die Geschichte hineingezogen wird, mit Hildegard fühlt, leidet, sich freut, hofft, sie interessiert durch Kindheit und Jugend begleitet.


    Ein sehr schönes, lebensechtes und trotz der alltäglichen Thematik fesselndes Buch mit vielen genau beobachteten und fein gezeichneten Szenen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich fange jetzt damit an. Die Thematik interessiert mich sehr: Hardcore-Katholiken sind für mich als Agnostiker das Feindbild. :mrgreen:
    Vor dem Kölner Dialekt fürchte ich mich allerdings, ich habe damit überhaupt keine Erfahrung. Hoffentlich muss ich nicht deswegen die Waffen strecken.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe das Buch abgebrochen. Zwar habe ich den Kölner Dialekt einigermaßen verstanden, aber er hat mich dennoch sehr genervt, weil er den Lesefluss unterbrochen hat. Außerdem sagt mir dieser ausgewalzte, zu detaillierte Erzählstil nicht zu.


    Da ich einen ziemlich großen SUB habe und bald auch schon wieder das nächste Gewinnbuch kommt, halte ich mich nicht mehr mit Büchern auf, auf die ich keine Lust (mehr) habe.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998