Chapter Three: May (Seite 81-116)

  • Ich muss sagen - und da werden mir wohl alle zustimmen - dass das dritte Kapitel bisher das krasseste war. Krass im Sinne von merkwürdig, verwirrend, komisch (im lustigen Sinn) und verworren/durcheinander.
    Irgendwie interessant.


    Das ist auch der Grund, weshalb ich bereits jetzt etwas dazu poste, obwohl wir mit unserer Leserunde ruhig langsam machen können und auch (im Hinblick auf die übrigen Teilnehmer) sollten.
    Denn wenn all diese Eindrücke auf mich niederprasseln wie Regen, muss ich sie irgendwie festhalten, bevor sie weg sind (im Boden versickern). :mrgreen:


    Ich habe das Gefühl, dass Prudie eine geborene Pretenderin ist - ich bin mir nicht sicher, ob es dafür ein richtiges deutsches Wort gibt. Gemeint ist jemand, der immer etwas vorgibt, das so nicht real ist, um sich besser zu fühlen.
    In ihrem Fall hat es in der Kindheit mit den Geburtstägen angefangen. Ich frage mich, ob sie meist keine Partys hatte, weil die Mutter kein Geld bzw. keine Zeit für so etwas hatte oder ob die Mutter geistig krank war - wir hatten früher jemanden mit so einer Krankheit im Bekanntenkreis, keine schöne Sache. :-k
    Sie blendet schlechte Dinge auch aus und begibt sich absolut in eine fiktive (Austen-)Welt. So auch nach der Nachricht über den Unfall ihrer Mutter. :idea:


    Irgendwie schwingt bei all dem eine unterschwellige Melancholie und Traurigkeit mit, die mich tief berührte. :cry:


    Nun noch eine Frage an unsere Mansfield Park-Patin: Ist so eine Traurigkeit auch im Buch zu spüren? Oder ist eine der Personen ebenfalls so realitätsabwesend wie Prudie? :?:

  • @FallenAngel:
    Ich würde nicht sagen, dass so eine Art Traurigkeit in Mansfield Park zu spüren ist und eigentlich sind auch alle Personen ziemlich realitätsnah. Die einzige Person, die recht weltfremd und desinteressiert ist, ist Lady Bertram, Fannys Tante. Sie liegt den ganzen Tag nur mit ihrem Schoßhund auf ihrem Sofa und lässt das Leben so an sich vorbeiziehen und keiner darf sie aufregen, um ihre "nerves" nicht zu belasten. :wink: Aber das wirkt in keinster Weise so traurig wie das mit Prudies Mutter.

  • Hm, komisch - dann frage ich mich, wo in diesem Kapitel die Verbindung zwischen den Erlebnissen der Charaktere aus Jane Austen's Buch und der Teilnehmer des Book Clubs ist. :-k
    Naja, ich finde es jedenfalls schön, dass die Autorin in jedem Kapitel etwas Neues bringt - hier z.B. die immer wieder aufgeführten Passagen aus Mansfield Park. =D>
    Und ich finde es bemerkenswert, wie viele verschiedene aber teifgründige Probleme sich die Autorin einfallen ließ, um die Dilemmata der Personen zu verdeutlichen. Alles verschiedene Belange und vielleicht auch nicht unbedingt gleich zu bewerten, aber alle sind Katastrofen im Leben der Book Club Teilnehmer, die sie geprägt und erschüttert haben. Und es sind Dinge, die so jedem von uns passieren können! :idea:

  • Zitat

    Original von FallenAngel
    Das ist auch der Grund, weshalb ich bereits jetzt etwas dazu poste, obwohl wir mit unserer Leserunde ruhig langsam machen können und auch (im Hinblick auf die übrigen Teilnehmer) sollten.


    Danke. :mrgreen:

    Zitat

    Original von FallenAngel
    Ich habe das Gefühl, dass Prudie eine geborene Pretenderin ist - ich bin mir nicht sicher, ob es dafür ein richtiges deutsches Wort gibt.


    Ich würde es am ehesten mit Blenderin oder Vortäuscherin übersetzen. Obwohl Blenderin besser klingt, trifft es Vortäuscherin doch genauer.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ja, aber Blenderin und Vortäuscherin beinhalten für mich, dass sie das tut, um ANDERE zu blenden/täuschen, aber Pudie tut es ja hauptsächlich, um ihrer Selbst willen. :idea:

  • Ich war heute morgen schon um 6 wach und habe gleich dei Zeit genutzt, um das dritte Kapitel zu lesen. Und wow - ich fand es auch krass.


    Ich fand die Beschreibung von Prudies Kindheit total schockierend - wie grausam muss es sein, immer wieder Lügenschichten zu hören und ihm Prinzip genau zu wissen, dass sie nicht stimmen (zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie ihrer Mutter nicht glaubt). Auf der anderen Seite steigt sie voll in die Geschichten der Mutter mit ein, erlebt sie in Gedanken mit und wird enttäuscht, als sie das erste Mal WIRKLICH einen Geburtstag feiert.
    Ich denke nicht, dass sie eine Blenderin im ursprünglichen Sinne ist - wie FallenAngel feststellt, tut sie das für sich - sie kennt es halt nicht anders. Sie hat es von Kindheit an gelernt, sich in eine andere Welt zurückzuziehen.


    @FallenAngel: Vielleicht lag es wirklich am Geldmangel bei der Mutter - Prudie spart ja extra Geld, um Einladungskarten und diese Torte zu kaufen.


    LG,
    Casoubon.

  • Ich nochmal: Ich bin wirklich gespannt, wie dieses Kapitel im Film umgesetzt werden wird. Zumal es hier kein Treffen gab (da ich noch nicht weitergelesen habe, weiß ich nicht, ob das nicht später nachgeholt wird) und trotzdem sehr viel Bezug auf Jane Austen genommen wurde.
    Aber gerade diese Abwechslung, dass es nicht in jedem Kapitel das gleiche Schema gibt, begeistert mich an diesem Buch.


    LG,
    Casoubon.

  • Zitat

    Original von Casoubon
    Ich denke nicht, dass sie eine Blenderin im ursprünglichen Sinne ist - wie FallenAngel feststellt, tut sie das für sich - sie kennt es halt nicht anders. Sie hat es von Kindheit an gelernt, sich in eine andere Welt zurückzuziehen.
    LG,
    Casoubon.


    Nein, ich denke auch nicht, dass sie eine Blenderin ist. FallenAngel hatte nur eine Übersetzung für Pretenderin angesprochen, doch leider fiel mir nur Blenderin ein, was die Sache aber nicht ganz trifft.
    Doch ich denke, dass die Mutter ein psychisches Problem hat. Sie gibt ja nicht einfach aus Geldmangel keine Party, sondern ich denke, weil sie einfach keine Lust hat. Dazu ihre geheimnisvolle Müdigkeit. Seltsam und wirklich traurig für das Kind. Genauso fällt mir die ganze Erziehung der Mutter negativ auf, z.B. zum Abendbrot Erdnussbutter mit Milch vor dem Fernseher.
    Was mir bei diesem Kapitel am besten gefallen hat, war gleich zu Beginn die Szene während der Matinee von Mansfield Park. Als diese beiden Frauen Reitstall-Tratsch austauschten, Prudie das sehr gestört hat und sie sich aber nicht getraut hat, etwas zu sagen (sagt eine Menge über Prudie aus). Und Jocelyn einfach sagt: "Go gossip in the lobby"
    Prudies Reaktion darauf, fand ich so witzig. Weil sie so ungeheuer beeindruckt ist, da sie sich sowas nie getraut hätte und sich lieber die Matinee durch das Gequatsche hätte versauen lassen. Sie wollte sich ja nicht mal woanders hinsetzen um den beiden Quasselstrippen gegenüber nicht unhöflich zu erscheinen. Unglaublich.


    Was mir aufgefallen ist, das Prudie sich ab und an zu Schülern hingezogen fühlt. Wie ich das beurteilen soll, weiß ich noch nicht so genau.


    Und interessant fand ich am Ende des Kapitels in dem Traum den Part mit den Bildern:
    Between the door are life-sized portraits interspersed with mirrors. The mirrors are arranged so that every portrait is reflected in a mirror across the hall. Prudie can stand in front of these mirrors and position herself so that she appears to be in each portrait along with the original subject.


    Mich nervt gerade so ein bisschen, dass ich Wörter nachschlagen muss, die ich eigentlich kenne oder bereits nachgeschlagen habe, deren Bedeutung ich aber vergessen habe. Aber ich muss dann wissen, was das bedeutet. Das meiste ergibt sich ja aus dem Zusammenhang, aber eben nicht immer. Oder ich schlage nach, damit ich es für´s nächste Mal weiß und dann vergesse ich es doch wieder. Das macht das ganze momentan etwas langwierig. Aber ich hoffe, dass es mir nach einigen englischen Büchern (die nächsten warten bereits) nicht mehr so geht.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

    Einmal editiert, zuletzt von Pandämonium ()

  • In Bezug auf die Sache mit Prudies Gefühlen zu ihrem Schüler: Ich glaube, im Film wird sie eine Affäre mit diesem einen Schüler haben, der im Buch auch erwähnt wird. Im Trailer ist das der, dem sie das Buch zum kassieren reicht und erzählt, dass sie mit ihrem Mann nach Paris fährt. Von daher denke ich, dass der Film wohl recht anders sein wird, als das Buch, denn nachdem ich den Trailer gesehen hatte, hatte ich auch ganz andere Erwartungen an das Buch (ich bin bereits durch).

  • Zitat

    Original von Pandämonium
    Das macht das ganze momentan etwas langwierig. Aber ich hoffe, dass es mir nach einigen englischen Büchern (die nächsten warten bereits) nicht mehr so geht.


    Da bin ich aber froh, dass es mir nicht alleine so geht *erleichtert-bin*. Ich brauch auch ziemlich lange, bis ich manchmal den Sinn erfasst habe. Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch das deutsche Buch habe und wenn ich absolut nicht mehr durchsehe, dann lese ich nochmal die deutschen Stellen :uups: .
    Ich werde im September einen englischen Lesemonat "veranstalten", weil ich eine englische Hausarbeit schreiben werde und damit ich gleich in der Sprache drin bin, passt das ja. Ich hoffe mal, dass ich da wenigstens zwei Bücher schaffe :roll: .


    @topic: Mich hatte die Anziehung von Prudies Schüler etwas überrascht, da sie doch eigentlich eine funktionierende Ehe hat, oder? Na gut, so wie es klang, war es eher eine Vernunftsehe und keine aus tiefer Liebe resultierende. (Es überrascht mich nicht, dass im Film diese "Flirterei" eventuell zu mehr ausgebaut wird :-? )


    LG,
    Casoubon.

  • Huuu, da hab ich ja jetzt ne Menge zu schreiben:


    Das mit der "Blenderin" kam wirklich falsch rüber, weil wir kein gutes deutsches Wort dafür gefunden haben. Tut mir leid. :-?
    Ich meine mit Pretenderin wirklich jemand, der sich aus Selbstschutz in eine andere Welt zurückzieht und die Dinge letztendlich lieber "falsch" weil unrealistisch betrachtet, als sich mit der Realität auseinander zu setzen.


    Ich glaube ebenfalls, wie JuleBule, dass die Sache mit Trey im Film zu einer Affäre ausgebaut wird. Allerdings muss man sagen, dass es wohl auch eine heftige Streitszene zwischen Prudie und Dean gibt (sieht man im Trailer). An dieser Stelle hab ich mich gefragt, ob sie sich vielleicht trennen, woraufhin Prudie sich auf den Schüler einlässt. Möglicherweise ist er auch bereits mit der High School fertig, immerhin arbeitet er ja in der Buchhandlung, in der Prudie die Bücher über Paris kauft. Somit würde sie sich "lediglich" auf einen viel jüngeren Kerl einlassen. :idea:


    Im Buch glaube ich, ist es lediglich der Schüler, weil es etwas absurdes, etwas verbotenes sein soll - etwas krasses. Und ich wage auch zu bezweifeln, dass es im Buch zu einer Affäre kommen wird. =;


    Ich bin schon die ganze Zeit am Grübeln, was mit dieser Müdigkeit gemeint sein könnte, die Prudie's Mutter schon in Prudie's Kindheit hatte. :scratch:


    Ich finde es auf jeden Fall klasse, auf wie viele verschiedene Arten die Autorin zeigen kann, dass bei keinem der Club Mitglieder heile Welt ist, sondern jeder sein Päckchen zu tragen hat.


    Ob das mit Dean als Vernunfsehe zu bezeichnen ist, weiß ich nicht. :-k Ich würde eher agen, dass Prudie so lange von einer Romanze geträumt hat, dass sie die erst beste nahm, die sie kriegen konnte - zumal ja beschrieben wurde, dass es fast an ein Wunder grenzte, dass Dean sie überhaupt wahrgenommen hat!
    Dennoch rutscht sie immer wieder in diese Traumwelt ab, obwohl sie eigentlich zufrieden sein könnte, weil die Traumwelt bzw. die Austen-Welt eben perfekt ist, die Realität aber natürlich nicht.
    Und die Realität hat Prudie schon in ihrer Kindheit verletzt, wie die echte Geburtstagsparty bewiesen hat! :cry:

  • Nachtrag zu meinem Beitrag im Thread "Habt ihr euch schon mal in einen Buchhelden verliebt?":


    Ich glaube, ich bin da Prudie ziemlich ähnlich. Wenn mir die Realität nicht angenehm ist, dann ziehe ich mich nur zu gerne in eine Welt aus einem Buch zurück, in der ich den perfekten Mann finde, beschützt bin oder sonst was. Selbstschutz. Eindeutigerweise. Da kann man nicht verletzt werden und wenn doch, wird nachher (wenn man will) alles wieder gut.