Originaltitel: Ex-Libris
Inhalt (von Amazon kopiert):
Im Jahre 1660 erhält der Buchhändler Isaac Inchbold eines Tages den geheimnisvollen Brief einer Lady Marchamont, in dem sie ihn bittet, zwecks eines Auftrags mit einer für ihn bereitstehenden Kutsche zu ihr zu kommen. Keine ungewöhnliche Bitte, denkt der Buchhändler, doch was soll das im Brief gemachte Versprechen, dass ihm keine Schwierigkeit drohen? Und warum wurde das Siegel des Briefes erbrochen und der Inhalt unerlaubterweise kontrolliert?
Auf dem verfallenen Landsitz der Adeligen erhält Inchbold von der Lady den Auftrag, ein sehr seltenes Exemplar aus der Bibliothek ihres Vaters für sie wiederzubeschaffen. Es handelt sich um ein 14-seitiges Pergament mit dem Titel "Das Labyrinth der Welt", ein Buch aus dem geheimnisumwitterten Opus Hermeticus. Der Auftrag ist nicht ungefährlich, Vater und Ehemann der Frau haben für dieses Buch bereits mit dem Leben bezahlt. Trotzdem unterschätzt Inchbold die Tragweite dieses Auftrags. Bereits kurze Zeit später ersteigert er auf einer inoffiziellen obskuren Buchauktion in einer verkommenen Londoner Spelunke ein ähnlich geheimnisvolles, verbotenes Buch. Im Katalog des Auktionators findet er dann tatsächlich das gesuchte Buch und scheint schon fast am Ziel. Doch dies ist erst der Anfang eines turbulenten Intrigenwirrwarrs, denn in der Zwischenzeit wurde sein Laden verwüstet, und eines Nachts entkommt er in seinen eigenen vier Wänden nur knapp einigen Männern, die ihn offensichtlich aufspüren wollen.
Die Suche nach dem geheimnisvollen Buch entpuppt sich als ein Wespenstich in eine Welt von Turbulenzen, die von Spionen und Spitzeln, Alchimisten und Gelehrten, Ketzern und Inquisitoren bevölkert ist. Das literarische Abenteuer hat den weltfremden Büchernarr, der sich zudem noch mit einem Klumpfuß herumquält, in ein politisches Ränkespiel verschlagen, und schon bald findet er sich zwischen den Fronten eines bibliomanen Verfolgungswahns, bei der die Inhalte von Büchern gefährliche politische Waffen darstellen.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: In Ich-Form erzählt Isaac Inchbold von seiner Suche nach dem Buch, die zweite Ebene berichtet, wie Sir Ambrose Plessington, der Vater von Lady Marchamont, das Pergament nach England schaffte.
Man schreibt das 17. Jahrhundert in London. Cromwell ist tot, in England regiert wieder ein König, der Dreißigjährige Krieg ist vorüber, Spanien hat seine Vormachtstellung eingebüßt.
Isaac ist Besitzer einer Buchhandlung auf der London Bridge, kein Draufgänger oder jemand, der Abenteuer sucht; er liebt sein ruhiges beschauliches Leben zwischen seinen Büchern abseits vom Rummel der Metropole. Dass er auf Lady Marchamonts Schreiben reagiert, wundert ihn selbst am meisten. Aber einmal auf der Spur des geheimnisvollen Buches gibt es für ihn kein Zurück mehr.
Die Inhaltsangabe - Suche nach einem verschwundenen geheimnisvollen Buch - klang sehr verlockend, und das 17. Jahrhundert gehört für mich zu den faszinierensten Epochen.
Das Buch ist randvoll mit gut recherchiertem historischen Wissen, so viel, dass man manchmal den Faden etwas verliert und tüfteln muss, was das historische Ereignis oder die beschriebene Person mit der Geschichte des Buches zu tun hat. Neben Politik und Religion stehen auch Entdeckungen im Mittelpunkt, z.B. Walter Raleighs Guyana-Expedition, Galileis und Kopernikus' Astronomie, usw.
Dass das Buch stark an "Der Name der Rose" erinnert, ist kein Zufall (Einzelheiten zum Vergleich dazu auf der Amazon-Seite).
Das Buch ist kein History-Schmöker; ich habe relativ lange daran gesessen, zum einen, weil es sich nicht leicht liest, zum anderen, weil ich immer wieder über den historischen Hintergrund nachlesen habe. Vermutlich bietet das Buch noch eine Fülle an Querverweisen und Anspielungen, die man nur bei entsprechendem Hintergrundwissen versteht.
Ein anstrengend-interessantes Leseerlebnis.
Marie