Originaltitel: Have the Men had Enough?
Inhalt (von Amazon kopiert):
Mrs. McKay, von ihrer Familie liebevoll »Grandma« genannt, ist alt im bittersten Sinn des Wortes. Grandma leidet an Altersdemenz. Ein Leben lang hat sie für ihre Familie gesorgt, nun ist sie auf die Hilfe anderer angewiesen. Es sind die Frauen in der Familie der McKays, die einen großen Teil der Tag für Tag zu bewältigenden Aufgaben erledigen: Bridget, die unverheiratete Tochter und Krankenschwester, Jenny, die pflichtbewußte Schwiegertochter, und Hannah, die siebzehnjährige Enkelin. Die Männer gehen auf Distanz: Stuart, der Polizist, empfindet die Mutter als unzumutbare Belastung, während Charlie, der Börsenmakler, sich damit beruhigt, daß er die Miete für Grandmas Wohnung und die Pflegerinnen bezahlt. Als das mühsam geknüpfte Versorgungsnetz plötzlich reißt, weil eine Pflegerin kündigt, und die andere wegläuft und Bridget mit ihrem Freund Urlaub macht, lebt die alte Debatte um einen Heimaufenthalt wieder auf. Auch verschlimmert sich der Zustand der alten Frau und die Familie fühlt sich in ihren Bemühungen, Grandma nicht »wegzugeben«, schließlich überfordert.
Die Geschichte wird wechselweise von der Schwiegertochter Jenny und der Enkelin Hannah erzählt, wobei man sprachlich keine Unterschiede findet zwischen der ca. 45jährigen Frau und dem 17jährigen Mädchen.
Jenny kümmert sich aus Pflichtgefühl und Verantwortungsbewußtsein um ihre Schwiegermutter. Weil diese sie als Schwiegertochter ablehnte, hat Jenny kein herzliches Verhältnis zu ihr.
Hannah ist überzeugt, außer Bridget die einzige zu sein, die die Großmutter wirklich liebt. Sie ist wütend auf ihren Onkel, ihren Vater und ihren Bruder, weil diese sich aus der Verantwortung stehlen.
Bridget hängt mit kleinkindhafter Liebe an der Mutter, mit der sie sich ein Haus teilt, und ist überzeugt, dass kein anderer sich besser um sie kümmern kann.
Zunächst hat mich das Buch berührt und betroffen gemacht, weil ich ähnliche Fälle kenne. Die einzelnen Personen sind gut dargestellt und ihr Verhalten ist größtenteils verständlich, wenn auch nicht immer nachvollziehbar. Es gibt keine Lösung, die allen gerecht wird.
Genervt hat mich vor allem Jenny, die in jeder Lage eine Entschuldigung oder Erklärung finden kann, warum der Ehemann oder der Sohn nicht in die Pflege eingespannt werden können, die sich immer und vor allen Personen für ihr Verhalten rechtfertigen muss. Und Bridgets innige Symbiose mit der Mutter scheint mir auch übertrieben.
Beim zweiten Blick konnte mich das Buch nicht zufrieden stellen. Stilistisch ist es recht anspruchslos, und durchgängig die indirekte Rede zu verwenden, lähmt es. Man stelle sich eine Debatte zwischen erschöpften, ratlosen Leuten vor, kontrovers bis aggressiv - das muss direkt und unmittelbar kommen, sonst verliert es seine Wirkung.
Mich stört auch, dass alles gesagt und durchgekaut wird. Es bleibt kein Platz für den Leser. Gut, man kann sich überlegen: Wie würde ich in diesem Fall handeln? aber das ist auch schon alles. Man kann nichts zwischen den Zeilen lesen, es hat keine Zwischentöne und kein "Geheimnis".
Wenn man das Buch zuklappt, schickt man ein Stoßgebet los im Sinne von "Hoffentlich passiert dies nicht meiner Mutter / Vater / Ehemann / mir selbst", doch es klingt nicht nach.
Der Titel ist - ebenso wie der Originaltitel - einer der Sätze, die Grandma ständig wiederholt. Ich finde weder den einen noch den anderen besonders gelungen oder passend.
Zur Autorin:
Margaret Forster, die 1938 in Carlisle geboren wurde, studierte Geschichte in Oxford. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt als freie Schriftstellerin in London und im Lake District. (Amazon)
Marie