Pablo Tusset - Das beste was einem Croissant passieren kann

  • Zitat

    Das Beste was einem Croissant passieren kann, ist dick mit Butter bestrichen zu werden.


    Das sagt der überzeugte Kiffer, Säufer und Freier unzähliger Nutten, kurz: der fette und faule Anti- Held dieses Buches Pablo Miralles, ein Sohn aus betuchtem katalanischem Hause, aber dennoch dauerpleite. Von seinem Elternhaus und seinem spießigen Bruder, eigentlich von der ganzen verlogenen Gesellschaft, nämlich hat er sich früh abgewandt und seinen etwas ungewöhnlichen Lebensstil vorgezogen. Er hat wenige Freunde, Frauen, die keine Nutten sind, sind ihm suspekt. Seine Erwartungen von Leben, nun, sagen wir mal sind minimalistisch : ” …ich muss mindestens einmal am Tag essen, scheißen, schlafen und Blödsinn machen.” Seine Religion: Orthodoxer Egotheist.


    (Ich werde an dieser Stelle natürlich nicht den Spass verderben in dem ich erwähne, das er natürlich eigentlich ein gutmütiger, intelligenter, sensibler Mensch ist, der von Leben arg enttäuscht ist. ;) )


    Die Geschichte


    Dieser Mensch nun bekommt von seinem Bruder den Auftrag Nachforschungen in einer heiklen millionenschweren Immobiliensache anzustellen. Pablo, der ja erwähnt dauerpleite ist, nimmt an. Bevor Pablo allerdings seinen Rausch ausschlafen kann, um mit den Ermittlungen zu beginnen, verschwindet sein Bruder ( von Pablo spöttisch The First benannt) und sein Vater wird angefahren. Von Lady First (unschwer zu erahnen die Frau des Bruders) wird er jetzt mit den Nachforschungen und Auffinden des Bruders beauftragt.
    Dieser erste Teil des Buches zieht sich etwas in die Länge, denn Tusset legt großen Wert auf die eingehende Vorstellung seines Protagonisten und seiner abgedrehten Welt. Die tollen An-Sätze dieses teils gingen leider unter.
    Das lies mich an der Lesbarkeit des Romans doch des öfteren Zweifel, mehrmals habe ich ihn zur Seite gelegt, nicht ahnend, welch spannendes Schreibwerk ich fast zum Teufel gejagt hätte.


    Denn: die zweite Hälfte des Buches hat es wirklich in sich. Hier offenbart sich das unglaubliche Schreibtalent von Tusset. Er verknüpft einen spannenden, abgedrehten, wahnwitzigen Krimi mit einer messerscharfen Satire und unterhält den Leser auf hohem Niveau. Dieser zweite Teil lässt sogar den schwächeren Anfang in einem milderen Licht erscheinen, ja, fast als Notwenigkeit zum runden Gesamtbild des Romans erscheinen.


    Das Fazit:


    Ein gelungener, unterhaltsamer, zynischer Roman mit ein paar kleinen Schwächen, über die man im Nachhinein gerne hinwegsieht.

  • Ein ganz großatiges Buch! Ich fand es an keiner Stelle zu lang, ich konnte es kaum aus der Hand legen und - na klar - ist mir Pablo, der orthodoxe Egotheist, ans Herz gewachsen.


    Es ist wirklich eine total abgedrehte Geschichte - eine hohe Erzählkunst, Krimi und Satiere so zu vermischen. Zwar dachte ich mir bei manchen Passagen: "Danke, so genau wollt ichs jetzt auch nicht wissen..." aber das ist einfach Pablos Welt. :mrgreen:


    Bei solch einer obskuren Geschichte ist es sehr schwer, das ganze als runde Sache zu beenden. Und Tusset hat das großartig hinbekommen! Der Schluss war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Einfach nur großartig, ich kann mich nur wiederholen!


    Ganz klar, dass es von mir volle Punktzahl gibt! :D
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Der Wunschzettel wächst und wächst :-,
    Danke an Euch beide, dass Ihr mich überzeugt habt. Ich liebe solche Geschichten mit skurrilen Gestalten :winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich liebe solche Geschichten mit skurrilen Gestalten

    Ja, dann sollte das Buch wirklich hoch in deiner Wunschliste rutschen!


    Das wirklich gute daran ist, dass das Buch in der Ich-Form geschrieben wurde, also aus der Sicht von Pablo, der die Ereignisse nacherzählt. Und wenn es mal was nicht verstanden hat, wie z. b. die Erklärung der Funktion eines Handys, schreibt er: Ich kann den Inhalt des Monologes nicht wiedergeben, da ich absolut nichts verstanden habe.


    Einfach nur herrlich! :thumright:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Klappentext der Taschenbuchausgabe:
    Pablo ist fett und faul. Der missratene Sohn aus betuchtem Hause ist ein Nichtsnutz, doch als sein erfolgreicher Bruder spurlos verschwindet, erwacht Pablo aus seiner Lethargie. Eine wahnwitzige Odyssee durch die Strassenschluchten Barcelonas beginnt.


    Schon eine abgedrehte Geschichte. Angefangen bei dem vom Leben enttäuschten und übersättigten Pablo, der eine neue Philosophie zu begründen versucht, weiter über die mit reichlich Alkohol und Drogenkonsum geführten Ermittlungen bis hin zum überraschenden, harmonischen Ende der Geschichte, bei der Pablo endlich der werden kann, der er ist.
    Bevor es soweit ist erfährt der Leser viel über den exzessiven Lebensstil von Pablo, mit witzigen Dialogen und Situationskomik. Der rote Faden der Handlung sind wohl die Ermittlungen, trotzdem ist das Buch kein typischer Krimi mit wortwörtlicher Erklärung bis ins kleinste Detail. Das Thema ist vielmehr die Geschichte von dem ungewöhnlichen Pablo, dem ein paar ungewöhnliche Dinge widerfahren und der am Ende seinen ungewöhnlichen Weg findet. Das ist lustig, amüsant, witzig, spannend und manchmal nachdenklich.

  • Ich bin jetzt knapp über der Hälfte und das Buch wird immer besser ... am Anfang fand ich Pablo etwas zu abgefahren, aber der Typ wird mir immer sympathischer. Klasse Tipp, wie immer hier im BT :D


    Melli: Ja, manchmal denke ich auch "Oh ne, so genau bitte nicht!" ... aber das ist - glaube ich - einfach diese Geschichte und dieser Protagonist. Ehrlich bis an die Schmerzgrenze :-,


    Leider fehlt mir momentan etwas die Lesezeit, so dass ich etwas langsam vorankomme. Aber das ist ja eigentlich egal ... :montag:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • was für eine abgefahrene, schrille Geschichte ... Pablo, den man zuerst hasst und am Ende vielleicht liebt? Der saufende, kiffende, zu fette Millionärssohn Pablo ist ein widerlicher Kerl, ein verfressener, versoffener Nuttenfreund. Doch als sein Bruder, der das genaue Gegenteil von ihm zu sein scheint, verschwindet, dreht sich die Welt von Pablo um einiges schneller und er muss aus seinem selbstgewählten Rattenloch kriechen .. um seinen Bruder, seine Familie und seine Freundin Fina zu retten!
    Witzig, spannend, brilliant erzählt ... einziger Stern Abzug für den etwas lahmen, hängenden Anfang. Das Buch wird ab der Mitte immer besser und gewinnt durch das skurrile Ende! Klasse, absolut empfehlenswert :thumleft: