Fred Vargas -Bei Einbruch der Nacht

  • Zum Ende meiner "Fred-Vargas-Woche" nun dieses Buch.


    Camille, die Ex-und Dann-und-Wann-Geliebte des Komissars Adamsberg wohnt zur Zeit in Mercantour, im bergigen Süden Frankreichs, zusammen mit einem Kanadier, einem Grizzly-Experten, der nun die Wölfe erforscht.


    Doch nun geschehen in der Gegend seltsame Dinge, ein Wolf reißt Schafe, die Schäfer sind ratlos und organisieren eine Art Bürgerwehr. Als Suzanne, eine Bäuerin, ebenfalls von einem Wolf getötet wird, wird es zu einem Kriminalfall.


    Adamsberg bekommt dies alles am Rande mit (durch das Fernsehen) und da er selbst sich durch eine rächende Geliebte eines Kriminellen in Lebensgefahr sieht, "flüchtet" er nach Südfrankreich, zunächst nach Avignon.


    Bald macht die Mär von einem Wolfsmenschen die Runde, ein Verdächtiger ist auch schon ausgemacht, ein etwas finsterer Geselle, ein Schafsschlachter, der verschwunden ist.


    Soweit zum Inhalt, auch hier möchte ich, wie gehabt, nicht mehr schreiben.


    Ebenso wie in den anderen Romanen taucht hier eine ganze Galerie skurriler Persönlichkeiten auf, auf die man, als Schriftsteller(in) erst mal kommen muss. Ebenfalls gelungen scheint mit das Abtauchen in die etwas düstere Atmosphäre rund um die Schafszucht, geprägt von Konservatismus, aber auch von Solidarität und Respekt.


    Die Lösung des Falles ist umso überraschender und hat mich begeistert.


    ****

  • Dieses Buch hat mir nicht so gut gefallen. Selbst für Fred Vargas Verhältnisse geht die Geschichte sehr langsam voran und wird erst lebhafter, als Kommissar Adamsberg in die Ermittlungen eingreift. Da sind immerhin schon zwei Drittel des Krimis herum. Für meinen Geschmack hat Vargas es auch ein bisschen mit der Schrulligkeit übertrieben: Urige Leute in urigen Situationen führen urige Gespräche, ein junger Farbiger zitiert dauernd aus dem Lexikon, ein Schafhirte, „Wacher“ genannt, wacht in jeder Lebenslage, und Adamsberg ist überhaupt ein ganz Individueller, sonderbar bis in die Fußspitzen, aber cleverer als alle anderen zusammen. Hier scheint mir die Masche zu stark durch, ich habe es lieber dezenter. Der sehr brutale und düstere Mordfall, der nicht so recht zu dem schrägen, witzigen und etwas gedämpften Stil des Buches passt, ist er mir viel zu konstruiert und unglaubhaft. Kurzum: Ich fand das Buch zwar nicht schlecht, aber lange nicht so gut wie „Die schöne Diva von Saint-Jacques“.


    Gruß mofre

    :study: Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • So wie der edle und adlige Inspector Lynley die bodenständige Barbara Havers braucht, so braucht "Wolkenschaufler" Adamsberg die Struktur, Logik und das trockene Wissen Danglards, um seine Stärken auszuspielen. Doch der Fall ereignet sich nicht in Paris, sondern in den französischen Seealpen, und Adamsberg ist allein dort. Umgeben von Leuten, die ebenso skurril sind wie er. Dadurch baden die Figuren ausschließlich im eigenen Saft ohne Korrektiv.


    Eine Überraschung habe ich nicht erlebt, denn ich habe von Anfang an mit dieser Lösung gerechnet, auch wenn der Weg, wie Adamsberg dahinter kommt, wie immer abenteuerlich und merkwürdig ist.


    Und das Original:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    Einmal editiert, zuletzt von Marie ()