Steffen Jacobs: Der Lyrik-TÜV

  • Kurzbeschreibung bei Amazon:


    Wenn die Reime rostig werden Jeder kennt sie, aber nicht jeder liest sie: Busch, Rilke, George, Weinheber, Benn, Rühmkorf, Enzensberger, Hartung, Gernhardt, Grünbein. Sie gelten als die Blüte deutscher Dichtkunst, ihre Werke finden sich in allen neueren deutschen Gedichtsammlungen des 20. Jahrhunderts, und in Oberseminaren kaut man auf ihren geistigen Erzeugnissen herum wie auf zähem Leder. Aber: wie gut sind sie wirklich? Was haben sie außer ihren zehn in jeder Anthologie vertretenen Glanzstücken noch geschrieben? Und: halten diese auch dem Blick des praktischen Kenners stand? Steffen Jacobs ist selbst zur Zunft der Gedichtmetze gehörig und weiß um die Schwierigkeiten des Metiers aus jahrzehntelanger Praxis. Er unterzieht je einen Lyriker pro vergangenem Jahrzehnt einem unbarmherzigen Test (und je zehn einem Lyrik-Schnelltest). Seine Untersuchungen entbehren weder der Hinterlist noch gelegentlichen Augenzwinkerns. Die Ergebnisse sind höchst unterschiedlich und oft ziemlich originell.


    Wenn ein Dichter Dichter liest...


    Jacobs hat für jedes Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts einen Gedichtband ausgewählt und unterzieht sowohl den Band als auch den Autor und dessen andere Werke einer subjektiven Überprüfung.
    Natürlich ist die Auswahl sehr persönlich gefärbt. Sie geht von Busch über Jünger und Rilke bis zu Rühmkorff und Grünbein. Aber das wäre bei jedem wohl eine andere Liste.
    Jacobs befasst sich erst mit dem betreffenden Bändchen (die meiste Lyrik erscheint ja nicht in dicken Wälzern), geht dann auf die Entstehungsgeschichte ein und vergleicht mit anderen Werken des Autors, bzw. einiger Zeitgenossen.
    Er zeigt ein umfangreiches Wissen und lässt ab und an seine Belesenheit raushängen- aber was solls.
    Natürlich betrachtet er die Produkte auch von der technischen Seite (Versmaß, Wortwahl) und tüvt sie dann auch. Es gibt Verrisse und Preisungen und er macht keinen Hehl daraus, bei wem seine Sympathien liegen.
    Wer mal wieder sich mit Lyrik befassen möchte, findet hier einige nette Anregungen und durch den flüssigen Stil liest man sich schnell im Buch fest.
    Es gibt Anklänge an Vollmanns Romanverführer/Falschmünzer, aber das ist ja nichts Schlechtes.

    Ich habe das Buch an 10 Abenden gelesen, jeden Abend einen Dichter, und musste mich zusammenreißen, nicht gerade noch einen dranzuhängen.
    Für Abiturienten im Leistungskurs bietet das Buch etliche Anregungen, auch wie man einige Deutschlehrer/innen ärgern könnte.
    Alle anderen sollte wenigstens mal einen Blick hineinwerfen. Am besten bei St. George - wer den nicht mag (ich zum Beispiel), der kommt genüßlich auf seine Kosten. und schon kommt der Appetit auf mehr.
    Für Lyrikfreunde, die nicht nur den Kanon runterbeten, ist dies Buch ein Genuss.

    Neue Lektüre:
    John Norman : Die Nomaden (Gor-Reihe, Bd 4 )
    Wo man liest, da lass dich ruhig nieder,
    böse Menschen lesen keine Bücher

    Einmal editiert, zuletzt von Hans im Schnok ()