Will Self - The Book of Dave

  • Klappentext:


    Das Buch Dave ist eine mysogynistische, rassistische, homophobe Schimpfkanonade, geschrieben von einem geistesgestörten Londoner Taxifahrer und verbuddelt im November 2001 im Hampsteader Garten seiner verhassten Exfrau, gerichtet an den Sohn, den er eher idealisiert als "bevatert."


    Einige Jahrhunderte sind vergangen und, nachdem der Meeresspiegel angestiegen ist, ist das einzige Stück Land, das von der Londoner Innenstadt noch übrig geblieben ist, die abgelegene Insel Ham. Dort kratzen die Sechs Familien ein mageres Leben aus dem Land. Ihre Leben aber sind voller Religion. Denn Daves Buch wurde ausgegraben und in Heilige Schrift transformiert. Die Bauern kennen diesen Text auswendig.Die Doktrine des "Abbrechens" und des "Aufsichtwechsels" sind rigide und absolut. Nur ein Inselbewohner - Symun - bleibt ungläubig. Statt Sicherheit in dem Buch und dem "Wissen" zu finden, findet er nur offene Fragen. Verzweifelt auf der Suche nach Antworten beginnt Symun eine epische Reise in die Verbotene Zone und schließlich in das schreckliche Herz von New London ...


    Groß, mutig und erfinderisch, ist Will Selfs fünfter Roman - Das Buch Dave - gleichzeitig eine profunde Meditation zur Natur der offenbarten Religion, eine Liebesgeschichte, eine ätzende Satire auf das moderne städtische Leben und eine historische Detektivgeschichte in der fernen Zukunft. Ein ergreifendes Leseerlebnis von Anfang bis Ende beweist dieses Buch, das es zumindest einen zeitgenössischen Autoren gibt, der sich traut, große Themen in einer großartigen Art und Weise zu bearbeiten.


    Eigene Beurteilung:


    Puh, das ist jetzt schwierig. Ich gehe mal davon aus, dass dieses Buch - wenn überhaupt - nicht so bald ins Deutsche übertragen wird. Denn es ist sprachlich auch für gebürtig englischsprechende Leserinnen und Leser nicht ohne Weiteres zugänglich.


    Dave Rudman ist vom Leben enttäuscht, depressiv, bipolar und paranoid. Sein größter Stolz in seinem Leben ist das Erwerben des "Wissens", die spezielle Form von Ortskenntnis, die geradezu mythische Ausmaße hat - und auch schon neurowissenschaftlich untersucht wurde, die Londoner Taxifahrer von ihrer Stadt haben und über die sich Bill Bryson bereits mokiert hat. In einem Anfall absoluten Wahnsinns nach einem verlorenen Sorgerechtprozess schreibt er dieses fürchterliche Buch, dass seine drogengeschwängerte Sicht der Welt darstellt - eine Sicht, die er später in einem anderen Buch widerruft.


    500 Jahre später ist das erste Buch allerdings die Grundlage einer Welt der rigiden Geschelchtertrennung geworden, in denen die Priester "Fahrer", die Macht haben und mit dem Rücken zu ihrer Gemeinde, durch den Rückspiegel eines Autos, predigen. In dieser Welt findet jemand das Zweite Buch und es kommt zu allerlei messianischen und sonstigen religiös motivierten Wahnsinnstaten. Und das alles geschieht in einer Welt, in der sich nicht nur die Sprache um fünfhundert Jahre weiterentwickelt hat, sondern auch noch vom Davismus beeinflusst ist und etliche lokale und individuelle Dialekte aufweist. Was eine wirklich große Anforderung an Leserinnen und Leser ist, die zumindest am Anfang sicherlich öfter auf das beinahe 20-seitige Vokabular am Ende zurück greifen müssen.


    Die Kritik an der offenbarten Religion bleibt sehr unter der Oberfläche, wenn man nach klaren Bezügen sucht, denn die Darstellung der Religion zu Daves Zeiten ist eher wischiwaschi. Aber wenn man tiefer in die Geschichte - und die Sprache - einsteigt, dann kann man eine ganze Menge Neunruhigendes finden.


    Ich habe ungewöhnlich lange an dem Buch gelesen, weil ich es auch manchmal für andere Bücher aus der Hand legen musste. Es ist anstrengend sich hier einzulesen. Jetzt habe ich es durch und bin stolz darauf es geschafft zu haben, mir aber nicht sicher, ob das Buch - neben seinen innovativen Idee und seinen Ansprüchen an die Leserinnen und Leser - wirklich ein gutes Buch ist. Ich bin froh es gelesen zu haben und würde es jedem empfehlen, der Herausforderungen mag. Ich glaube, das ist Alles, was mir im Moment dazu einfällt.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Will Self - The Book of Dave [EN]“ zu „Will Self - The Book of Dave“ geändert.