Dora Botag ist die »Tütenlady«, ein seltsames Original, das mitten auf dem Kurfürstendamm seinen festen Wohnsitz hat. Dabei hatte Dora es im Berlin der Nachkriegszeit als Maklerin zu Glück und Wohlstand gebracht. Als sie jedoch eines Tages eines schweren Verbrechens beschuldigt wird, flüchtet sie sich in Armut und Anonymität.
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Nun, obwohl schon 14 Tage vergangen sind seitdem ich das Buch gelesen habe, möchte ich es trotzdem hier noch vorstellen. Denn, ich fand die Idee interessant, wie die Autorin das Thema Obdachlosigkeit umsetzt, und was hinter den Menschen, die auf der Strasse leben (wollen oder müssen) für Einzelschicksale stehen könn(t)en.
Inspiriert wurde Leonie Ossowski durch "Tütenpaula", einer scheinbar "bekannten" Berliner Stadtstreicherin, die 15 Jahre fluchend und schimpfend über den Ku-damm zog, und sich von niemanden unterkriegen liess.
Sie hat dieser Frau eine "erdachte" Lebensgeschichte gegeben, was zwar unterhaltsam geschrieben ist, für meine Begriffe aber ein wenig zu weit hergeholt ist.
Im Buch wird also aus der "Tütenlady", Dora Botag, eine reiche, angesehene Maklerin und Antiquitätensammlerin, die ein grosses Haus auf dem Kurfürstendamm bewohnt und besitzt.
Von einem Tag auf den anderen gibt sie alles auf, da sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird; es wird bekannt, dass sie als fünfzehnjährige einen polnischen Jungen getötet hat. Ihre eigenen Kinder, die man gewiss nicht als Sympathieträger bezeichnen kann, nutzen dieses Wissen um ihre Mutter zu erpressen.
Dora Botag verlässt unter diesem Druck und der Erkenntnis im Leben "versagt" zu haben ihre Wohnung, und zieht als Obdachlose durch die Stadt.
Ich habe so meine Zweifel, ob eine derart vermögende Person so einfach aufgibt, vor allem da im Buch recht deutlich wurde, dass sie den Jungen nicht absichtlich erschossen hat. Es war Krieg, es ging um eine Gruppe von drei Jungen, die in ihrem Elternhaus einbrechen wollten. Sie war zu diesem Zeitpunkt, wie bereits gesagt 15 Jahre, allein zu Hause und wollte "nur" einen Warnschuss abgeben um die Diebe zu vertreiben.
Das sie jemanden dabei getötet hat, erfährt sie erst viele Jahre später.
Mir kommt daher die Reaktion, von nun ab auf der Strasse zu leben, wenig realistisch vor.
Was bleibt ist das traurige Bild einer alten, einsamen Frau, die mit ihrer Welt nicht mehr zurechtkommt, die lieber flieht als sich einzugestehen, dass sie, nicht nur als Mutter, versagt hat.
Für mich ein Buch, dass ich mit ***/* Sternen bewerten möchte, da ein wenig zu dick aufgetragen wurde.
Gruss Bonprix ;)