Vor mir liegt "Christiane und Goethe. Eine Recherche" von Sigrid Damm. Wirbelwind liest dieses Buch auch, so dass wir uns zu einer Minileserunde verabredet haben. Aber wer weiß, vielleicht bekommen wir ja auch noch Zuwachs, das wäre schön.
Als ich die ersten Seiten in diesem Buch las, hatte ich mit dem Stil der Autorin schon ein paar Probleme. Aber es ist kein Roman oder keine Biografie im herkömmlichen Sinne, sondern eine Recherche. Trotzdem fand ich die Sätze recht kurz, manchmal waren es gar keine ganzen Sätze, sondern nur hingeworfene Gedanken. Da die Schrift in meiner Ausgabe auch recht klein ist, war ich schon etwas am Zweifeln, wenn ich an die 500 vor mir liegenden Seiten dachte.
Als dann auf Seite 20 zum 3. Mal ein Kind namens Johann Christian Vulpius geboren wurde, habe ich mir kurzerhand einen Spickzettel mit Christianes Stammbaum gemacht. Den werde ich im weiteren Verlauf des Buches zwar nicht unbedingt benötigen, aber im Moment hatte er mir geholfen.
Mit der Geburt von Christianes Vater im Jahr 1725 las sich das Buch für mich flüssiger, vielleicht habe ich mich auch nur an den Stil gewöhnt.
Mein Interesse hat Sigrid Damm von Beginn an geweckt. Sie versteht meines Erachtens sehr gut, dem Leser ein Bild der damaligen Zeit zu vermitteln. Sie fügt häufig Zitate aus Originaldokumenten in der historischen Sprache ein. Das macht das Lesen zwar etwas mühsam, weil sich die Spache bis zur heutigen Zeit doch sehr verändert hat. Ich finde, diese Abschnitte zeigen, dass die Autorin sich um höchste Authentizität bemüht, sie weist auch darauf hin, wenn ihre Recherche keine Ergebnisse brachte und sie sich auf Überlieferungen und Vermutungen stützen muss.
Beeindruckt hat mich die Schilderung der Bemühungen von Christianes Vaters um eine Anstellung. Die bekommt er nach jahrelangem Schreiben von Bittgesuchen. Nachdem er in Lohn und Brot ist gründet Johann Christian Vulpius eine Familie. Christianes Kindheit ist nicht von Reichtum geprägt.
Sehr interessant fand ich die Passagen, in denen die Autorin die Preise von den alltäglichen Dingen nannte. Christianes Vater verdiente 75 Taler im Jahr, damit musste gut gewirtschaftet werden.
Ich habe das 1. Kapitel beendet, Goethe ist noch nicht in Weimar. Mir ist inzwischen bewusst geworden, dass mir von Goethes Leben nur der Teil seines dichterischen Schaffens im Kopf ist, seine politische und wissenschaftliche Tätigkeit blieb mir bisher weitgehend verborgen. Ich bin gespannt wie Christiane und Goethe zueinander finden werden. Bis jetzt bin ich ja noch der Meinung, dass Alters-, Standes- und Charakterunterschiede da eher hinderlich sein sollten. Aber ich weiß natürlich, irgendwie muss es ja funktioniert haben.