Ake Edwardson - Die Schattenfrau

  • Zum Inhalt:


    Man findet in Göteborg die Leiche einer Frau, die völlig namenlos zu sein scheint. Erst nach langen Ermittlungen und Aufrufen in der Bevölkerung wird klar, wer sie ist, und dass sie noch ein Kind hat. Natürlich konzentriert sich die Suche nach dem Kind und den Mördern.


    Meine Meinung
    Kommissar Winter, etwas exzentrisch (Jazz-Liebhaber. eigenbrötlerisch, nicht bindungsfähig) ist ein sympathischer Typ, ebenso wie sein buntes Ermittlerteam.
    Der Fall (der Mord) an sich wird gar nicht dargestellt , langsam kommen Winter und Kollegen dahinter, worum es eigentlich geht, leider der Leser nicht so ganz.
    Das Buch ist sehr langsam, ruhig, besteht aus vielen Gedankengängen, mit ein paar Sequenzen, die aus der Sicht des Kindes erzählt werden.


    Erst am Ende nimmt es Tempo auf, wobei es sich auf keinen Fall um Action handelt.
    Trotz der Länge (527 Seiten) wird nicht allzu viel übers Wetter geredet und die persönlichen Beziehungen nehmen auch nicht so einen großen Raum ein.


    Wer vor allem wissen will, wie man die Lösung eines Kriminalfalls "erpuzzelt" ist hier richtig.


    ***

  • Mir gefallen die Bücher von Ake Edwardson. Die Schattenfrau war das erste Buch, das ich von ihm gelesen hab. Es ist zwar sicher nicht sein bestes, aber trotzdem hab ich es gern gelesen.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Ich hab lange gebraucht, um mit Kommissar Winter, dem Hauptprotagonisten, warm zu werden. Lag zum einen daran, dass gerade zu Anfang recht viele Personen ausführlich beschrieben wurden, zum anderen lag es daran, dass ich viele von Winters Ansichten nicht teilen konnte und ihn zwischenzeitlich sogar unsympathisch fand. Im Laufe des Lesens wurde das aber besser und der Fall, um den es in "Schattenfrau" geht, hat mich mehr und mehr in den Bann gezogen. Die mühselige, kleinteilige Polizeiarbeit wird hier sehr anschaulich dargestellt - was aber nicht negativ gemeint ist. Diesen Part fand ich am interessantesten. Das Ende fand ich in Ordnung.


    Insgesamt jedoch hatten "Schattenfrau" in mir nicht unbedingt den Wunsch geweckt, mehr von Ake Edwardson zu lesen. Irgendwie passt es einfach nicht. :(

    Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, ab heute glücklich zu sein (Voltaire)

  • Klappentext:


    Es ist Spätsommer in Schweden. In Göteborg sind die Menschen auf den Beinen, um an einem der zahlreichen Festivals teilzunehmen oder ihren Urlaub im Ferienhaus auf dem Land zu verbringen. Auch Kommissar Winter genießt ein paar freie Tage, als an einem See am Stadtrand von Göteborg eine junge Frau ermordet aufgefunden wird - ein Frau ohne Papiere, ohne Namen. Aus dem Urlaub zurückgerufen, macht sich Winter an die Aufklärung des mysteriösen Falls, doch wo soll er seine Suche beginnen, wenn keiner die Frau kennt, niemand sie vermisst? Auch die gerichtsmedizinische Untersuchung hilft nicht weiter. Nur eines ist sicher: DIe Frau hat bereits einmal ein Kind bekommen. Als die Kollegen von der Verkehrspolizei Kontakt mit Winter aufnehmen, schöpft er neue Hoffnung: Bei einer Verkehrskontrolle in der Nähe des Tatorts ist mit einer Spezialkamera ein Film aufgenommen worden, auf dem das Fahrzeug des mutmaßlichen Täters zu erkennen sein könnte. Doch erst eine alte Frau und eine Kinderzeichnung, die vor langer Zeit entstanden zu sein scheint, weisen den Weg zur Lösung.


    Der Autor:


    Der schwedische Autor Ake Edwardson, Jahrgang 1953, lebt in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete, arbeitete er als erfolgreicher Journalist und Sachbuchautor und war im Auftrag der UNO im Mittleren Osten tätig. Ake Edwardson ist Professor an der Universität von Göteborg. Zwei seiner Kriminalromane wurden mit dem Crime Writer´s Award der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.


    Krimi, 528 Seiten


    Meine Meinung:


    Nachdem ich von Ake Edwardson den Roman "Der Jukebox-Mann" gelesen hatte, habe ich beschlossen, mir weitere Romane des Autors aus der Bücherei auszuleihen und zusammen mit meinen eigenen Büchern verfolge ich somit im Moment die Serie um Erik Winter. Leider habe ich die Bücher nicht vollständig, aber das ist nicht so schlimm, denn ich glaube, man kann jedes Buch auch ohne Vorkenntnisse für sich lesen. Dabei ist es aber sicher nicht verkehrt, chronologisch vorzugehen, aber wenn zwischendurch ein Buch fehlt, schadet das wohl auch nicht. Jedenfalls habe ich schon bei diesem zweiten Fall der Serie gemerkt, dass ebeso wie bei dem Kommissar Wallander von Mankell, die Figur des Serienhelden älter wird und eine sehr interessante Entwicklung durchmacht.


    Mir persönlich gefällt der Schreibstil und das Figurenensemble von Ake Edwardson sehr gut. Er hat einen leicht zu lesenden lakonischen Schreibstil und verwendet als hauptsächliches Stilmittel die feine Ironie, die besonders in den herrlichen Dialogen zum Tragen kommt. Dabei übt er aber durchaus auch Kritik an einigen sozialen Mißständen in Schweden, wie in diesem Roman z.B. die zunehmende Vereinsamung von vielen Menschen und ein bestehender Rassismus. Es wird nämlich seiner Kollegin auf dem Stadtfest von einigen Rowdies der Kiefer gebrochen, weil sie schwarz ist. Ihr Kollege Fredrik Halder, mit dem sie im Team zusammenarbeitet, spart sonst auch nicht mit entsprechenden Bemerkungen, was ihre Hautfarbe angeht, aber nach diesem Vorfall erweist sich dann doch, das ihm mehr an seiner Kollegin liegt, als er zugeben möchte.


    Im Gegensatzt zu seinem Schriftstellerkollegen Henning Mankell, schafft Ake Edwardson trotz Sozialkritik ein eher freundliches Gesamtbild. Er schreibt nicht so düster. Das liegt an seinem Humor, der eher mit Hakan Nesser vergleichbar ist. Wenn wir denn schon bei den Schweden sind. :wink:


    In diesem Fall muss die Kripo einen äußerst kniffligen Fall lösen, bei dem eine unbekannte junge Frau ermordet wurde und höchstwahrscheinlich irgendwo ihr Kind sein muss. Wenn dieses dann noch am Leben ist. Schließlich kommt man ihrer Identität doch noch auf die Spur, aber dennoch wird es gleichzeitig immer rätselhafter. Ein Ansatzpunkt führt nach Dänemark, so dass Kommissar Winter wieder einmal mit ausländischen Kollegen zusammenarbeiten darf. Im ersten Band hatte er bereits das "Vergnügen", in London ermitteln zu dürfen. Aus dieser Zeit hat er einen Freund gewonnen, den Ermittler Steve Macdonald, mit dem er auch in diesem Buch noch sporadisch Kontakt hält. Wenn auch nur, um Platten zu tauschen. Denn als Jazzfan lässt sich Erik Winter von Macdonald auch gerne mal zum Rock´n Roll bekehren.


    Privat hat Winter sich mit seiner Freundin Angela auseinanderzusetzen, die gerne eine festere Beziehung führen möchte, am liebsten mit Haus und Kind. Und in Spanien haben sich seine Eltern als Steuerflüchtlinge niedergelassen. Irgendwie scheinen sie unerwartet zu Geld gekommen zu sein und Erik Winter kann ihr Verhalten nicht gutheißen. Ebenso wenig wie seine Schwester Lotta, die sich aber etwas toleranter zeigt. Was genau dahnintersteckt, ist noch nicht ganz klargeworden und wird wahrscheinlich in den Nachfolgebänden weiterverfolgt werden. Ich bin gespannt.


    Mein Fazit: Mir gefällt der lakonisch, ironische Schreibstil des Autors und ich mag seine Figuren sehr gerne. Besonderes Vergnügen haben mir immer wieder die herrlichen Dialoge und die Schilderung des privaten Umfeldes bereitet.
    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Jeder Tag, an dem ich nicht lesen kann, ist für mich ein verlorener Tag!