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Selbst intime Kenner der Literaturszene werden mit dem Namen Jolanthe von Brandenstein nichts anzufangen wissen. Aus dem Adelsfräulein aus Niederschlesien, das sich nach Kriegsende als Fabrikarbeiterin, Fotolaborantin und Verkäuferin durchschlug, ist längst die erfolgreiche Schriftstellerin Leonie Ossowski geworden, die ihr Pseudonym aus Osowa Sien, dem heutigen Namen ihres Geburtsortes Röhrsdorf, ableitete.
Kaum jemand hat von ihren frühen Romanen "Stern ohne Himmel" (1958 ) oder "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann" Notiz genommen. Der literarische Durchbruch gelang der einstigen Internatsschülerin ("Schule, Bildung - das alles habe ich abgelehnt") erst, als sie ihre Erfahrungen als Bewährungshelferin in dem 1974 erschienenen Band "Weckels Angst" dokumentierte. Drei Jahre später folgte der erfolgreich verfilmte (mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete) Kult-Jugendroman "Die große Flatter", der ihr gleichzeitig respektablen kommerziellen Erfolg und das Attribut "literarische Sozialtante" einbrachte.
Auch hochrangige Auszeichnungen wie der Schiller-Preis der Stadt Mannheim konnten nichts daran ändern, dass Leonie Ossowski mit der Literaturkritik immer auf Kriegsfuß stand. "Ich weiß, dass ich Unterhaltungsliteratur schreibe, aber eine sehr anspruchsvolle. Das ist ein Genre, das man bei uns in Deutschland nicht findet", erklärte die Mutter von sieben Kindern 1992 in einem Interview.Große Verkaufserfolge erzielte Leonie Ossowski auch mit ihrer Schlesien-Trilogie ("Weichselkirschen", "Wolfsbeeren" und "Holunderzeit"), in der viele Angehörige der älteren Generation ihr eigenes Schicksal als Heimatvertriebene nachempfanden. Die Schauplätze dieser Romane sind unzweifelhaft Leonie Ossowskis eigenen Lebensstationen nachempfunden.
Auch in ihrer Wahlheimat Berlin, wo sie seit 1980 lebt, hat sie einen ihrer Romane angesiedelt. In "Die Maklerin" (1994) beschreibt sie das urbane Treiben und die beängstigende Anonymität in der wachsenden Metropole. Ein großer Wurf gelang Leonie Ossowski noch einmal mit "Herr Rudolfs Vermächtnis" (1997), einer Zank- und Ränkegeschichte um eine Erbengemeinschaft. Ein Thema, das sie - leicht variiert - noch einmal in ihrem letzten Roman "Der einarmige Engel" (2004) aufgenommen hat.
Ihre Romane präsentieren stets eine Mischform zwischen Literatur und Drehbuch. Kein Zufall, denn vor knapp 50 Jahren hospitierte die Autorin bei der damaligen DDR-Filmgesellschaft DEFA. Leonie Ossowski, die am 15. August ihren 82. Geburtstag feiert, hat immer versucht, gleichzeitig aufzuklären und spannend zu unterhalten. Die Verkaufszahlen belegen, dass es doch eine dankbare Klientel für anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur gibt.
Quelle: Peter Mohr -Titel-Magazin
Auszeichnungen
1973 Adolf-Grimme-Preis
1977 Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für Die große Flatter
1978 Buxtehuder Bulle für Stern ohne Himmel
1980 Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch zum Film Die große Flatter
1982 Schillerpreis der Stadt Mannheim für ihr Gesamtwerk
1985 Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin mit dem GRIPS-Theater Berlin für das Stück Voll auf der Rolle
2006 Hermann-Kesten-Medaille
Werke
Stern ohne Himmel, 1958
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?, Roman, 1968
Zur Bewährung ausgesetzt. Bericht über Versuche kollektiver Bewährungshilfe, 1972
Mannheimer Erzählungen, 1974
Weichselkirschen, Roman, 1976
Die große Flatter, Roman, 1977
Blumen für Margritte, Erzählungen, 1978
Liebe ist kein Argument, Roman, 1981
Wilhelm Meisters Abschied, Roman, 1982
Littel fasst einen Entschluss und andere Erzählungen, 1983
Neben der Zärtlichkeit, Roman, 1984
Wolfsbeeren, Roman, 1987
Das Zinnparadies, 1988
Holunderzeit, Roman, 1991
Von Gewalt keine Rede. Zwei Erzählungen, 1992
Die Maklerin, Roman, 1994
Herrn Rudolfs Vermächtnis, Roman, 1997
Das Dienerzimmer, Roman, 1999
Die schöne Gegenwart, Roman, 2001
Espenlaub, Roman, 2003
Der Löwe im Zinnparadies, 2003
Der einarmige Engel, Roman, 2004
Drehbücher
Tatort - Auf offener Straße, 1971
Weichselkirschen, 1979
Die große Flatter, 1979, verfilmt von Marianne Lüdcke mit Hanna Schygulla, Richy Müller
Stern ohne Himmel, 1980
Voll auf der Rolle, 1985
Von Gewalt keine Rede, 1991, verfilmt mit Katja Riemann, Heiner Lauterbach, Peter Sattmann, Despina Pajanou, August Zirner
Quelle: Wikipedia
Gruss Bonprix ;)
Die Buchvorstellung/Rezension zu "Herrn Rudolfs Vermächtnis" findet sich *HIER*...