Andrea Maria Schenkel - Tannöd

  • Also ich muss sagen mir hat das Buch erstaunlicherweise recht gut gefallen. Klar ist es kein superspannender Krimi, sondern wohl eher ein Familiendrama, dass ich aber durchaus sehr interessant und nachvollziehbar fand.


    Mir hat auch der Aufbau des Buches gut gefallen. Die einzelnen Interviews mit den Dörflern und ihre unterschiedlichen Sichtweisen waren sehr authentisch dargestellt, indem sich die Autorin einer doch sehr einfachen Sprache bedient hat.


    Es wurde auch eine schöne düstere Stimmung in dem Buch geschaffen, mit doch recht einfachen Mitteln ohne allzu viel Blut fließen zu lassen.


    Für mich ein kurzweiliges Lesevergnügen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.



    Liebe Grüße
    Rapunzel

    Wir brauchen Geschichten.
    Wer möchte denn nur ein Leben führen, wenn er das von vielen besuchen kann?
    Sabrina Qunaj - Das Blut der Rebellin

  • Meine Meinung:
    Ich kann nicht sagen, ob das Buch so eindringlich wirkt wie das Hörbuch, das ich gehört habe. Das Hörbuch auf jeden Fall hat mich gefessselt, da es Monica Bleibtreu verstanden hat, jeder handelnden Person eine eigene Identität zu geben. Egal ob dem unbedarften Jugentlichen oder dem knorrigen Alten.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe mich noch nicht einmal eine ganze Stunde weit in das fast dreieinhalb Stunden lange Hörbuch hineingehört, doch Monika Bleibtreu hat mich bisher mit ihrer Art zu Lesen voll überzeugt. Ein Buch und eine Leserin, die zusammen als Hörbuch außerordentlich gut zu harmonisieren scheinen.


    Dass hier nicht die übliche und typische Krimi- oder Thriller-Struktur vorliegt (Leiche taucht auf, Kriminalbeamter verfolgt Spuren, Mörder wird bekannt gegeben) empfinde ich als wunderbar erfrischend. Endlich mal wieder etwas Anderes, nicht immer ein ähnlicher Inhalt hinter unterschiedlichem Cover!


    Bisher: :applause::applause:

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Sehr originell! Besonders gefällt mir die Multiperspektivität. Somit kann man sich eine fast objektive Meinung bilden. Man kann sich in die Menschen hinein versetzten und kann genau so "mit munkeln", als wäre man selber ein Dorfbewohner...
    Das Buch ist nach einer wahren Begebenheit. Das macht es für mich immer spannender. Es gibt sogar eine Webseite, die sich mit diesen Mordfall beschäftigt...
    Die Gebete zwischendurch haben mich auch irgendwann genervt, hab sie dann übersprungen. Für den Inhalt geben sie nichts dazu.
    Das mit dem Jungen und der Magt kann ich mir nur so erklären, dass der Mörder einfach alles vernichten wollte und vielleicht in eine Art Blutrausch war.


    PS: Der Film ist auch zu empfehlen (NICHT der mit Benno Führmann in "Hinterkaifeck")

  • Die Bewohner eines Einödhofes werden tot aufgefunden, selbst vor den zwei- und achtjährigen Kindern und der Magd, die erst am Tag zuvor ihren Dienst antrat, machte der Mörder keinen Halt. Auf ungewöhnliche Art und Weise nähert sich der Krimi den Geschehnissen: Ein früherer, zeitweiliger Bewohner des Dorfes kehrt zurück und ihm, 'einem Fremden und doch Vertrauten', erzählen die Bewohner ihre Gedanken, Vermutungen, ihre Sicht der Ereignisse. Nachbarn, Bekannte, Freunde usw. kommen zu Wort, und so kristallisiert sich nach und nach das Bild einer Familie heraus, die manches zu verbergen hatte. Zwischen diesen Berichten fließen immer wieder die Beschreibungen ein, was genau kurz vor dem Tode der einzelnen Bewohner geschah, so dass man sich Schritt um Schritt der eigentlichen Tat nähert.
    Das Ganze ist eher eine Reportage als ein herkömmlicher Kriminalroman: Der Ton ist knapp und karg - entsprechend den Personen, meist bäuerlicher Herkunft, deren Sichtweise gerade vermittelt wird. Dennoch ist es spannend wie ein Krimi, der einen mit seiner düsteren Atmosphäre, die diese Gegend umgibt, voll und ganz gefangennimmt. Ungewöhnlich - aber gut!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Dieses Buch fand ich wirklich spannend - ich konnte nicht aufhören zu lesen bis zur letzten Seite. Mit dem wahren Mordfall hinter der Geschichte hatte ich mich vor einer ganzen Weile mal eingehender beschäftigt und ich finde, hier wird eine mögliche und auch einleuchtende Lösung präsentiert. Das Buch hätte ich nicht gerade gern alleine abends zuhause gelesen 8-[


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nun ist solch ein Buch wohl eher nicht in meinem Beuteschema, doch als Buchgeschenk meiner Lieblingsbuchhandlung wollte ich es dann doch mal lesen. Ich fand es interessant. Gut gelungen ist die sprachliche Umsetzung, die Atmosphäre der Zeugnisse!


    Fast alle sprechen von der langweiligen Litanei; da muss ich dann einfach widersprechen. Ich gehe davon aus, dass mir liebe Menschen diese Worte gebetet haben und damit was anderes ausdrücken wollten als herunterrasseln und nichts sagen.


    Im Zusammenhang des Romans könnte man ja die bgrundtiefe Schlechtigkeit des Übels anprangern, oder eben den Tratsch etc. Tja, dann wächst dieser innere Unmut über die Schlechtigkeit des Menschen. Prima! Und wir selber stehen ja woanders, klaro. Aber interessant ist es, wenn diese Menschen in ihrer Zwiespältigkeit, auch ihrem Leiden dargestellt werden. Das schliesst ebenso den hier dargestellten Mörder ein! In dieser Perspektive dann insbesondere diese Einschübe zu bringen (die wohl der Dannerin zugemutet werden können) ist ein starkes Stück von Schenkel:

    https://www.kommherrjesus.de/arme-seelen-litanei


    Da sind doch hinter den frommen Worten starke Wünsche drin, Bitten halt, dass der hin- und hergerissene, leidende, suchende Mensch Erlösung finden möge. Ich komme damit gut zurecht.