Der Papalagi: Ein Südseehäuptling erlebt unsere Zivilisation

  • Klappentext:


    Als Mitreisender in einer Völkerschaugruppe erlebt der Häuptling Tuivii von der Südseeinsel Samoa das moderne Europa des beginnenden 20. Jahrhunderts. Nach seiner Rückkehr berichtet er seinen Stammesgenossen über die Lebensgewohnheiten der "Weißen", die er "Papalagis" nennt. Das uns alltäglich und bekannt Erscheinende unserer Kultur wird aus der Perspektive des Häuptlings kritisch hinterfragt. Die Aktualität des Textes auf dem Hintergrund der ökologischen Krise und der daraus resultierenden zivilisationskritischen Diskussion ließen den "Papalagi" in den letzen Jahren zum Buchbestseller werden.



    Eigenen Beurteilung:


    Ich gehe mal davon aus, dass dieser Klappentext aus den 70er Jahren stammte, als dieses Buch tatsächlich noch einmal zur Berühmtheit gelangte. Und es besteht eine besser als hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Herausgeber Erich Scheurmann diese Reden durchgehend selbst erdacht hat auf der Grundlage seiner Beobachtungen in Deutshcland und eines Aufenthalts auf Samoa kurz vor und während des Zweiten Weltkrieges. Dabei dürfte es sich um einen Schreibauftrag eines Verlages von 1914 gehandelt haben, der 1920 dann zu einer Veröffentlichung führte.


    Die im Anhang dargestellte Rezeptionsgeschichte finde ich mithin interessanter als die Reden selbst, die in ihrer Naivität gegenüber den Samoa-Bewohnern ziemlich herablassend erscheinen können. Außerdem zeigen sie - als westliche Zivilisationskritik - auch in ihrer metaphorischen Aussageabsicht eine geradezu rührende Naivität. Ein Teil der Zusatztexte zur Stadtdarstellung in der deutschen Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist für diesen Betrachtungsbereich interessant, aber nicht unbedingt relevant in Bezug auf die Aussage des Kerntextes. Eher ein Unterrichtssteinbruch an Material als ein Buch, das Leserinnen und Leser erfreuen kann. :-k

  • Dieses Buch erinnert mich mit Schrecken an die 9. Klasse, Deutschunterricht. Damals mussten wir das Teil lesen, eine Inhaltsangabe darüber schreiben und unterschiedliche Texte im gleichen Stil verfassen. Das Grauen pur, jedenfalls für eine damals 14jährige wie mich. Ich erinnere mich noch gut an die "steinernen Truhen", die viele Fächer haben und durchlöchert sind (Häuser) oder an das "runde Metall und das schwere Papier", (Geld) für das das Gewissen, die Gesundheit, die Ehre und einiges Andere hingegeben wird. Nach der neunten Klasse habe ich dieses Buch ganz hinten in mein Bücherregal verbannt, wo es seit mehr als 21 Jahren unbeachtet vor sich hinschlummerte. Meine Schwiegermutter hat es bei ihrem letzten Besuch bei uns von diesem Dasein erlöst, weil sie nichts zu lesen dabeihatte und es so nett geschrieben fand. Zum Glück hat sie es gleich mitgenommen und behalten. Ich persönlich konnte diesem Buch nie etwas abgewinnen und wüsste auch nicht, wie man freiwillig auf die Idee kommt, sowas zu lesen. Aber da sind die Geschmäcker zum Glück ja verschieden. :)