Eine feministische Theologie, das ist bekannt. Dass es aber auch einen katholischen Feminismus gibt, darauf bin ich eigentlich erst durch dieses Buch gestossen.
Ein erster, verhältnismassig grosser Teil befasst sich zwar mit dem Feminismus im Allgemeinen, seinen Ursachen, seiner Entwicklung, seinen Thesen und Forderungen. Er ist aber gerade für den Laien, der sich bisher nur wenig mit dem Thema befasst hat, sehr wichtig. Obwohl das Werk einen wissenschaftlichen Charakter hat, habe ich hier eine leicht verständliche, gut zu lesenden Auslegeordung dieser Problematik gefunden, auf die man immer wieder zurück greifen kann, wenn man sich mit dem Feminismus konfrontiert sieht.
Der Teil über den eigentlichen katholischen Feminismus ist genau so gut zu lesen. Hier legt die Autorin, selber Mutter und Theologin, die Grundlagen dar und zieht daraus die nötigen Konsequenzen. „Die Frau in der Bibel“ wird genau so behandelt, wie „der natürliche Unterschied der Geschlechter“, die „Gleichheit in der Verschiedenheit“, etc. Auch das Reizthema „Ehe, Familie und Beruf“ gehört selbstverständlich dazu.
Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem Weltfrauentag in Peking, seinen Hintergründen und dem Einsatz der katholischen Feministinnen dort.
„Wie weiter?“ ist die abschliessende Frage des Buches. Der Gleichheitsfeminismus der siebziger Jahre ist noch längst nicht überwunden. Doch immer mehr zeigen sich Tendenzen hin zu einer differenzierteren Sicht der Dinge, in der die Frau neben gleicher Würde und gleichen Rechten auch ein Recht darauf besitzt, ganz Frau zu sein.
Katholischer Feminismus
Corinna Runge
Stella Maris Verlag, Augsburg 2007