Originaltitel: In the Country of Last Things
Klappentext (geändert wegen Spoiler):
Eine junge Frau names Anna Blume sucht ihren verschollenen Bruder, einen Journalisten. Auf seinen Spuren gelangt sie in eine namenlose, sich im letzten Stadium des Untergangs befindliche Großstadt. Ihre für einen Freund bestimmten Aufzeichnungen künden von ihrer verzweifelten Suche und beschreiben ein Szenario, das wie eine moderne Version des finstersten Mittelalters wirkt. Sekten treiben ihr Unwesen, und der Tod ist allgegenwärtig. Wer nicht sterben will, plündert verfallende Gebäude und tauscht seine magere Beute gegen Nahrung oder ein Nachtlager - in steter Angst vor marodierenden Banden und der allwissenden Polizei, dem letzten funktionierenden Relikt staatlicher Organisation.
Inmitten von Tod und Zerstörung lernt Anna zu überleben. Sie findet Zuflucht in den Ruinen der Nationalbibliothek, wo Gelehrte sinnlose Debatten über moralischen Verfall führen; sie findet Liebe bei Sam, dessen Aufzeichnungen über den Niedergang der Stadt nie einen Leser haben werden, und sie findet Arbeit bei einer reichen Wohltäterin, deren Altruismus den Notleidenen mehr schadet als nützt.
Die Atmosphäre des Buches erinnerte mich an "1984" von George Orwell.
Es herrscht Endzeitstimmung, alles ist zusammengebrochen: Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Wohnraum, Arbeitsplätze, Verkehr, Natur, usw. Leben ist zum reinen Über-leben geworden, Angst das einzige Lebensgefühl. Ganz selten stößt man auf jemanden mit menschlichen Gefühlen. Wie es passieren konnte, dass die Stadt zerstört und alles ausgelöscht wurde, erfährt man nicht.
Es ist inzwischen auch nicht mehr möglich, aus der Stadt hinauszugelangen, weil Mauern errichtet und Tore bewacht werden.
Was Handlung und Sprache angeht, gliedert sich das Buch in zwei Hälften. Zunächst stehen Horror und täglicher Überlebenskampf im Vordergrund; beinah sachlich schildert Anna ihre Lebensumstände. Erst im zweiten Teil - mit dem Auftauchen von Sam - kommen Gefühle ins Spiel, und Anna als Person rückt in den Mittelpunkt; damit wird das Buch zugänglicher und greifbarer.
Das Buch liest sich trotz Thema, Handlung und Stimmung sehr leicht. Mit ca. 200 Seiten ist es auch relativ dünn.
(Eigentlich gehört dieses Buch ins Science-Fiction-Forum; weil dieses aber bei uns an Fantasy gekoppelt ist, habe ich mich für das neutrale Erzählungen-Forum entschieden.)
Marie