Paul Auster - Im Land der letzten Dinge

  • Originaltitel: In the Country of Last Things


    Klappentext (geändert wegen Spoiler):
    Eine junge Frau names Anna Blume sucht ihren verschollenen Bruder, einen Journalisten. Auf seinen Spuren gelangt sie in eine namenlose, sich im letzten Stadium des Untergangs befindliche Großstadt. Ihre für einen Freund bestimmten Aufzeichnungen künden von ihrer verzweifelten Suche und beschreiben ein Szenario, das wie eine moderne Version des finstersten Mittelalters wirkt. Sekten treiben ihr Unwesen, und der Tod ist allgegenwärtig. Wer nicht sterben will, plündert verfallende Gebäude und tauscht seine magere Beute gegen Nahrung oder ein Nachtlager - in steter Angst vor marodierenden Banden und der allwissenden Polizei, dem letzten funktionierenden Relikt staatlicher Organisation.
    Inmitten von Tod und Zerstörung lernt Anna zu überleben. Sie findet Zuflucht in den Ruinen der Nationalbibliothek, wo Gelehrte sinnlose Debatten über moralischen Verfall führen; sie findet Liebe bei Sam, dessen Aufzeichnungen über den Niedergang der Stadt nie einen Leser haben werden, und sie findet Arbeit bei einer reichen Wohltäterin, deren Altruismus den Notleidenen mehr schadet als nützt.


    Die Atmosphäre des Buches erinnerte mich an "1984" von George Orwell.
    Es herrscht Endzeitstimmung, alles ist zusammengebrochen: Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Wohnraum, Arbeitsplätze, Verkehr, Natur, usw. Leben ist zum reinen Über-leben geworden, Angst das einzige Lebensgefühl. Ganz selten stößt man auf jemanden mit menschlichen Gefühlen. Wie es passieren konnte, dass die Stadt zerstört und alles ausgelöscht wurde, erfährt man nicht.
    Es ist inzwischen auch nicht mehr möglich, aus der Stadt hinauszugelangen, weil Mauern errichtet und Tore bewacht werden.


    Was Handlung und Sprache angeht, gliedert sich das Buch in zwei Hälften. Zunächst stehen Horror und täglicher Überlebenskampf im Vordergrund; beinah sachlich schildert Anna ihre Lebensumstände. Erst im zweiten Teil - mit dem Auftauchen von Sam - kommen Gefühle ins Spiel, und Anna als Person rückt in den Mittelpunkt; damit wird das Buch zugänglicher und greifbarer.


    Das Buch liest sich trotz Thema, Handlung und Stimmung sehr leicht. Mit ca. 200 Seiten ist es auch relativ dünn.


    (Eigentlich gehört dieses Buch ins Science-Fiction-Forum; weil dieses aber bei uns an Fantasy gekoppelt ist, habe ich mich für das neutrale Erzählungen-Forum entschieden.)



    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dieses Buch hat bereits 25 Jahre auf dem Buckel, aber in die momentan herrschende Dystopie-Welle würde es thematisch eigentlich ganz gut passen. Trotzdem ist "Im Land der letzten Dinge" etwas ganz anderes und nicht mit den Science-fiction- und Fantasy-Geschichten, die zur Zeit erscheinen, vergleichbar.


    Ich muss sagen, es hat mir nicht besonders gefallen.
    Zu der Hauptperson Anna, die in Briefform vom Leben in der verfallenden namenlosen Stadt erzählt, konnte ich keinen Bezug aufbauen. Emotionen waren bei ihr absolute Fehlanzeige, sie blieb die ganzen 200 Seiten über gesichtslos und stoisch. Vielleicht sollte dies der große Kniff Paul Austers sein um die Kälte, Brutalität und Gefühllosigkeit, die in dieser Zukunftsvision herrscht, darzustellen. Bei mir kam das aber überhaupt nicht an und genaus emotionslos habe ich die Geschichte heruntergelesen und es schließlich mit einem Achselzucken zur Seite gelegt und werde es vermutlich auch schnell wieder vergessen haben.


    Auch den Schreibstil mochte ich nicht besonders. Es mag zwar durchaus sein, dass der Autor literarisch nicht unbegabt ist, aber die unzähligen ellenlangen, verschachtelten, von Massen an Kommata überfluteten Sätze haben es mir nicht unbedingt leicht gemacht, wenigstens ein klein wenig Spaß beim Lesen zu empfinden. Zum Glück kam dann zum Schluss etwas Spannung auf, so dass ich zumindest wissen wollte wie es mit Anna und ihren Gefährten weitergeht bzw. endet. Herausgerissen hat das aber auch nicht mehr viel und so kommt dieses Buch bei mir wenigstens auf gnädige :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: .

  • Ich liebe es, Paul Auster zu lesen, egal "über was" er schreibt, sein Schreibstil fasziniert mich ... dieses Buch hab ich vor längerer Zeit gelesen und ich erinnere mich, dass es mir sehr gut gefallen hat - ich kann Paul Auster in jeder Form nur empfehlen

  • Ich bin auch ein großer Fan von Paul Auster. Im Land der letzten Dinge hat mir gut gefallen, obwohl ich eigentlich kein Freund von Science-Fiction bin. 'Unsichtbar' fand ich auch genial - obwohl es stellenweise echt anstrengend war wegen der Thematik.