Kapitel 31-45 vom 23.01 - 25.01.05

  • Hui, gerade hätte ich mich fast verplappert und meinen Beitrag ins vorhergehende Topic geschrieben. Ich habe wirklich nicht gemerkt, dass ich in en letzten 2 Tagen schon so weit gekommen bin. Ich habe jetzt bis zum Ende von Kapitel 37 gelesen. :shock:


    Ich will schonmal ein paar Eindrücke aufschreiben, weil ich fürchte, sie sonst wieder zu vergessen.


    Also, wer noch nicht so weit ist mit dem Lesen, Vorsicht Spoiler!! :shock:






    Ich war mir ja die ganze Zeit unschlüssig, ob ich Leander nun in einem positiven oder negativen Licht betrachten soll. Inzwischen kippe ich stark ins Negative, denn auf Seite 137 (Kapitel 36) nimmt er schon wieder eine Frau gefangen und will sie töten, wird aber dann gestört und lässt die Frau eingesperrt zurück.
    Warum tut er das?? Ist er so aufgewühlt wegen seines verlorenen Notenblattes, dass er so schnell wie möglich etwas Neues, Großes komponieren muss und dazu wieder töten muss, weil er sonst die Kraft dafür nicht aufbringen kann??
    Und irgendwie denke ich dabei auch immer, dass es falsch ist, weil er Hertha auf eine morbide Art und Weise betrügt. Obwohl man bei ihrer Art von Beziehung ja eigentlich keine normalen Maßstäbe setzen kann! :wink:


    Geschockt war ich allerdings wiederum, als die Polizei nun doch auf Leanders Fährte gekommen ist und ihn zum Verhör holen will. :shock:
    Wie das wohl weitergeht??


    Dass der fiese Paul Tiefenbacher im Besitz von Leanders Komposition ist und das ganze schändlich für seine mittelmäßige Arbeit ausschlachtet, hat bei mir natürlich einen Ausruf des Protestes hervorgerufen! :wink:

    "Die Welt muss daran erinnert werden, dass gute Kinderliteratur mindestens ebenso wichtig und wahrscheinlich wichtiger ist als alle anderen Arten von Literatur." (Erlend Loe, norwegischer Schriftsteller)

  • Hilfe, wo seit Ihr denn alle? Ich wollte Euch mit meinem Beitrag nicht verjagen!! :mrgreen:


    Ich bin eben mit dem Abschnitt fertig geworden, und ich würde sooooo gerne weiterlesen, weil es ja jetzt richtig spannend wird. Und dann noch diese ganzen Andeutungen, was am Abend der Premiere alles passieren wird. Aber ich bleibe standhaft und werde erst morgen alles verschlingen! :wink:


    Ein Gedanke der alten Elisabeth in Bezug auf Leander hat mich heute ziemlich nachdenklich gemacht. Über sie wird auf Seite 333 geschrieben:


    "Konnte ein Mensch, der so viel von Musik verstand wie Leander, ein schlechter Mensch sein?"


    Über diesen Satz habe ich dann erstmal lange nachgedacht, denn eigentlich war ich bis dahin immer noch irgendwo der Meinung, dass Leander ein guter Mensch ist und dass er durchaus auch liebevolle Charakterzüge hat.
    Aber inzwischen ist meine Meinung über ihn wohl endgültig umgeschwungen. Der Bericht darüber, wie er seine erste Freundin und wohl auch seine erste große Liebe tötete, als er merkte, dass er durch sie Töne wahrnehmen kann, hat mich wirklich erschreckt. Da fiel auch mir das auf, was in der Leserunde schonmal erwähnt wurde, nämlich dass Leander die Frauen wirklich nur für seine eigenen Zwecke benutzt.


    Inzwischen ist die polizeiliche Suche nach Leander noch nicht weiter fortgeschritten, und so wie ich es verstehe sitzt der Polizist, der nach Leander suchen lassen wollte, immer noch im Turm gefangen. Ob sich in dieser Hinsicht wohl noch etwas tut? Ich bin sehr gespannt darauf, ob sie Leander noch fassen und er eine gerechte Strafe für seine Taten bekommt.


    Und ich bin natürlich auch gespannt wie ein Flitzebogen, was wohl an dem großen Abend der Oper noch alles passieren wird!!


    Ich fand übrigens die Anordnung der Tische im Schlossgarten unglaublich faszinierend. Gibt es dazu auch eine historische Quelle die besagt, dass das im Schloss Ludwigsburg mal so gemacht wurde? Find ich toll!! :D

    "Die Welt muss daran erinnert werden, dass gute Kinderliteratur mindestens ebenso wichtig und wahrscheinlich wichtiger ist als alle anderen Arten von Literatur." (Erlend Loe, norwegischer Schriftsteller)

  • Hallo Capesider und die anderen!


    Bei der Tischanordnung habe ich mir erlaubt, den Großherzog ein wenig zu beraten.


    Vielleicht hätte er die Idee ja gut gefunden...


    Raico


  • Dieser Satz ist wirklich ein paar Gedanken wert. Allerdings muss ich wieder mal gegen den Strom schwimmen ;)


    Ich gewinne immer mehr die Überzeugung, dass Leander zwar einiges von Musik versteht, aber sooooo ein großes Genie auch wieder nicht sein kann. Bei der Episode aus seiner Kindheit - als ihm die zwei Burschen das Manuskript seiner Kantate raubten - war er nicht imstande, sich an sie zu erinnern. Auch hat er offensichtlich nie mehr versucht, etwas zu komponieren und niederzuschreiben.
    Und mit Tiefenbachers Verwertung von Leanders Einfällen war es ebenso.


    Außerdem misst man musikalisches Genie wohl nicht nur daran, ob ein Stück schwierig zu spielen ist.


    Leander kristallisiert sich für mich immer mehr als Psychopath heraus, dem endlich das Handwerk gelegt gehört. Entschuldige, Raico - aber ich mag den Kerl immer weniger.

  • Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Kind nicht imstande ist, seine Komposition zu wiederholen. Erst recht, wenn er großem Druck ausgesetzt ist.


    Und nach wie für entdecke ich an Leander auch sympathische Seiten. Klar ist er ein Mörder und ihm gehört das Handwerk gelegt - aber auf dem Schafott mag ich ihn nicht gerne landen sehen ...


    Und ich glaube natürlich, dass auch böse Menschen Musik lieben können, in der Geschichte gibt es ja genug Beispiele.


    Aber mir gefällt an Leander, dass er nicht so leicht in ein einfaches Gut-Böse-Schema zu pressen ist (wobei mir das im realen Leben sicher keine Probleme machen würde, aber im Roman kann man sich darauf einlassen)


    grüße von missmarple

  • Zitat

    Original von missmarple


    Aber mir gefällt an Leander, dass er nicht so leicht in ein einfaches Gut-Böse-Schema zu pressen ist (wobei mir das im realen Leben sicher keine Probleme machen würde, aber im Roman kann man sich darauf einlassen)


    Ich wünschte, ich könnte es auch so sehen. Aber ich kann da nicht zwischen Fiktion und RL unterscheiden. Was finden Frauen so anziehend an ihm?


    Wo genau sind eigentlich Leanders gute Seiten? Was tut er Gutes? Dass er gut aussieht und sexuell potent, lasse ich aber nicht gelten ;)

  • Zitat

    Original von Lancelot


    Was finden Frauen so anziehend an ihm?


    Wo genau sind eigentlich Leanders gute Seiten? Was tut er Gutes? Dass er gut aussieht und sexuell potent, lasse ich aber nicht gelten ;)


    Hallo Lancelot,
    da muss ich mal drüber nachdenken. :scratch: Kann ich so auf die Schnelle (die Kinder kommen gleich aus der Schule) nicht beantworten. Ich denke, dass sicher auch eine Spur Mitleid eine Rolle spielt, das kann es aber nicht allein sein...
    Du musst dich also noch ein bisschen gedulden. :-,


    grüße von missmarple, die prinzipiell nichts gegen gut aussehende und potente Männer einzuwenden hat :loool:

  • Hallo Leserundler,


    Lancelot schreibt in seinem Beitrag.....Leander hat nie mehr versucht etwas niederzuschreiben; ich erkläre diesen Umstand für mich mit dem Problem der Papierbeschaffung und den damit verbundenen Kosten. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, wie teuer wahrscheinlich Papier Mitte des 18. Jahrhunderts war und im Haus von Leanders Vater (der doch sicher des lesens und schreibens unkundig war) der Besitz von Papier mit Sicherheit nicht gern gesehen, wenn nicht gar verboten oder gar kein Thema war.
    Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie dieser Choleriker reagiert hätte, wenn sein Sohn Noten auf ein Papier gemalt/geschrieben hätte.
    Tja, wieso haben gerade "wir Frauen" eine Sympathie für Leander? :-k Schwer zu sagen - ich denke mal, da spielt der >Mitleidsfaktor< doch zum grossen Teil eine grosse Rolle.
    Ich gehe da für mich in die Kindheit von Leander zurück und zu den schrecklichen Erlebnissen (Totschlag an seiner geliebten Mutter, den er mitansehen musste) der - wie wir ja wissen - auch zu seinem Gebrechen führte. Solch ein schreckliches Erlebnis kann für niemanden ohne Folgen bleiben, ohne irgendeine Form von Hilfe, die es ja zur damaligen Zeit nicht gab.
    Der Tod seiner >ersten Liebe< war kein Mord, sondern ein Unglücksfall, ein aus der Hand gelaufener Liebesakt, der ihr am Anfang in der gewalttätigen Form ja auch noch zugesagt hat und der letztendlich zu den weiteren Morden geführt hat.
    Natürlich hält sich mein Mitleid für den Täter in Grenzen, dass versteht sich von selbst - aber nichts ist im Leben nur schwarz oder weiss - eine tragische Figur wie Leander macht mich traurig, genauso wie sie mich wütend macht.
    Ausserdem bin ich der Meinung, dass man die Geschichte um Leander auch aus der Sicht des 18. Jahrhunderts sehen sollte und nicht nur aus dem Blickwinkel unserer >aufgeklärten< heutigen Zeit.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Hallo, liebe Leserundler,


    zuerst möchte ich mich noch bei Raico für die Angabe seiner Recherchearbeit bedanken - man vergisst beim Lesen gern, mit wieviel Vorarbeit gerade ein historischer Roman verbunden ist. Es muss ja alles stimmig sein und auch einigermassen plausibel. Das ist in diesem Roman meiner Ansicht nach auch sehr gut gelungen!=D>


    Es fiel mir sehr schwer, jetzt mit Kapitel 45 eine Pause bei der Lektüre einzulegen, wo die Handlung immer stärker auf das Finale zudrängt. Leander zeigt immer mehr Symptome seiner meiner Meinung nach psychischen Störung und kann sie auch immer weniger unter Kontrolle halten. Ich finde es sehr traurig, daß Maria sterben mußte - ich hatte gehofft, sie würde irgendwie überleben. Wie es wohl mit Leander und Hertha weitergeht? Leider kann ja nicht mehr viel kommen, das Buch ist ja nun bald schon zu Ende... :cry:


    Da hier die Frage nach Leanders guten Seiten gestellt wurde, möchte ich auch noch meine Meinung dazu beisteuern. Ich mag an Leander besonders seine zupackende Art bei der Arbeit mit Holz, daß er ein ausgezeichneter Handwerker ist und dabei offensichtlich besonderes leistet. Man könnte sich vorstellen, daß er ohne die Traumatisierung in der Kindheit vielleicht ein ganz "normales" Leben als Handwerker geführt hätte - das hätte zwar keinen Stoff für einen spannenden Roman hergegeben, aber er wäre vielleicht ein guter, zuverlässiger Ehemann geworden :loool: ?!?


    LG Ly

    Eine Bibliothek einem Haus hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben. Cicero

  • Zitat

    Original von Ly


    Man könnte sich vorstellen, daß er ohne die Traumatisierung in der Kindheit vielleicht ein ganz "normales" Leben als Handwerker geführt hätte - das hätte zwar keinen Stoff für einen spannenden Roman hergegeben, aber er wäre vielleicht ein guter, zuverlässiger Ehemann geworden


    Stimmt, das hätte vielleicht weniger Spannung und Aufregung verursacht. Aber eine interessante Handlung hätte es bestimmt auch gegeben - mit Raico als Autor ;)


    Der Anflug von Mitgefühl mit Maria war ein netter Moment bei Leander. Aber leider nur ein Moment. Dann brach wieder seine Egomanie durch. Ich hätte eigentlich gehofft, dass er einmal im Leben etwas Selbstloses tun und das arme Mädchen aus seinem Kellerverlies befreien würde.


    An diesem Abschnitt fand ich am faszinierendsten, wie die Vorbereitungen für das Fest und der Jagdausflug beschrieben wurden. Ich habe wieder einmal Raicos Sprache bewundert.