Originaltitel: Clerical Errors
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Edmond Music, katholischer Priester und Rektor von Beale Hall, einem kirchlichen Forschungsinstitut, hat ein Geheimnis: er glaubt nicht an Gott. Und das ist keineswegs alles. Seit vielen Jahren teilt seine Haushälterin, die rothaarige Maude Moriarty aus Donegal, sein Bett. Und letztlich ist Edmond Music gar nicht Edmond Music. Er ist Edmond Music, das in Frankreich geborene Kind ungarischer Eltern - und Jude. Seine Mutter ist gestorben, seinen Vater hat er in den Wirren des Kriegsendes aus den Augen verloren. Den luxuriösen Posten als Rektor von Beale Hall verdankt er einer leidenschaftlichen Affäre mit einer reichen Frau, und er verbringt dort seine Tage in friedlichen kabbalistischen Studien, in Nachforschungen über einen legendären Rabbi aus der Umgebung, den Ba'al Shem von Ludlow, der im 18. Jahrhundert lebte und dessen Schriften in die stattliche Bibliothek von Beale Hall eingegangen sind. Aus dieser Bibliothek aber ist ein früher und bisher der Forschung unbekannter Gedichtband des großen Barden Shakespeare verschwunden, und er wird nun von einem zwielichtigen Antiquitätenhändler in einem Katalog angeboten. Diesen Umstand will Edmonds alter Studienkollege und fanatischer Feind, der amerikanische Professor Fred Twombly, nutzen, um Edmond endlich zu Fall zu bringen.
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Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal ein Buch gelesen habe, das rundherum so befriedigend war. Für den Kopf, für das Herz und für die schwarze Seele.
Wie in Puzzlesteinchen setzt Edmond sein Leben für den Leser, den er immer wieder persönlich anspricht, zusammen, so dass die Biographie nach und nach im Kopf des Lesers entsteht. Dabei beweist der Autor ein enormes Wissen in Geschichte, v.a. Literatur- und Religionsgeschichte, Theologie (jüdische und katholische), Kunst, usw. Doch er schreibt keine Abhandlungen, sondern bindet diese Informationen in Edmonds Geschichte.
Besonders erwähnenswert: Die frivolen Szenen zwischen Haushälterin und Pfarrer, nicht unbedingt erotisch, aber äußerst vergnüglich.
Mitunter erscheint das Buch wie ein Rundumschlag gegen jede institutionalisierte Religion, ganz gleich, ob es sich gegen Katholiken oder Juden richtet (die Protestanten bleiben ein weing außen vor).
Doch unter all der Ironie, die bisweilen an Boshaftigkeit grenzt, geht es eigentlich um die beiden wichtigen Themen Liebe und Alter. Wohin führt eine Liebe, die nur in der Heimlichkeit lebt? Was heißt es, sich ständig zu verstecken und obendrein in der Angst zu leben, dass eines Tages das große Gericht kommt? Wie ist es, sein ganzes Leben unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen zu leben?
Edmond ist ein träger, bequemer Mann, der sich offenbar nichts weiter vom Leben erwartet als irgendwo in Ruhe und ungestört seinen Passionen nachzugehen. Er hätte mehrmals die Möglichkeit gehabt, sich zu seiner wahren Identität und seinem Unglauben zu bekennen, aber das hätte geheißen, seinen ruhigen Posten und seine gemütliche Lebensform aufzugeben.
Doch, denke ich, kann man noch eine weitere Schicht erkennen: Edmonds Leiden an seinem Unfähigkeit zu glauben und zu lieben. Seine Verzweiflung, dass jetzt alle Chancen vertan, sein Leben am Ende ist. In keinem Satz gibt er dies zu, und doch spürt man zwischen den Zeilen, dass er letztendlich immer noch nach dem Sinn seines Lebens fragt.
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Zum Autor:
Alan Isler wurde 1934 als Sohn österreichischer Juden in London geboren, ging 1952 nach New York, wo er an verschiedenen Universitäten als Professor für Anglistik lehrte. Heute lebt er wieder in London.
Marie