Susanne Goga - Leo Berlin

  • Ein atmosphärischer Krimi aus dem Berlin der zwanziger Jahre.
    Berlin 1922. Die Inflation läuft sich warm. Deutschland ist politisch zerrissen, die Menschen finden nach dem verlorenen Krieg keine Ruhe. Kriminalkommissar Leo Wechsler, verwitweter Vater von zwei Kindern, bekommt es mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler, der Patienten und vor allem Patientinnen aus den besten Kreisen behandelte, wurde mit einer Buddhafigur aus Jade erschlagen. Es gibt keine Zeugen, keine Spuren. Doch der Heiler war kein unbeschriebenes Blatt: Er hat, wie sich herausstellt, viele seiner Patienten mit Kokain versorgt. Wenig später wird im Scheunenviertel eine Prostituierte ermordet. Leo vermutet eine Verbindung zum Tod des Heilers.


    Seine Ermittlungen führen ihn in elegante Villen, ärmliche Hinterhöfe, Kokainhöhlen und Rotlichtbezirke, doch erneut drohen alle Spuren im Sande zu verlaufen. Dazu kommt noch, daß Leos Kollege von Malchow, der aggressiv seine adlige Herkunft und seine rechtsnationalen Ansichten zur Schau trägt, ihm Steine in den Weg legt, wo er nur kann. Aber Leos Hartnäckigkeit ist berüchtigt …
    Inhaltsangabe bei Amazon kopiert


    Mich hat dieser "Erstling" von Susanne Goga nicht überzeugt!
    Der Schreibstil ist denkbar einfach und schlicht, die Figuren bleiben blass, haben keinen Tiefgang, die Dialoge sind teilweise derart hölzern, dass es schon unnatürlich wirkt.
    Die Idee, die Geschichte im Berlin der 20er Jahre anzusiedeln, hat mir gefallen, wurde aber m.M.n. nicht gut umgesetzt. Ein paar eingestreute Sätze im "Berliner-Jargon" vermitteln mir kein Berlin-Gefühl, das ergab keine Atmosphäre, der Roman hätte überall spielen können.
    Den Täter kennt man ziemlich schnell, da von Anfang an immer wieder Szenen aus Sicht des Täters eingeblendet werden, was mich zwar nicht gestört hat, aber es nimmt dem Buch auch die Spannung.
    Alles in allem gesehen, leider nur *** Sterne für "Leo Berlin".....


    Gruss Bonprix ;)


    Informationen zur Autorin findet ihr *HIER*.

  • 1922 nahm die Inflation Fahrt auf, die Menschen stehen vor riesigen Problemen. Auch die Polizeibeamten bildeten da keine Ausnahme, auch sie trafen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit voller Wucht. Schon damals konnte man sehen, dass die Weimarer Republik nur auf Sand gebaut war und bereits 1922 wurde deutlich, dass dieser erste demokratische Versuch in Deutschland über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt war. Susanne Goga schafft es auf eine bemerkenswerte Art und Weise, diese Stimmung in ihrem Buch einzufangen. Die Menschen stehen bei ihr im Vordergrund. Sie schildert ihre Hauptfiguren mit großen Sensibilität und der Leser kann schon zu Beginn einen Bezug zu ihnen herstellen. Gerade das macht das Buch auch so lesenswert. Oft steht bei einem Kriminalroman die Handlung im Vordergrund, die handelnden Figuren bleiben blass, bei diesem Buch ist die Handlung zwar auch wichtig, aber es ist mehr ein zeitgeschichtlicher Roman mit einer Mordermittlung. Susanne Goga schafft es, diese Zeit in ihrem Buch wieder lebendig werden zu lassen.
    Leo Wechsler, der ermittelnde Kommissar und Hauptperson dieses Buches ist ein ganz normaler Mensch, ein Mann der nach dem Tode seiner Frau mit zwei Kindern dasteht und der mit seiner Schwester in einer nicht unproblematischen Wohngemeinschaft lebt. Beide haben es offensichtlich nicht gelernt miteinander zu reden, eigentlich eint sie nur die Sorgen um die beiden kleinen Kinder.
    Ein sehr gut erzählter, ein sehr sensibler Kriminalroman aus einer Zeit, wo in Deutschland schon das Unheil die Hand zum Anklopfen erhoben hielt.
    Sehr empfehlenswert.

  • Hallo zusammen!


    Hallo zusammen!


    Ich empfand den Krimi auch als sehr gelungen.
    Nach dem Cover hätte ich das Buch nie gekauft oder auch gelesen.


    Durchwegs positive Meinung zu diesem historischen Kriminalroman haben mich überzeugt und ich habe es nicht bereut, das Buch gelesen zu haben.


    Die Familie um Leo Wechsler und seine Kollegen sind alle sehr sympatisch und menschlich dargestellt.


    Toll war beschrieben wie die Menschen zur Zeit der Wirtschaftkrise gelebt haben oder leben mußten, aber die anfänglichen bildlichen Beschreibungen auch der Häuser und der Wohngegend hätte ich mir noch bis zum Ende des Buches gewünscht. Ich fand das hatte nachgelassen.


    Durch die kursiven Zwischenpassagen aus Sicht des Mörders ist man zum Mitraten eingeladen und es wird einem leicht gemacht auf den Täter zu kommen. Trotz allem ist die Auflösung ein wenig anders als man denkt und macht sie zu was Besonderen.
    Auch empfand ich das Mordmotiv als sehr stimmig und passend zu der damaligen Zeit und der Stimmung des Buches.


    Ich freue mich schon auf Teil 2: Tod in Blau!


    Gruß Janina

  • Meine Meinung:


    Ein tolles Buch, daß mal eine Zeitgeschichte behandelt, von dem man sonst doch weniger liest. Der Kommissar hat mir außergewöhnlich gut gefallen, da er kein Übermensch und kein Actionheld ist. Er hat seine Ecken und Kanten, liebt seinen Beruf und seine Familie. Auch der Wechsel der Geschichte, die auch immer wieder Berichte vom Täter enthalten, hat mir sehr gut gefallen.

  • Kurzbeschreibung:
    Berlin 1922. Deutschland ist politisch zerrissen, die Menschen finden nach dem verlorenen Krieg keine Ruhe. Kriminalkommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler, der in besseren Kreisen verkehrte, wurde mit einer Jade-Figur erschlagen. Keine Zeugen, keine Spuren... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie hat außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler mehrere historische Romane veröffentlicht.


    Meinung:
    Berlin, 1922: Kommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem Mordfall zu tun, der ihn in verschiedene Kreise der Gesellschaft führt. Gabriel Sartorius, ein prominenter Wunderheiler, wurde mit einer Buddha-Jadefigur erschlagen. Schon bald stellt sich heraus, dass Sartorius selbst auch keine weiße Weste hatte, denn er verabreichte vielen Patienten Kokain, bezog deren "Genesung" aber auf seine Heilkräfte. Kurz danach wird die alternde Prostituierte Erna Klante ebenfalls Opfer eines Täters, der sie kaltblütig erdrosselt.


    Leo Wechsler ermittelt mit seinen Kollegen in alle Richtungen. Zwar werden beide Fälle getrennt voneinander behandelt, doch es stellt sich nach und nach heraus, dass es eine Verbindung gibt und der Täter derselbe sein muss. Nur das Motiv wird lange nicht klar und somit bewegt sich der Täter im Dunkeln, bis auch Leo Wechsler langsam in sein Visier gerät.


    Leo Berlin ist der Auftaktband der Leo Wechsler-Reihe rund um den 34-jährigen Berliner Kommissar. Susanne Goga hat hier bildhaft die damalige Zeit, das Berlin der beginnenden 1920er Jahre, eingefangen. Von viel Armut in der Bevölkerung ist die Rede, aber es wird auch ein Blick in die gutbetuchten Häuser und Haushalte geworfen. Auch das Attentat auf Walther Rathenau, den damaligen Reichsaußenminister, ist Thema und markiert ein Stück der realen Zeitgeschichte.


    Der Protagonist Leo Wechsler ist eine sympathische Figur, der seit dem Tod seiner Frau Dorothea mit seinen beiden Kindern Georg und Marie zusammenlebt und von seiner etwas älteren Schwester Ilse den Haushalt geführt bekommt. Als Kommissar hat er einen ausgeprägten Riecher, was seine zu ermittelnden Kriminalfälle betrifft und ist bei seinen Kollegen gut angesehen. Auf Kriegsfuß steht er allerdings mit Herbert von Malchow, einem Aristokraten im Dienste der Polizei, der arrogant und besserwisserisch daherkommt.


    Aus Leo Wechslers Perspektive wird auch die Geschichte erzählt, allerdings abwechselnd mit Ansichten aus dem Blick des Täters, denn auch dieser kommt ausführlich zu Wort. Ebendieser Täter ist dem Leser wiederum sehr schnell bekannt, was aber der Handlung nur wenig Abbruch tut. Seine Motivation dahinter war interessant zu erfahren, und er ist durchaus eine tragische Figur, deren bisheriger Lebensweg den Leser auch betroffen macht.


    Susanne Goga lässt auch ein wenig Lokalkolorit nicht außer Acht. Hier und da wird in der wörtlichen Rede der berühmte Berliner Dialekt verwendet, was außerordentlich gut gelungen ist und sich prima in die Geschichte einfügt. Diese Reihe werde ich definitiv weiterverfolgen.


    Fazit:
    Leo Berlin ist ein unterhaltsamer und auch spannender Krimi, der im Berlin der 1920er Jahre angesiedelt ist. Ein sympathischer Kommissar, dessen Privatleben ebenfalls eine große Rolle spielt, die interessante Zeit der Weimarer Republik und das allgemeine Leben der Gesellschaft bieten spannende Lesestunden.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mir hat dieser erste Band um Leo Wechsler auch sehr gut gefallen ! :thumleft:
    Obwohl der Kriminalfall imho leider etwas zu offensichtlich und vorhersehbar war (daher einen halben Stern Abzug) fand ich vor allem die Figur des Leo Wechsler sehr sympathisch.
    Auch die historischen Gegebenheiten fliessen gut mit in die Handlung ein. Interessante Schilderugen des Berlins der Zwanziger Jahre ! Und wir begegnen tatsächlich dem berühmten Ernst Gennat in dem Buch !
    Lustig ist, dass heute dort, wo früher in der Alexanderstrasse/Dircksenstrasse das Polizeipräsidium (Die rote Burg) stand, heute wieder ein rotes Backsteingebäude steht, der Einkaufstempel "Alexa" .


    Von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen, das wird sich aber ändern. Ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut.
    Für mich gibt es für ein Buch, wo ich mit Leo manchmal im Geiste durch die Strassen von Berlin (jetzt heissen sie ja zum Großteil auch wieder so wie damals) gegangen bin :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: und eine glatte Leseempfehlung ! :thumleft:
    .

  • Inhalt

    Kaum zu glauben, dass ich Susanne Gogas Krimis zunächst übersehen habe, die in Berlin 1922 während der Zeit der Inflation beginnt. Charakteristisch für diese Zeit sind die Schupos, die damals noch zu Fuß Streife gingen, und die strenge Trennung zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Die junge Demokratie ist erst wenige Jahre alt und die Gesellschaft scheint sich seit dem Kaiserreich noch nicht verändert zu haben. Aus der gesellschaftlichen Hierarchie sind die ständigen Konflikte zwischen Kommissar Wechsler, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und seinem Mitarbeiter von Malchow zu erklären, dessen Familie zu den "Landjunkern" gezählt wird. Wie sich die inflationäre Preisentwicklung im Alltag auswirkt, wenn der Lohn aus der Lohntüte am folgenden Tag gerade noch für ein Brot reicht, schildert die Autorin glaubwürdig, ohne dass ich mich beim Lesen von historischen Details belehrt gefühlt habe. Das Jahrzehnt, in dem auch der zweite Fall für den Ermittler Wechsler spielt, hat Sussanne Goga für mich sehr anschaulich zm Leben erweckt, indem sie Wechslers Alltag als verwitweter Vater von zwei kleinen Kindern beschreibt. Die Realität war in dieser Zeit erheblich härter, als die Handlung ahnen lässt, Kinder gingen hungrig zur Schule, weil das Geld eben nicht für mehr als ein Brot gereicht hatte. Wechslers Lebensstandard in einer Wohnung mit mehreren Zimmern und Telefon, seine spontanen Lustkäufe und auch der gigantische Kaffeekonsum der Ermittler wirken selbst für ein Beamten-Einkommen vergleichsweise luxuriös, während die sonntägliche Fahrt nach Spandau in den Schrebergarten von Wechslers Kollege wiederum mitten aus dem Leben jener Zeit gegriffen ist. Im ersten Band wird mit der Buchhändlerin Clara Bleibtreu eine interessante Nebenfigur eingeführt, die Lust auf den folgenden Wechsler-Krimi weckt. Um einen Fall aufzuklären, muss man die Milieus verstehen, verkündet Wechsler in seiner bescheidenen Art.


    Fazit

    Dass Susanne Goga in beiden Bänden das Verständnis ihrer Leser für die sehr unterschiedlichen Milieus weckt, in denen Ermittler, Täter und Opfer leben, macht die besondere Qualität ihrer Leo-Wechsler-Krimis aus.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchmeinung zu Susanne Goga – Leo Berlin

    „Leo Berlin“ ist ein Kriminalroman von Susanne Goga, der 2012 bei dtv Verlagsgesellschaft erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Serie um Leo Wechsler, der in Berlin in den 20er Jahren ermittelt..

    Zum Autor:
    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet.

    Klappentext:
    Berlin 1922. Deutschland ist politisch zerrissen, die Menschen finden nach dem verlorenen Krieg keine Ruhe. Kriminalkommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler, der in besseren Kreisen verkehrte, wurde mit einer Jade-Figur erschlagen. Keine Zeugen, keine Spuren ...

    Meine Meinung:
    Dieses Buch besticht weniger durch einen spannenden Kriminalfall als vielmehr mit einer überaus atmosphärischen Beschreibung des Berlins der Nachkriegszeit. Die Figurenzeichnung ist gelungen und die Grautöne geben den Figuren Leben. Auch die Hauptfigur Leo Wechsler ist ein Mensch mit Stärken und Schwächen, der sympathisch wirkt und der sich auch in Fällen mit Außenseitern der Gesellschaft um eine Lösung bemüht. Der Leser erfährt viel über eine Zeit, in der fast alle Menschen um ihren Lebensunterhalt kämpfen mussten und viele auch an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Der Kriminalfall selber fällt dagegen etwas ab, auch weil der Täter schnell bekannt ist. Die immer noch vorhandene Spannung lebt von der Frage, ob und wie Leo Wechsler mit den Ermittlungen vorankommt.

    Fazit:
    Ein atmosphärisch starker Kriminalroman, der mit Figurenzeichnung und historischer Schilderung punktet. Auch wenn der Kriminalfall etwas abfällt, vergebe ich vier und fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Nachdem mir die Bände 6 und 7, die ich als Rezensionsexemplare erhalten habe, so gut gefallen haben, habe ich beschlossen, die vorherigen Bände auch noch zu lesen (Onleihe).

    Diesen ersten Band habe ich heute abgeschlossen und er hat mir (fast) ebensogut gefallen wie die neueren.

    Auch dieser Roman besticht durch die sprachlich ansprechende und zeitgeschichtlich sehr authentisch wirkende Darstellung der Handlung. Übermäßig spannend ist das Buch nicht, zumal der Leser ziemlich früh erfährt, wer der Täter ist, aber die mangelnde Spannung wird (für mich) durch die soliden und glaubwürdig geschilderten Ermittlungen wettgemacht. Auch die gelungene Charakterisierung der Titelfigur hat mir sehr zugesagt, Leo Wechsler ist sympathisch und integer, aber keinesfalls fehlerfrei - seiner Schwester gegenüber tritt er mit einem gewissen Egoismus auf.

    Den nächsten Fall werde ich mir in der nahen Zukunft zu Gemüte führen und ich bin schon gespannt auf die weitere Entwicklung in der Familie Wechsler.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Berlin 1922: Leo Wechsler ist Witwer, Vater zweier Kinder und Kommissar bei der Kriminalpolizei. Sein neuester Fall ist ein ermordeter Wunderheiler, mit Kunden in gehobenen Kreisen – ist einer von ihnen der Täter? Als eine alternde Prostituierte ermordet wird, hat Leo das Gefühl, dass die Taten zusammenhängen, doch wo ist das Motiv?


    Der Roman, der erste einer Reihe, zunächst im Jahr 2005 entstanden, erhielt im 2012 eine Neuauflage. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Krimihandlung noch nicht ganz ausgereift, nicht so raffiniert wie in anderen guten Krimis, ist. Zunächst störten mich auch die Abschnitte in kursiv, die später aber doch eine gewisse Wichtigkeit erhalten. Irritiert hat mich, dass immer wieder von der „Fabrik“ gesprochen wurde, obwohl das Polizeipräsidium eigentlich als „Rote Burg“ bekannt war.


    Recht gut gelungen erscheinen mir die Charaktere, Leo hat es als Witwer mit kleinen Kindern nicht leicht, trauert auch noch um seine Ehefrau. Ihm zur Seite steht seine ledige Schwester Ilse, die aber auch ein eigenes Leben haben möchte, und mit ihm hadert, wenn er z. B. Absprachen nicht einhält, weil es ihn auch an freien Tagen und nach Feierabend zu seiner Arbeit zieht. Die beiden Kinder, 4 und 8 Jahre alt, tragen auch ihren Teil zur Geschichte bei, was mir gut gefällt.


    Auch in den Nebenrollen gibt es gelungene Charakter, wie Leos aristokratischen Kollegen von Malchow oder den Täter. Neben der Krimihandlung fließt immer wieder der historische Hintergrund ein, die 1920er Jahre sind aus heutiger Sicht eine spannende Zeit, waren für die Leute, die damals lebten, aber nicht immer leicht.


    Der Kriminalfall erscheint mir, wie oben schon erwähnt, manchmal etwas holprig, aber dennoch nicht uninteressant. Als Leser erfährt man schon relativ früh, wer der Täter ist, und kann seinen Gedankengängen folgen. Dennoch gibt es Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet hat. Das Ende erscheint mir passend.


    Da ich die Charaktere mag und gerne wiedertreffen möchte, werde ich auf jeden Fall noch mindestens einen Band der Reihe lesen. Der erste Band der Reihe ist okay, das Besondere ist, dass der Leser früh weiß, wer der Täter ist und Leos private Situation. Ich vergebe 3,5 Sterne. Wer (Kriminal)Romane, die in den 1920er Jahren spielen, könnte hier richtig sein.

  • Interessanter Reihenauftakt


    Kriminalkommissar Leo Wechsler hat einen neuen Fall zu bearbeiten. Ein Wunderheiler wurde mit einer Jade-Figur erschlagen. Wer war der Mann? Er verkehrte in der höheren Gesellschaft und war gut im Geschäft. Wer wollte ihn Tod sehen? Spuren gibt es so gut wie keine und auch Zeugen sucht Leo vergebens.


    Von der Autorin Susanne Goga habe ich schon einige Romane gelesen, aber ihre Krimis aus dem Berlin der 20er-Jahre habe ich bisher noch nicht gelesen. „Leo Berlin“ ist der erste Fall für Leo Wechsler und auch für mich. Und ja, mir hat dieser Krimi gefallen. Ich mag die ruhige Art, wie hier erzählt wird. Die Mischung aus Kriminalfall und privatem Leben von Leo hat mir gut gefallen. Er selbst hat es im Leben nicht einfach und sein Job macht es ihm nicht gerade leichter, aber vermutlich ist es genau dies, was ihn so sympathisch macht.


    Auch wenn „Leo Berlin“ bereits im Jahre 2005 erschienen ist und somit nicht mehr ganz neu ist, hat er mich in seinen Bann gezogen. Sicherlich hätte es spannender zugehen können, aber die Reihe steht hier ja noch ganz am Anfang. Den kriminalistischen Spürsinn merkt man Leo jedoch gut an. Er versteht es, die Spuren zu lesen und handelt dann dementsprechend. Den Tod um den Wunderheiler klärt Leo mithilfe von Kollegen und einigen Hinweisen auf. Einem zweiten Fall muss er sich ebenfalls widmen. Die Verbindung von beiden Fällen ist der Autorin durchaus gelungen, auch wenn man beim Lesen schnell dahinter kommt, wer hier der Täter ist. Die einzelnen Verbindungen sind aber durchaus gut gestreut.


    Sein privates Umfeld wirkt auf mich ebenfalls authentisch. Es ist die Zeit nach dem Schrecken des 1. Weltkrieges, die Menschen sind traumatisiert, sie haben durch den Krieg alles verloren. Die Autorin hat es gut verstanden, dieses Zeitgefühl lebendig werden zu lassen und gleichzeitig einen ruhigen Krimi zu erzählen. Zudem hat sie viel Raum gelassen, damit sich die Protagonisten noch entwickeln können.


    Leo lebt gemeinsam mit seiner Schwester zusammen. Er selbst ist verwitwet und muss seine beiden Kinder allein erziehen. Seine Schwester Ilse hilft ihm dabei und scheint somit kein eigenes Leben führen zu können. Diese Konflikte zwischen dem Geschwisterpaar hat Susanne Goga glaubwürdig in die Handlung einfließen lassen. Ihre Welt ist nicht perfekt und gerade dieser Umstand macht die Geschichte so lebendig und auch authentisch.


    Fazit:

    Mit „Leo Berlin“ hat Susanne Goga eine interessante Krimireihe vor historischer Kulisse gestartet. Ich habe gern von Leo Wechsler gelesen. Sein Leben und seine Arbeit haben mir gut gefallen. Die ruhige Erzählweise der Autorin hat mich in diese Geschichte gezogen, auch wenn es gern etwas spannender hätte sein können, es ist noch genügend Luft nach oben vorhanden. Ich freue mich auf weitere Fälle mit Leo Wechsler im Berlin der 20er-Jahre.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: