Zunächst zitiere ich mich mal frech selbst:
Klappentext:
Sie war prominente Abgeordnete, ist Bestsellerautorin, "Europäerin des Jahres 2006", wurde zu einer der wichtigsten Frauen der Welt gewählt - vor allem aber ist Ayaan Hrisi Ali eine Frau, die für die Rechte der muslimischen Frauen, für die westlichen Werte und für die Freiheit kämpft. Das hat seinen Preis: Jeden Tag muss sie damit rechnen, dass islamische Fanatiker sie töten wollen, nie kann sie einen Schritt ohne Bewachung tun. Jetzt erzählt sie, wie aus einem Flüchtling aus Afrika eine "politisch-intellektuelle Kämpferin mit den Looks eines Pariser Models und der Schärfe einer Anklägerin vor dem Haager Strafgerichtshof" (Werner A. Perger, Die Zeit) wurde. Streng muslimisch erzogen, beginnt sie früh aufzubegehren: dagegen, dass sie jeden Abend für den Tod aller Juden beten muss, gegen die Zwangsheirat und dagegen, dass es ihr einziges Lebnensziel sein soll, Söhne zu gebären ...
Zitat:
"Dies ist die Geschichte meines Lebens. Es handelt sich um meine subjektiven Erinnerungen, und ich berichte so genau, wie ich es nur kann. Mein Denken ist von dem geprägt, was ich erlebt und gesehen habe. Mir ist klar geworden, dass es nützlich, ja sogar wichtig ist, diese Geschichte zu erzählen. Ich möchte über eine völlig andere Welt berichten, darüber, wie diese Welt wirklich ist."
"Ich werde manchmal gefragt, ob ich Todessehnsucht hätte, weil ich die Dinge sage, die ich sage. Die Antwort lautet: Nein, ich möchte gern weiterleben. Doch manches muss gesagt werde, und es gibt Zeiten, in denen Schweigen einen zum Komplizen des Unrechts macht."
Ayaan Hirsi Ali
Eigene Beurteilung:
Neben ihrem ersten Buch und auch der Lektüre von Die Schuld, eine Frau zu sein ist diese Autobiographie sicherlich eines der wichtigsten Werke zur Stellung der muslimischen Frau in der Welt. Dabei fällt mir bisher (bis S. 189) besonders auf, dass die Lebensbeschreibungen im ersten Teil des Buchs sehr neutral und um viel Fairness bemüht sind, was mir ausnehmend gut gefällt. Selbst die Beschreibung der eigenen Beschneidung und der ihrer kleinen Schwester ist zwar grausig in der Vorstellung, aber mit einer gehörigen inneren Distanz dargestellt. Und diese Distanz wird weitesgehend - bisher - eingehalten.
Tja, und auch im zweiten Teil des Buchs, der ihren Weg nach Holland und dort ins Parlament beschreibt, bleibt sie diesem Ton treu. Der zweite Teil des Buches behandelt intensiv die äußere und die innere Befreiung der Autorin, die hiermit nicht nur zeigt, dass dieser Weg möglich ist, sondern auch, wie schwierig es sein kann ihn zu gehen. Wie schon in Ich klage an wirft sie den westlichen Ländern dabei eine übertriebene Toleranz gegenüber nicht tolerierbaren Ideen vor und zeigt dafür neben ihrem eigenen und Theo Van Goghs Fall auch noch etliche andere Beispiele. Für sie ist 9/11 kein Sonderfall, sondern die logische Konsequenz der Form des Islams, wie sie sie in Saudi Arabien und als Mitglied der Bruderschaft erfahren hat. Die Rhetorik der „Märtyrerbriefe“ der Flugzeugentführer erscheint ihr zum Beispiel überaus vertraut aus dieser Zeit.
Viele haben der Autorin Verbitterung und traumatisierte Reaktion vorgeworfen und unter anderem ihren Film Submission als unverantwortliche Provokation gesehen. Doch die Frau, die hier spricht – und das teils über geradezu ungeheuerliche Momente – tut dies in einem überaus unaufgeregte Ton und bemüht sich in fast jedem Moment die jeweilige Gegenseite so neutral und fair wie möglich darzustellen. Sie ist ganz klar auf einem Kreuzzug für die Rechte der muslimischen Frau und gegen die Ungerechtigkeiten, die bestimmte Auffassung zum Islam zu zementieren versuchen. Das ist sicherlich in Teilen provokant, aber auch durchaus etwas, worüber man in einer zunehmend pluralistischen Welt ernsthaft nachdenken muss. Ein sehr unbequemes, aber auch wichtiges Buch. :thumright: