Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind

  • Zum Inhalt
    Leo Leike erhält elektronische Post von Emmi. Zuerst ganz aus Versehen, aber dann, nachdem er aus Höflichkeit geantwortet hat, mit zunehmender Absicht. Und es entwickelt sich zwischen den beiden ein interessanter Dialog. Die Außenwelt lassen beide nach Möglichkeit draußen, nur ab und zu gerät Marlene, Leos Ex-Freundin, ins Blickfeld oder Bernhard, der Mann von Emmi und seine beiden Kinder, aber eigentlich lassen beide ihren Alltag lieber außen vor.
    Es bleibt nicht aus, dass beide sich nach und nach vom anderen angezogen fühlen. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zu einem persönlichen Treffen kommt...


    Meine Meinung
    Für mich ein absoluts Highlight! Das Buch ist so natürlich geschrieben, die Figuren sind fein ausgearbeitet, dass man richtig mitfiebert von einer email zur nächsten. Beide wirken so authentisch mit ihren Eigenheiten, dass man genau wie Leo anfängt, ein Phanatsiebild vor Augen zu haben.
    Die Dialoge sind wunderbar abwechslungsreich, mal sprühend vor Witz mal traurig-melancholisch, wie im richtig Leben gibt es Höhen und Tiefen.


    Das Buch ist flüssig zu lesen und bietet bis zur letzten Seite sehr gute niveauvolle Unterhaltung auf höchster Ebene. Bis zur letzten Seite vor allem auch deshalb, weil der Schluss überaus gelungen ist. Warum ich ihn so gelungen finde, möchte ich lieber nicht verraten, aber für mich war dies das einzig mögliche Ende, das das Buch zu einen überaus gelungenen Gesamtwerk macht. =D>



    P.S. Ich habe das Buch nicht unter "Love & Romance" sortiert, weil es für mich mehr ist, als "nur" eine Liebesgeschichte, sondern vor allem ein Buch über Realität und Phantasie und die (Internet)Brücke zwischen beidem, und ein Buch über Sprache und transportierte Emotionen :wink: , aber mir ist völlig klar, dass andere das durchaus anders sehen können.

  • Hallo Anriel,
    das könnte was für mich sein. Werde es beim nächsten Kaufrausch in Augenschein nehmen.
    Danke für die schöne Rezension.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Sabine Thiesler, Der Kindersammler

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Original von Anriel


    Das Buch ist flüssig zu lesen und bietet bis zur letzten Seite sehr gute niveauvolle Unterhaltung auf höchster Ebene. Bis zur letzten Seite vor allem auch deshalb, weil der Schluss überaus gelungen ist. Warum ich ihn so gelungen finde, möchte ich lieber nicht verraten, aber für mich war dies das einzig mögliche Ende, das das Buch zu einen überaus gelungenen Gesamtwerk macht. =D>


    Ich habe das Buch vor nicht allzu langer Zeit auch mit Freude gelesen. Allerdings würde ich es nicht als "gute niveauvolle Unterhaltung auf höchster Ebene" bezeichnen, sondern eher der Trivialliteratur zuordnen. Aber das ist halt Ansichtssache :roll:
    Nett und lesenswert ist die Geschichte allemal.

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Rita
    Naja, Du hast schon Recht: wenn man die Geschichte an sich betrachtet, so ist da nicht viel besonders Niveauvolles dran. Dann sieht man eben nur zwei Leute, die sich emails schreiben.
    Das, was für mich das Niveau ausmacht, ist vor allem die Sprache. Meiner Meinung ist es Glattauer sehr gut gelungen, zwei unterschiedliche Figuren allein durch (Brief-) Dialog darzustellen, was in einer solchen differenziertheit sicher nicht allen Autoren gelingt. Desweiteren hat mich der sprachliche Witz bezaubert. Mir ging es in dem Buch also weniger um das "WAS passiert?" als um das "WIE wird es rübergebracht". Aber vielleicht ist das auch meine Begeisterung, die mich zu so hohem Lob verleitet. :D
    Aber abgesehen davon ist und bleibt es eine nette Geschichte.

  • Zitat

    Original von Anriel
    Rita
    Naja, Du hast schon Recht: wenn man die Geschichte an sich betrachtet, so ist da nicht viel besonders Niveauvolles dran. Dann sieht man eben nur zwei Leute, die sich emails schreiben.
    Das, was für mich das Niveau ausmacht, ist vor allem die Sprache. Meiner Meinung ist es Glattauer sehr gut gelungen, zwei unterschiedliche Figuren allein durch (Brief-) Dialog darzustellen, was in einer solchen differenziertheit sicher nicht allen Autoren gelingt. Desweiteren hat mich der sprachliche Witz bezaubert. Mir ging es in dem Buch also weniger um das "WAS passiert?" als um das "WIE wird es rübergebracht". Aber vielleicht ist das auch meine Begeisterung, die mich zu so hohem Lob verleitet. :D
    Aber abgesehen davon ist und bleibt es eine nette Geschichte.


    @ Anriel,


    letztendlich ist es auch egal, was zu deiner Begeisterung geführt hat :D. Immerhin sind wir uns ja darüber einig, dass es sich um eine nette und kurzweilige Geschichte handelt ;)

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Da ich meinen lieben Mann ja auch virtuell kennen- und vor allem liebengelernt habe, war ich äußerst neugierig auf dieses Buch. Emmi ist eigentlich Linkshänderin und wurde in der Schule auf Rechtshändigkeit umgepolt, daher verwechselt sie manchmal "e" und "i" beim Tippen und so landen fälschlicherweise ihre Emails bei Leo Leike. Er weist sie auf ihren Fehler hin und so entsteht ein äußerst reger Emailkontakt, der sich zu einer tiefen und innigen Freundschaft entwickelt. Es kommt, wie es kommen muss, Gefühle entstehen, sie überlegen sich zu treffen, aber Emmi ist verheiratet und Leo hat sich gerade von seiner Freundin Marlene getrennt. Emmi und Leo leben quasi nur noch für ihren Emailverkehr...


    Das Buch erinnerte mich an eine Zeit in meinem Leben, über die ich beim Schmökern des Buches sehr erschrocken bin - ich habe mich oft in Emmi wiedergefunden. Wahrscheinlich fand ich das Buch durch meine eigenen Erfahrungen mehr als realistisch. Es war ein absolutes Highlight zum Jahresende, was ich gestern abend in einem Rutsch durchgelesen habe. Glattauer schreibt toll, witzig und wunderschön, er findet die richtigen Worte an der richtigen Stelle - ein Buch, das ich wirklich gerne weiterempfehle!

  • Zitat

    Original von bwenta
    Glattauer schreibt toll, witzig und wunderschön, er findet die richtigen Worte an der richtigen Stelle - ein Buch, das ich wirklich gerne weiterempfehle!


    :thumright: Geht mir genauso. Ich habe das Buch auch in einem Rutsch durchgelesen und bin total begeistert: es paßt in meinen Augen einfach alles: der Stil, der Witz, die Ironie, die Koketterie (?) mit der die beiden miteinander umgehen, eben alles.



    Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen: *****


    LG,
    Casoubon.

  • Ich nutzte den wunderbaren gestrigen Ostersonntag, um dieses Buch in fast einem Rutsch unter den blühenden Obstbäumen zu lesen.


    Es beginnt recht vielversprechend, die Ausgangssituation ist als solche recht witzig und Emmi besticht durch ihre enorme Schlagfertigkeit. Die Pointen und die Ironie zu Beginn des Buches entsprachen genau meinem Geschmack von Humor.


    Doch ab der Mitte des Buches wurde es etwas zäh und quälend, irgendwie drehte sich alles im Kreis, nicht viel Neues oder Überraschendes kam hinzu. Das Ende habe ich eigentlich nicht anders erwartet und erhofft.


    Ein nettes Buch für Zwischendurch, mehr aber auch nicht.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich bin ähnlich begeistert von dem Buch wie Rita, die Seiten haben mir einige Stunden des Nachdenkens eingebrockt, weil ich in einer ziemlich ähnlichen Situation war, wie Emmi, nur ohne die "Zusatzprobleme" zuhause.


    Zum Ende will ich mich aber ebenfalls äußern:



    :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:


    Na ja, ich hör lieber auf, ich bin ganz begeistert.


    Liebe Grüße
    Tink

  • Es scheint, Glattauer plant nun doch eine Fortsetzung vom "Nordwind"*u.a. hier nachzulesen* - wir dürfen gespannt sein!



    Desweiteren habe ich vor nicht allzulanger Zeit das Hörbuchgenossen und kann es nur wärmstens ans Herz legen. Christian Berkel und Andrea Sawatzki sprechen gekonnt und warmherzig und vor allem glaubwürdig diesen mal witzigen, mal traurigen aber immer emotionageladenen Text. Ich war wirklich begeistert, denn besonders Berkel klang für mich genau so, wie ich mir Leo Leike vorgestellt hatte. :thumleft:

  • Dieses (Hör)buch wurde mir unlängst sehr eindringlich empfohlen, da ich aber lieber selbst lese, habe ich die "Papierversion" sofort auf meine Amazon-Wunschliste gesetzt. Eure meist positiven Reaktionen lassen mich dazu tendieren, es mir wirklich demnächst zuzulegen. Ich habe schon sehr viele Leute übers Internet kennen gelernt und kann mir also vorstellen, dass mich die Thematik begeistert.

  • Mich hat das Buch total und absolut begeistert. Die Personen sind völlig authentisch, die Schreibweise angenehm. Ich kann mir vorstellen, mich mit den beiden wunderbar zu verstehen. Der Humor, die Gedanken, die sie sich machen, das ab und zu Melancholische...


    Zusätzlich habe auch ich (wie offensichtlich viele von euch) eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht.


    Den Schluß fand ich übrigens auch perfekt und eigentlich nicht anders möglich.


    Eine Fortseztung? Wozu?!?!?

  • Auch bei der 2. Lektüre war das Buch wieder wunderbar bezaubernd – Daniel Glattauer hat die Fähigkeit volltrunken zu machen, ohne Alkohol getrunken zu haben ;).


    Hoffentlich werden meine Erwartungen an die Fortsetzung nicht enttäuscht :pray: .

  • Das Buch hatte ich in einen Rutsch durchgelesen. Ein sehr schöner Email-Roman. Die Persönlichkeiten der beiden Hauptprotagonisten Emmi und Leo sind sehr schön herausgestellt. Glattauer hat dabei sehr viel Feingefühl an den Tag gelegt. Der Schluss war auch wirklich passend.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Gut gegen Nordwind wurde mir von einer Freundin geschenkt. Sie meinte, als sie es mir gab, sie wußte mit der ungewöhnlichen Schreibperspektive nicht unbedingt was anzufangen.


    Die Idee, ein Buch und die Geschichte nur über e-mails aufzubauen und zu erzählen, ist schon was Neues. Allerdings ist der Beginn sehr amüsant (wer hat denn noch nie eine e-mail an eine falsche Person versandt?) und so blieb ich schnell an der Erzählung hängen.


    Emmi und Leo - interessant, daß Sie bis zuletzt per SIE kommunizieren, was in der e-mail-Welt eher ungewöhnlich ist. Es zeigt einem auch, daß in der schnellen Welt der elektronischen Post auch Formgefühl und Sprache nicht unbedingt abhanden kommen müssen. Die Idee mit dem Treffen im Cafe fand ich wirklich gut (ein Treffen, wo man sich nicht trifft :loool: ). Schade war dann eigentlich das Ende des Buches.


    Danke übrigens an Anriel für das gepostete Standart-Interview mit dem Autor -- es war sehr interessant :D Nur schade, daß er sich zu einer Fortsetzung so vage äußert.

  • Ich habe das Buch gestern und heute in einem Rutsch gelesen und war begeistert.
    Emmi und Leo sind so glaubwürdig beschrieben, man kann sich so gut in sie hinein versetzen, und das Ende....also für mich ist es das einzig mögliche Ende gewesen.
    Ein Fortsetzung halte ich für irgendwie aufgesetzt und nicht notwendig. Für mich ist die Geschichte zu Ende!

  • Dieses Buch ist der Wahnsinn!
    Ich hätte nie gedacht, dass eine Geschichte, die nur per Mail erzählt wird, so wunderschön sein könnte, mich so sehr mitreißen könnte. :love: Traumhaft. Sehr authentische, tolle Protagonisten... in Leo Leike könnte ich mich auch verlieben! :loool: Ich muss sagen, dass ich echt das ganze Buch über mitgelitten habe, und als dann

    . Das Ende fand ich irgendwie schlüssig, wenn auch