Tony Parsons - Als wir unsterblich waren

  • Inhalt:
    "Es ist - Gott sei Dank - kein Szeneroman, den Parsons da verfasst hat. Seine Hauptdarsteller bieten mehr, als sich auf dem Klo vollzukoksen, öde Reden zu halten und dann fremde Autos gegen die Wand zu setzen. Sie haben Eltern, Geschwister, Jobs, Sorgen, Hoffnungen und werden durch eine Metropole geschleudert, in der Glanz und Elend manchmal mit der Geschwindigkeit eines Flipperautomaten wechseln. Parsons erzählt diese durchaus epischen 24 Stunden mit der Schnörkellosigkeit eines Punk-Songs. Dieses stellte der SPIEGEL am 25.09.2006 fest. (Quelle: www.amazon.de)


    Der Autor:
    Tony Parsons wurde im Londoner Osten geboren und wurde in den siebziger Jahren als Musikjournalist bekannt. Seine Interviews für den New Musical Express machten ihn selbst zur Kultfigur. In diesem Buch erzählt er erstmals auch die Geschichte seiner Jugend. Er arbeitet jetzt als Schriftsteller, Kolumnist und als Fernsehjournalist.


    Meine Meinung:
    Ein Buch von dem ich kaum wieder losgekommen bin. Es erzählt, wie es wirklich gewesen ist. Vielleicht kann man das auch nur sagen, wenn man die Zeit mitgemacht hat – die Zeit des ehrlichen Rock ‚n’ Roll, nicht sich so wohltuend von der jetzigen Mainstreammusik abhebt. Eine Zeit, in der Namen wie Jackson Browne, Jam, Motörhead, Queen erst am Kommen waren. Es lebte eine Generation deren Eltern noch der Kriegsgeneration angehörten und diese damalige Jugend musste ganz mühsam ihren wirklich eigenen Weg suchen und dann auch finden. Parsons beschreibt das Lebensgefühl der damals in den Siebzigern lebenden Zwanzigjährigen. Immer prasselten auf uns die elterlichen Wertebegriffe wie Disziplin, Fleiß, Gehorsam gegenüber Staat, Lehrer und Eltern ein. Sparsam musste man sein, erst kam die Arbeit, die Pflicht und das Vergnügen musste warten. Festgefahren war man. Die Eltern trafen sich am Sonntagnachmittag von 13.00 bis 13.11. zur ehelichen Beischlafgymnastik, um dann nach erfolgter Körperertüchtigung in den gemeinsamen Mittagsschlaf hinüberzugleiten.


    Parsons nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle seiner Leser. Sch…. ist bei ihm Sch……, ein Schönredner ist er nicht. Gerade auch darum liest sich das Buch so gut. Was viele versucht haben, die Siebzigergeneration ordentlich darzustellen, und wo viele dran gescheiter sind, Parsons ist es wirklich ganz ausgezeichnet gelungen.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch.

  • Danke für die Vorstellung des Buches!


    Ich kenne von Tony Parsons bisher nur "Männlich, alleinerziehend, sucht..." und "One for my baby", welches ich hier besprochen habe.

    Tony Parsons schreibt wirklich wunderbar! :thumleft:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Originaltitel: The stories we could tell


    Inzwischen ist das Taschenbuch erschienen. Grund genug, es endlich zu kaufen und zu lesen.


    16.8.1977 - der Tag, an dem Elvis Presley starb, wird zu einem Wendepunkt im Leben dreier Jungjournalisten der fiktiven Musikzeitschrift "The Paper".


    Ray, Terry und Leon wachsen in einer Zeit des musikalischen und politischen Umbruchs auf, sind wild aufs Leben und stürzen sich in das Londoner Partyleben auf der Suche nach einem Sinn im Leben, der großen Liebe und Authenzität.


    Ray begann bereits mit 15 Jahren für "The Paper" zu arbeiten, selbst Hippie mit einer unstillbaren Sehnsucht nach den 60er Jahren. Nun, 5 Jahre später muss er sich beweisen - ausgerechnet durch ein Interview mit seinem Idol John Lennon, der sich für eine Nacht in London aufhält. Seine Schüchternheit seinem Idol gegenüber ist nur der Anfang seiner Probleme, weiß doch niemand wo sich John Lennon aufhält...


    Terry bricht aus seinem Leben als Ginfabrikarbeiter aus und ergattert einen Job bei "The Paper". Sein Stern steigt stetig und nach einem Kurztripp nach Berlin, wo er sein Idol Dag Wood interviewte und Freundschaft mit ihm schließt, freut er sich am 16.8. darauf, seinen Erfolg mit seiner Freundin Misty und Dag zu feiern. Doch alles kommt anders als erhofft und die Nacht hält noch so manche unerfreuliche Überraschung für ihn bereit.


    Leon, Sohn eines bekannten und renommierten Journalisten, flieht aus seinem bürgerlichen Zuhause, als er einen Job bei "The Paper" annimmt, sich verstärkt politisch engagiert und aus Prinzip und Trotz in einem besetzten Haus zu leben beginnt. Er wünscht sich nichts mehr, als in "The Paper" Schriften gegen Neonazis zu platzieren und so seine Mitbürger wach zu rütteln. Am 16.8. erhält er seine Chance, als er ein Konzert der Band "Leni and the Riefenstahls" als Aufhänger für einen politischen Artikel nutzen darf. Doch statt das Konzert, das ihn innerlich zutiefst anwidert, zu besuchen, lernt er das schönste Mädchen der Welt kennen, was unvorstellbare Folgen für sein Leben haben wird...


    Mich hat der Roman sehr angesprochen. Eine melancholische Grundstimmung liegt über der Geschichte. Große Sehnsucht, naive Hoffnungen und optimistische Wünsche für die Zukunft treffen auf trostlose Realität und Gewalt des Alltags. Die Kraft, die in diesen Widersprüchen liegt, erweckt eine großartige Atmosphäre. Ich bin zu jung, um diese Zeit mitgemacht zu haben, aber die Themen an sich sind zeitlos und omnipräsent solange es die Pubertät geben wird.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

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