Seite 241-360 vom 23.11 - 25.11.06

  • O.K. ich bin schon wieder zu früh. Aber ich möchte auch etwas sagen, solange die Erinnerungen noch frisch sind. :wink:


    Also noch einmal von vorne:


    Hallo,
    das Buch steuert auf seinen Höhepunkt zu - zumindest was die Entwicklung der Geschwister angeht. Gerade Charlotte wird ja stark hervorgehoben. Aber sie scheint ja auch diejenige gewesen zu sein, die noch am stärksten ihre Gefühle zum Ausdruck brachte. Es müssen schwere Jahre für sie gewesen sein.
    Aber ich finde den Zusammenhalt der Geschwister nach wie vor bemerkenswert.
    Dies ist wohl auch auf die Zeit und ihre Erziehung zurückzuführen.
    Befinden sich die drei Frauen nicht auch an einem Scheideweg ihrer Generation?
    Auch wenn immer mal wieder von Frau Maletzke betont wird, das gewisse Frauenrechte erst viel später zu Stande kamen - ich denke, man kann die drei Schwestern aus heutiger Sicht ein wenig als Vorreiterinnen bezeichnen. Oder kenne ich mich dafür in der viktorianischen Zeit zu wenig aus? Sicher hat es in der auch noch früheren Geschichte immer wieder Frauen gegeben, die ihren eigenen Weg am Rande der damaligen Grenzen (oder auch mal darüber hinaus) gegangen sind - aber die Erfahrungen und "Versuche" der Schwestern finde ich bewunderungswürdig.


    Gruß
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • So bin nun auch endlich (ein wenig verzögert durch meinen Geburtstag) auf Seite 360 gelandet.
    In dieser dritten Einteilung finde ich nun endlich so eine Art von Spannung, denn Maletzke geht mehr auf die einzelnen Personen ein.
    Dem Bruder Branwell kann ich nur wenig Verständnis entgegenbringen. Die Schwestern verarbeiten sein Verhalten ja auch in einigen Werken. So wird die Trunksucht und sein damit verbundenes Ausrasten bei Anne Brontes Buch, Die Herrin von Wildfell Hall, zum Thema.
    Charlottes "Anhänglichkeit" an ihren früheren Lehrer Monsieur Heger in Brüssel und dessen Nichtbeachtung ist zum Teil peinlich, aber auch sehr traurig. Erstaunlich finde ich aber auch ihre Unverfrorenheit, denn schließlich ist er verheiratet.
    Geradezu gruselig ist die Beschreibung von Reverend Patrick Brontes Augenoperation. Heutzutage eine Routineoperation, aber damals, brr.
    Meine Entscheidung von Charlotte Bronte, Der Professor zu lesen (bin noch nicht sehr weit) erscheint mir als gute Ergänzung, da in dieser Biografie mehrmals erwähnt.
    Zu den Schwestern allgemein kann ich nur sagen- Schriftstellerinnen, die ihrer Zeit weit voraus waren, mutig und kämpferisch, aber glücklich und zufrieden war wohl keine so richtig. Trotz ihrer Phantasiespiele und ihren Büchern ist ihre Welt doch sehr eingeschränkt und erscheint mir daher als trist.
    So nun warte ich wieder gespannt ob außer leseratte und mir sich noch mehr Stimmen melden?!
    Gruß Wirbelwind


    :study: Elsemarie Maletzke, Das Leben der Brontes (Leserunde)
    :study: Charlotte Bronte, Der Professor

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich bin auf Seite 343 und ein bisschen traurig, dass die Phase, in der die Romane geschrieben und veröffentlicht werden nur so wenige Seiten im Verhältnis einnimmt. Außer Spekulationen ist bisher wenig geschehen. Branwells Absturz ist traurig und nicht ganz nachvollziehbar - irgendwie scheinen die Geschwister allesamt dazu zu neigen, sich unmögliche Lieben aufzuhalsen: Charlotte mit M. Heger, Branwell mit Mrs. Robinson und Anne mit Will Witham, der schon lange tot ist. Kein Wunder, dass sie das Bedürfnis hatten das in ihrer fiktionalen Welt "besser" ist machen!


    Katia

  • Hallo Katia,
    die Geschister leben doch sehr in ihrer Phantasiewelt und ich glaube, dass hier auch der Grund zu suchen ist, warum sie im eigentlichen Leben meist scheitern. (siehe Schulprojekt) Zu viel Träumerei entrückt der Realität. Aber vielleicht ist nur so ihr Alltag zu ertragen.
    Das große Thema Liebe ist bei allen der zentrale Punkt und verdeutlicht auch die Sehnsüchte. Um so erstaunlicher wie intensiv die Schilderungen diesbezüglich in den Romanen zum Ausdruck kommen, obwohl ihre Erfahrungen nur aus Theorie oder über dritte Personen bestehen (von verschmähter, unerfüllter Liebe bzw. Gewalt u. Alkoholismus beim Bruder mal abgesehen)., also nichts "Greifbares" vorzuweisen haben.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Elsemarie Maletzke, Das Leben der Brontes (Leserunde)
    :study: Charlotte Bronte, Der Professor

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Original von Wirbelwind
    Das große Thema Liebe ist bei allen der zentrale Punkt und verdeutlicht auch die Sehnsüchte. Um so erstaunlicher wie intensiv die Schilderungen diesbezüglich in den Romanen zum Ausdruck kommen, obwohl ihre Erfahrungen nur aus Theorie oder über dritte Personen bestehen (von verschmähter, unerfüllter Liebe bzw. Gewalt u. Alkoholismus beim Bruder mal abgesehen)., also nichts "Greifbares" vorzuweisen haben.


    Besonders überraschend vielleicht bei Emily, die außer der Zeit in Brüssel praktisch nicht aus Haworth weggekommen ist - "Wuthering Heights" spiegelt das ja auch wieder, im Gegensatz zu den Büchern ihrer Schwestern verarbeitet sie keine Erlebnisse aus Schul- oder Gouvernantenzeiten. Stattdessen schildert sie eine sehr enge Welt um die beiden Häuser auf dem Land, nichtsdestotrotz ist dies vielleicht der leidenschaftlichste Bronte-Roman.
    Eigentlich ist dies Biographie zu kurz, vier Menschen auf knapp 500 Seiten gerecht zu werden, ist nicht einfach. Andrerseits ist mir lieber mit Fakten statt mit Spekulationen konfrontiert zu werden - und Maletzke bemüht sich klar zwischen den beiden zu unterscheiden, auch wenn manche ihrer Aussagen doch wertend sind.


    Katia