T Cooper - Lipshitz

  • Zitat

    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Ruben ist ein merkwürdiges Kind. Blond und blauäugig steht er seinen jüdischen Eltern Esther und Hersch Lipshitz entgegen, als die Familie, die den russischen Pogromen entkommen will, 1907 im Hafen von New York an Land geht. Blond und blauäugig behält auch Esther ihn in Erinnerung. Denn der jüngste Spross der Lipshitz verschwindet spurlos im Gedränge der Einwanderermasse. Verzweifelt sucht ihn die Familie ein Jahr lang erfolglos in New York, bis sie schließlich nach Texas weiterreisen muss. Aber die Mutter verliert Ruben nicht aus dem Gedächtnis, und als sie 1927 ein Foto des blonden, blauäugigen Charles Lindbergh nach dessen spektakulärer Atlantik-Überquerung zu Gesicht bekommt, ist sie felsenfest davon überzeugt, ausgerechnet in jenem Helden der USA, der offen mit den Nationalsozialisten sympathisiert, ihren verschollenen Sohn zu erkennen. Fortan sammelt Esther alles, was sie über Lindbergh erfahren kann, in einem Kästchen, und führt eine sehr einseitige Kommunikation mit der Lindbergh-Familie. Als deren Kind entführt wird, scheint sich sogar ihre Geschichte in der des vermeintlichen Charles zu spiegeln.


    So weit der erste Teil des Buches. Es ist zwar ganz interessant geschrieben, man erfährt einiges über den zeitlichen Hintergrund, aber irgendwie kam bei mir keine wirkliche Beziehung zu den Figuren auf. So manche, mit unverständliche Reaktion lässt sich vermutlich durch den historischen Hintergrund erklären, andererseits erwarte ich mir von den Personen in meinen Büchern einfach mehr.


    Und wenn ich vorhin vom ersten Teil des Buches rede, muss es ja auch einen zweiten geben. Hier springt das Buch, ohne daß es für die Ruben-Geschichte ein wirkliches Ende gegeben hätte in die Gegenwart, zum Autoren der Geschichte.
    Der Leser erfährt so einiges über die Lustlosigkeit, das Buch zu beenden, die Erfahrungen nach dem Tod der Eltern (T Cooper ist oder stellt sich als Nachfahre der Figuren der Geschichte dar), das Leben in New York und auf dem Dorf, wo der Autor herkommt.


    Zitat

    Bei Amazon liest sich das so:
    Eigentlich enthält Lipshitz der 34-jährigen US-amerikanischen Autorin und Gründerin einer Boygroup (!) T Cooper zwei Romane in einem. Denn nach den rund 350 Seiten Familiensaga macht sie einen Zeitsprung und setzt 2002 beim letzten Nachfahren der Lipshitz-Family namens T Cooper wieder an. Cooper tritt als erfolgreicher Imitator des (blonden und blauäugigen) Rappers Eminem auf Bar-Mizwas in Erscheinung, hat Esthers Erinnerungskästchen gefunden, das Fragment einer Familiensaga geschrieben und weigert sich nun beharrlich, sie zu beenden. So unterschiedlich die Geschichten, so unterschiedlich auch die Stile. Kommt der erste, weitaus längere Teil des Buchs noch eher beschaulich in der epischen Breite realistischen Erzählens daher, gefällt sich das letzte Viertel in einem eher rotzigen Hip-Hop-Ton. Gerade deshalb ist erstaunlich, wie geschickt sich Lipshitz trotzdem zu einer klug komponierten Einheit zusammenfügt, die spielend den Bogen vom Russland um 1900 über das Amerika der Einwanderer bis hin zur US-Kultur der Jetztzeit schlägt -- und dabei noch die eigene Identität (männlich oder weiblich?) thematisiert. Lipshitz ist ein raffiniertes Spiel mit Fakt und Fiktion -- eine Entdeckung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. --Thomas Köster


    Alles in allem war es keine Qual es zu lesen, ich habe aber auch kein Bedürfnis, mich in nächster Zeit nochmals damit zu beschäftigen. Vielleicht sind meine Ansprüche an ein Buch ein wenig flach, aber ich möchte in erster Linie unterhalten werden und mich in die Figuren hineinversetzen können. Das war bei Lipshitz leider nur teilweise der Fall.
    Daher würde ich niemandem, der sich dafür brennend interessiert, davon abraten, aber groß empfehlen oder verschenken würde ich es auch nicht.

    Viele Grüße, Alianne


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    Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.
    Francis Bacon

    Einmal editiert, zuletzt von Alianne ()

  • Ich fand das Buch recht interessant .
    Zum Inhalt:
    Auf der Flucht nach New York verliert Familie Lipshitz ihren Jüngsten, Ruben. Und man fragt sich , wieso seine Mutter Esther ihn nicht wirklich zu suchen scheint bzw ihn nicht wirklich vermisst. Ist es, weil er so "nichtjüdisch" ist und daher nie wirklich zu der Familie dazu gehörte ? Dies ist wohl auch der Punkt, Alianne, von dem Du geschrieben hast, dass Du die Reaktionen mancher Personen in dem Buch nicht verstehst.
    Ich denke auch , es war u.a. die Zeit, die damals herrschte, nur der Gedanke daran, wo bekommt man ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, eine Arbeit, etc . Esther wollte nur weg, aus Russland, aus New York und zu ihrem geliebten Bruder in die US - Provinz. Als Jahre später Charles Lindbergh die Bühne betritt, scheint sie zu versuchen, etwas gut machen zu wollen. Ständig verfolgt sie sein Leben und terrorisiert seine Familie mit Briefen voller Ratschläge, Hinweise und Warnungen, die Charles betreffen, weil sie davon ausgeht, dass es sich um Ruben handelt.
    Ich für meinen Teil fand übrigens die Personen sehr gut dargestellt und konnte mir sie auch lebhaft vorstellen. Und ein Ende hatte dieser erste Teil m.E. auch .
    @ Alianne : Solltest Du mit "Ende" nur die Auflösung meinen, was Ruben betrifft :


    Aber , wie auch immer, ich denke, eine Geschichte muss nicht immer eine Auflösung wie ein Krimi haben.
    Der zweite Teil hat einiges mit dem ersten Teil gemeinsam, T Cooper ist der aktuelle Ruben , auch er ein Außenseiter in der integeren jüdischen Familie. In NY lebend, transsexuell, Drogen,Rap, etc. Und für Charles Lindbergh bei Ruben, steht bei T Eminem. :rambo:
    Nach dem Tod der Eltern ( Esthers Tochter Miriam und deren Mann) wagt sich T erstmals wieder in die Provinz, wo er/sie aufgrund der ( noch vorhandenen ) gesammelten Zeitungsberichte über Lindbergh beschließt, ein Buch über die Familie zu schreiben. Doch die Formalitäten nach dem Tod der Eltern, der stupide Adoptivbruder Sam und Ts eigene Probleme machen diese Arbeit nicht einfach.
    Was am Ende von der Geschichte wahr zu sein scheint, muss man sich mühsam zusammen suchen. Viel Spaß dabei ! :wink:


    Zum Stil:
    Irgendwie "anders". :wink: Und daher vielleicht auch wirklich nicht jeden Geschmack treffend.
    Zum einen die Diskrepanz der beiden Teile: Der erste Teil , trotz Beschreibung der Massaker an russischen Juden, dem mühevollen Neuanfang der Familie ,etc pp war sehr flüssig und leicht zu lesen. Eine schöne Familien-Saga, gewürzt mit der kompletten Historie über Lindbergh mit Hilfe eingestreuter (echter ) Zeitungsberichte.
    Der zweite Teil dann - PENG! .Ich war ( und bin ) hin-und hergerissen zwischen Ab- und "Zuneigung" zu T Cooper, die/der in diesem zweiten Teil sich und ihr/sein Leben darstellt : Eine transsexuelle Jüdin Ende 20, die als Eminem-Double auf Bar Mizwahs in New York auflegt und 90 % der Zeit rotzig , aggressiv und gegen alles ist- letzteres kann einem tierisch auf den Geist gehen ( um in der Sprache des zweiten Teils zu bleiben :wink:) . Wäre er/sie ein rebellierender Teenager , okay, aber ab einem gewissen Alter wirkt das einfach nur aufgesetzt und, ganz ehrlich, in unseren Zeiten schockiert solch ein Getue auch niemanden mehr wirklich. Gleichzeitig ist dies aber auch der Moment in dem Buch, wo ich mich dauernd fragte : Kann das wirklich alles ein und dieselbe Person geschrieben haben ? Es wird wohl schon so sein und ist vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass T Cooper noch auf der Suche nach sich selbst ist.

  • SiriNYC:


    Das mit Rubens Verbleiben war mir schon klar. Aber irgendwie kam der Bruch für mich trotzdem an einer sehr seltsamen Stelle. Zumal ja auch noch ein oder zwei Generationen der Lipshitzens in der Geschichte fehlen.


    Ich glaube, ich mag einfach diesen Stilbruch/Geschichtenwechsel nicht. Wenn ein Buch noch über die Hälfte der Seiten hat, erwarte ich auch , daß die Geshcihte weitergeht. Und das tut sie ja in diesem Fall nicht so wirklich wirklich.


    Aber das ist natürlich auch Geschmackssache und ich kenne einige Leute, denen das Buch super gefallen hat.

    Viele Grüße, Alianne


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    Francis Bacon