Erich Hackl - Abschied von Sidonie

  • "Abschied von Sidonie" - dieses Buch erzählt die kurze Lebensgeschichte des Zigeunermädchens Sidonie in der Zeit des "Austro-Faschismus" von Engelbert Dollfuss und der Zeit des Nationalsozialismus von Hitler.


    Aufgewachsen und gut behütet bei liebevollen Pflegeeltern war die kleine Sidonie ein fröhliches Kind, obwohl es in der kleinen Ortschaft in der sie lebte nicht sehr einfach für sie war.
    Geboren als Zigeunerkind mit dunkler Hautfarbe, stand man dem Mädchen schon feindlich gegenüber.


    Josefa und Hans entschlossen sich, zwei Findelkinder bei sich aufzunehmen, da sie keine weiteren Kinder mehr bekommen konnten. Zusammen mit ihrem leiblichen Sohn Manfred, den Ziehkindern Sidonie und Hilde lebten sie in einer kleinen Wohnung.
    Große Probleme kamen auf die beiden zu, als der Nationalsozialismus auch in ihr kleines Dorf einzog. Bürgermeister, Lehrer, Nachbarn standen der Familie feindlich gegebnüber, denn sie beherbergten ein "unreines" Kind, ein "Zigeunerkind" einen "dunklen Bastard". Josefa kämpfte um Sidonie, verteidigte sie, versuchte sie zu beschützen, doch eines Tages kam ein Brief ins Haus: "Sidonie solle zur leiblichen Mutter in ein Zigeunerlager überstellt werden..."
    Doch Josefa und Hans wussten, wo dieser Transport wirklich hingehen sollte...in ein Konzentrationslager....


    Dieses Buch habe ich für meine Maturaarbeit gelesen und es hat mir sehr berührt. Sidonie hat es wirklich gegeben, eines von tausenden Schicksalen. Erich Hackl beginnt dieses Buch als unbeteiligter Erzähler, doch bald ändert sich der neutrale Ton, als die Zustände sich zuspitzen und es für Sidonie immer gefährlicher wird.


    Ein sehr gelungenes Buch meiner Meinung nach, das sehr viel Stoff zum Nachdenken und guten Diskussionen liefert.


    lg felidae

    Katzen wurden in die Welt gesetzt, um das Dogma zu widerlegen, alle Dinge seien geschaffen um den Menschen zu dienen. :wink:

    Einmal editiert, zuletzt von K.-G. Beck-Ewe ()

  • Ich bin gerade über ein Bücherregal auf die Vorstellung dieses Buches gekommen. Natürlich ist es 1:1 auf meinen Wunschzettel gekommen (der immer länger und länger wird).


    Ich kann mich noch lebhaft an die Verfilmung von Karin Brandauer (der verstorbenen Frau von Klaus Maria Brandauer) erinnern, obwohl es sicher 15 Jahre her sein mag. Auf die Idee, daß es dazu ein Buch gibt, bin ich ehrlicherweise noch gar nicht gekommen. Abschied von Sidonie ist sicher eines der nächsten Bücher, die ich lesen werde!

  • Habe das Buch "Abschied von Sidonie" schon in der Schule lesen "müssen". Damals, kann ich mich erinnern, fand ich es total öde.
    Heute, ist es einer der Bücher die ich mindestens schon 5 oder mehrere Male gelesen habe.


    Das Buch ist es auf jeden Fall wert, mindestens einmal gelesen zu werden. Regt zum Nachdenken an ist aber, meiner Meinung nach, nicht zuuu brutal erzählt.


    Kommt wieder auf den SUB.


    Danke fürs Hochschieben frl_Smilla :wink:

  • Hallo Felicia,
    witzigerweise bin ich genau über DEIN Bücherregal auf Abschied von Sidonie gestoßen :D
    Da du nun geschrieben hast, daß du das Buch schon mehrmals gelesen hast, ist es schwubbs auf meinem SUB ganz nach oben gewandert. Solche Empfehlungen mag ich am liebsten!

  • frl_smilla


    Das ist ja lustig :loool:


    Ja, wie gesagt, es ist wirklich ein Buch, das man mal gelesen haben sollte. Ist ja jetzt auch kein Wälzer und somit eher "leichte" Kost, zumidest was die Seitenzahl angeht. Das Thema ist ja eher nicht so "leicht" aber es ist, wie ich finde, Jungendgerecht geschrieben. So, dass es auch Sinn macht es in der Schule zu lesen. (Nur in der Schule hat man ja oft andere Sachen im Kopf nur nicht die Bücher in Deutsch :wink: )


    Bin mal gespannt auf deine Meinung...

  • Endlich konnte ich das Buch in der Bücherei ergattern und hab es gestern auch schon ausgelesen.


    Im Prinzip bin ich mit einer falschen Vorstellung ans Lesen herangegangen. Es hat mich irritiert, daß es tatsächlich nur eine Chronik ist und teilweise mehr vom Pflegevater Hans und seine Aktivitäten handelte, als von Sidonie, die immer wieder nur am Rand erwähnt wird. Allerdings erfährt man auf diese Weise viel über den Widerstand, die Zustände in der Gemeinde, die verschiedenen Leute/Nachbarn - manche fair zur Familie, andere (wie wohl die meisten) eher hintertrieben.


    Aber das Lesen empfiehlt sich auf jeden Fall. Ich mußte mehrmals schlucken, zumal ich ja wußte, wie das Buch ausgehen wird. Umso schlimmer fand ich natürlich Sidonies Zugreise. Derartige Bücher sollten wirklich in Schulen als Pflichtleselektüre genommen werden. Ich muß aber zugeben, eine Nacherzählung des Buches würde mir schwerfallen, weil es sehr nüchtern geschrieben ist.


    Schade übrigens, daß die wirklich gelungene Verflimung von Karin Brandauer nicht öfter im TV zu sehen ist - Hauptsache wir sehen 3x im Jahr uralte James Bond Folgen.... :roll:

  • Ich habe das Buch vor zwei Tagen beendet und bin ein bisschen ratlos. 8-[ Die Erzählweise als Chronik hat mich nicht irritiert, aber ich wußte dank frl_smilla bereits. Und ich habe auch mehrmals schlucken müssen, vor allem natürlich bei Antritt der Zugfahrt. Aber auch vorher fand ich die Geschichte sehr interessant, gerade was das Verhältnis der Menschen unterienander betrifft.


    Ratlos hat mich das Ende gemacht, oder ich habe es einfach nicht verstanden:

    Vielleicht kann mir das mal jemand erklären. :pray:

  • Ich musste das Buch auch für die Schule lesen (mach gerade Abend-Matura) Obwohl ich mir nicht vorstellen kann das es als pflichtleküre in Schulen wirklich gut ankommt. Wüsste auch nicht ob ich in dem alter damit zurecht gekommen wäre. Aber jetzt muss ich sagen ich fand es großartig und würde es jeder Zeit weiter empfehlen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    @Hermia: Ich glaube

    :-k

  • Nach mehr als zehn beitragslosen Jahren kann man diesen Fred über die 1989 erschienene Erzählung getrost und gerechtfertigt ruhig nochmals nach oben schieben.


    Ich selber war zunächst einmal sehr interessiert, aus den 30iger und 40iger Jahren aus Österreichischer Sicht etwas zu lesen. Ich kannte bislang eher deutsch-deutsche Berichte aus jener Zeit. Hier sicherlich vor allem über das Schicksal einer von vielen, einer “Zigeunerin”, aber auch einer armen Arbeiterfamilie, die das Herz am rechten Fleck hat. Was Sidonie, was aber auch die “Arbeitersituation” anbetrifft, geht es um Ausgrenzung. Nationalsozialistische Rassenideen wachsen auch auf dem schon vorhandenem Mief und Mist der allgemein herrschenden Vorurteile. Sidonie ist von Anfang an – für die meisten – abgestempelt. Da erscheinen die (Pflege-)Eltern als reines Wunder an Fürsorge und Liebe.


    Rassistische Mechanismen zu erkennen, zu unterscheiden – da war es sehr interessant für mich, durch “Zufall” gleichzeitig das Buch von Tupoka Ogette - exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen zu lesen.


    Es macht um einen Dreh betroffener noch, wenn man sieht, dass Hackl in Steyr geboren ist, wo also ein Teil der Handlung spielt….


    Hackls Sprache ist, so Klappentext, “sachlich und unbarmherzig”. Doch hinter diesem nüchternen Erzähler steht eine unglaubliche, etwas versteckte Schubkraft! Denn eigentlich ist das Furchtbare, das Dunkle, schon im ersten Kapitel erkennbar. Dann ist es fast unglaublich, dass dieser Chronist quasi im letzten Satz herausstellt, dass es hinter dieser traurigen Geschichte keine absolute Zwangsläufigkeit gab.


    Es gab die Gerechten, es gab Rettende, Mutige…


    AUTOR:

    Erich Hackl (* 26. Mai 1954 in Steyr, Oberösterreich) ist ein österreichischer Schriftsteller und literarischer Übersetzer.


    Erich Hackl verbrachte seine Jugend in Steyr. Er besuchte dort das Gymnasium und studierte anschließend Germanistik und Hispanistik an den Universitäten in Salzburg, Salamanca und Málaga. Ab 1977 war er Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur an der Universität Complutense Madrid. Von 1979 bis 1983 unterrichtete er als Lehrer für Deutsch und Spanisch in Wien, von 1981 bis 1990 am Institut für Romanistik der Universität Wien. Seit 1983 ist er freier Schriftsteller. Zahlreiche Reisen führten ihn in verschiedene Länder Lateinamerikas.

    Erich Hackl ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

  • Nach mehr als zehn beitragslosen Jahren kann man diesen Fred über die 1989 erschienene Erzählung getrost und gerechtfertigt ruhig nochmals nach oben schieben.


    Ich selber war zunächst einmal sehr interessiert, aus den 30iger und 40iger Jahren aus Österreichischer Sicht etwas zu lesen. Ich kannte bislang eher deutsch-deutsche Berichte aus jener Zeit.


    Es gab die Gerechten, es gab Rettende, Mutige…

    Falls du zu diesem Thema, aus Österreichischer Sicht von Erich Hackl, etwas weiteres lesen möchtest, kann ich dir u.a. Buch empfehlen. Hat mich sehr beeindruckt....

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • Nach mehr als zehn beitragslosen Jahren

    Ich habe mir das Buch auch für den Januar bereitgelegt, bin aber nicht sicher, ob ich es noch schaffe... (Nicht zeitlich, eher mental; ich habe diesen Monat schon ziemlich viele Bücher rund um den Holocaust, Nationalsozialismus usw. gelesen.)

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)