Ein Weihnachtslied in Prosa... 15.12 - 17.12.04

  • Hallo @ll :santa:


    Charles Dickens hat diesen Weihnachts-Klassiker vor beinahe 160 Jahren geschrieben; in ganz Europa herrschte damals grosse Armut und die soziale Anklage gegen menschenunwürdige Verhältnisse sind in der Geschichte klar zu erkennen und die Botschaft der Geschichte - von Menschlichkeit zur Weihnachtszeit - die ist heute, wie damals aktuell.


    1843; der Geldverleiher Ebenezer Scrooge ist ein raffgieriger und herzloser Mensch. Für Weihnachten hat er nicht mehr übrig, als ein höhnisches Lächeln und so ist auch in diesem Jahr, nichts von weihnachtlicher Güte bei ihm zu spüren. Doch das soll sich ändern, als er in der Weihnachtsnacht von drei Geistern heimgesucht wird.


    Der Geist der vergangenen Weihnacht führt Scrooge zurück an die Orte seiner Kindheit. Das Wiedersehen mit seiner verstorbenen Schwester scheint etwas im Herzen des griesgrämigen Mannes auszulösen. Welches sich noch ein bisschen mehr öffnet, als er auf seiner Zeitreise auch auf seine ehemalige Verlobte trifft.
    Der Geist der jetzigen Weihnacht führt Scrooge zu der Familie seines treuen Buchhalters, über dessen Leben und Schicksal er sich bislang nie Gedanken gemacht hatte. Dessen tapferen kleinen Sohn Timmy zu sehen, der trotz schwerer Erkrankung nicht mit seinem Schicksal hadert, rührt selbst den sonst so kaltherzigen Scrooge.
    Als nun der Geist der zukünftigen Weihnacht Ebenezer Scrooge zeigt, welch trauriges Schicksal der Familie seines Buchhalters bevorsteht und kurz darauf auch welches ihn selbst ereilen könnte, hat Scrooge genug gesehen und gelobt sich zu bessern.


    Am Weihnachtsmorgen trifft er alle Vorbereitungen für ein großes, schönes Weihnachtsfest, zu dem er seinen Neffen, den Sohn seiner verstorbenen Schwester, mit dessen Frau einlädt und seinen Buchalter mit dessen Familie. Alle kommen mit gemischten Gefühlen und sind freudig überrascht von der wundersamen Wandlung des alten Griesgrams.
    An der Geschichte lässt sich nichts ändern, sie ist und bleibt wie sie ist, kitschig, romantisch und schön. :thumleft:


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • ......und hier noch einige Informationen (aus dem Buch der 1000 Bücher) zu >Charles Dickens< *7.2.1812 Landport bei Portsea; +9.6.1870 Gadshill.


    >Charles Dickens gilt als Begründer des sozialen Romans und Meister des Humors. Er schuf unvergessliche Figuren voller Skurrilität, war aber zugleich ein scharfer Beobachter und Kritiker der gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit.
    Dickens verlebte eine glückliche Kindheit, bis sein Vater in das Schuldgefängnis kam. Dickens musste daraufhin seinen Unterricht an einer höheren Schule abbrechen und sein Brot als Arbeiter in einer Fabrik verdienen; so lernte er bereits früh das schwere Leben der Arbeiter im Hafenviertel Londons und die demütigenden Verhältnisse in Haftanstalten kennen. Nachdem sein Vater nach einigen Monaten aus dem Gefängnis entlassen wurde, durfte Dickens seinen Schulbesuch an einer Mittelschule fortsetzen. 1826 trat er eine Tätigkeit als Rechtsanwaltsgehilfe an, wandte sich aber bald dem Journalistenberuf zu und war als Reporter des >Morning Chronicle< tätig.
    In Zeitungsfeuilletons erschienen seine ersten Schilderungen des Londoner Lebens, die 1836 in dem Buch >Skizzen von Boz< zusammengefasst wurden. Erste Berühmtheit erlangte Dickens mit seinem Roman >Pickwicker< (1837).
    1841/42 unternahm er seine erste Amerikareise, der 1867 eine zweite folgte. Nach England zurückgekehrt, wurde er Herausgeber der grossen liberalen Zeitung >Daily News<.
    Weitere Romane entstanden in kurzer Folge. In seiner mittleren Schaffensperiode verwandte Dickens mehr Zeit auf die Ausarbeitung seiner Romane und vollendete in seinem Spätwerk seine Meisterschaft.
    Der vitale, hoch engagierte Dickens, zu dessen grossen Freundeskreis u.a. Wilkie Collins zählte, war zum gefeiertsten Dichter seiner Zeit geworden.<


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Hallo Bonprix



    Ich fand das Weihnachtslied schön,
    auch wenn ich die Sprache von Dickens nicht mag,
    sie ist sehr schwerfällig und liest sich zäh.
    Die Geschichte kennt man ja,
    denn den Film habe ich schon mehrfach gesehehn.



    Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest,
    Harmonie, Einklang und Besinnung


    es grüßt Euch


    Heidi

  • Hallo,


    ich bin leider noch nicht damit fertig, der Anfang gefällt mir aber gut. Zum Lesen ist es wirklich irgendwie nicht einfach, aber da komm ich schon durch! :wink:

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Hallo Leserundler 2005,


    ich fange jetzt einfach mal an :wink:


    1. Kapitel: Marleys Geist


    Ebenezer Scrooge scheint wirklich ein sehr verbitterter Mann zu sein, der sich von diesem unnötigen Weihnachtstrubel und den damit verbunden Ritualen mehr als nur gestört fühlt.
    Ist es nicht eine furchtbare Zumutung, seinem Angestellten an Weihnachten auch noch freigeben zu müssen?
    Und dann noch diese Ungeheuerlichkeit, dass der eigene Neffe einem "frohe Weihnachten" wünscht, also bitte, irgendwo hört doch alles auf! :mrgreen:


    Ich finde es sehr interessant, dass Scrooge sieben Jahre nicht an seinen Partner gedacht haben soll, zumindest wurde diese Formulierung in meiner Ausgabe verwendet.
    Wie wurde dies denn bei euch übersetzt? Oder @ Ute: was steht denn im Original?


    Zitat

    Dunkelheit ist billig.


    Eben, und davon abgesehen wird man nicht gesehen und man selbst sieht auch niemanden...


    Mir macht das Lesen bisher sehr viel Spaß und die Sprache meiner Ausgabe empfinde ich als sehr angenehm und überhaupt nicht zäh.



    Gruß
    Wilaja

  • Ein alter, kaltherziger, verbitterter Mann, der mit nichts mehr verärgert werden kann, als durch Verschwendung. Selbst beim Feuer wird gespart, auch wenn man fast erfriert. Und beim Licht wird sowieso gespart. Oder wie darf dieser Satz interpretiert werden: "Dunkelheit ist billig, und das liebte Scrooge."


    So kalt er bei den materiellen Dingen ist, so kalt ist er auch gefühlsmäßig. Kein Lächeln will seine Lippen umspielen, kein fröhlichen Worte wollen seinem Mund entstammen. Durch und durch ein unangenehmer Mensch.


    Und dann kommt er am heilig Abend nach Hause und wird vom Geist seines ehemaligen, verstorbenen Geschäftspartners heimgesucht. Dieser, auch durch ein raffgieriges Leben geprägt, muss nun als Geist die Rechnung dafür tragen. Er wird für immer rastlos umherziehen. Und will ihn nun vor diesem Los bewahren.


    Die Sprache an sich ist eigentlich nicht schwierig zu lesen. Hin und wieder gibt es allerdings einen Satz, der nicht ganz so leicht verständlich ist. Aber nachdem man ihn wiederholt liest, geht einem dann doch der Sinn diesen Satzes auf. Vielleicht kommt mir da auch die kürzlich gelesene Lektüre von Jane Austen sehr gelegen.


    Alles in allem bisher ein schön zu lesendes Buch, und ich bin gespannt, wie es weitergeht. :thumright:

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving

  • Hallo Leserundler


    Es ist ja genau die richtige Jahreszeit, um dieses Buch zu lesen. Ich liebe die Atmosphäre der Bücher von Charles Dickens, ich mag die Zeit in der sie spielen, diese schaurig schöne Stimmung, Nebel, enge dunkle Gassen, Kälte........
    Die Botschaft des Buches ist eigentlich ganz einfach, doch scheinbar für viele so schwer, und mit wenigen Worten gesagt: Mitleid, Menschlichkeit (und das m.M.n. nicht nur zur Weihnachtszeit).


    Ich habe folgende Information bei CIAO gefunden, die ich zum besseren Verständnis der Geschichte recht interessant finde.


    Im Jahre 1843 besuchte Dickens eine der neugegründeten "ragged schools" in London und war tief berührt vom Elend der vernachlässigten Kinder, die dort von engagierten Sozialreformern eine schulische Grundausbildung erhielten. Zeitgleich las er voller Entsetzen einen parlamentarischen Untersuchungsbericht zur Kinderarbeit. Er entschloss sich daraufhin, in seinem nächsten Werk an die Gefühle der Menschen zu appellieren, sich gegenüber diesem Elend, dieser Armut, diesem Hunger nicht zu verschließen.


    Die vierziger Jahre waren in England ein Jahrzehnt des Hungers, der wirtschaftlichen Depression, der sozialen Unruhe und wurden "hungry forties" genannt. Weihnachten schien für Dickens die richtige Zeit zu sein, Mitleid für die Armen zu wecken. Das Konzept der Geschichte, die Läuterung eines vergrämten, menschenfeindlichen Geizhalses durch die Geister der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft, ist eine der genialsten Ideen des Dichters.


    Mit seinem zum Jahresende 1843 erschienenen Werk "A Christmas Carol" (Ein Weihnachtslied in Prosa) hat Dickens einen unerwarteten Erfolg: Schon am Erscheinungstag werden 6000 Exemplare verkauft. Das ist in unseren Harry-Potter-gewohnten Augen eine relativ bescheidene Zahl, doch wurde zur Zeit von Dickens noch anders gerechnet …


    Innerhalb nur eines Monats wurde dieses kleine Buch fertig gestellt, und Dickens selbst wurde während des Schreibens davon mehr und mehr gefangen genommen. Das Buch wird nicht nur ein großer Verkaufserfolg, es erreicht auch in kürzester Zeit eine nie gekannte Popularität. In England wird es zur meistgelesenen und meistvorgelesenen Weihnachtslektüre; weltweit dürfte es Dickens´ bekanntestes Werk sein. Die Geschichte von der Läuterung des alten Geizhalses Ebenezer Scrooge ist in kurzer Zeit zu einem Stück Weltliteratur geworden.


    Gruss Bonprix :wink:

  • Ich finde die Geschichte wunderschön. Es zeigt, wie aus einem alten verbitterten Mann ein guter und gütiger Mann wird. Wie im Märchen.


    Die erste Strophe zeigt den Mann in der Gegenwart. Wie er ist, griesgrämig, verbittert und geizig. Und warum Weihnachten feiern? Das ist doch ein Tag wie jeder andere. Dann wird er vom Geist seines ehemaligen Geschäftspartners heimgesucht und sein ganzes Leben wird sich verändern.


    Die zweite Strophe zeigt die vergangene Weihnachten. Er als Junge, als heranwachsender und als Erwachsener. Erstmals keimt in ihm ganz vorsichtig der Wunsch sich zu ändern und gutes zu tun.


    In der gegenwärtigen Weihnacht (dritte Strophe) bekommt er Einblick, wie andere das Fest feiern. Sein Angestellter, der im Kreise seiner Familie glücklich und zufrieden feiert. Oder sein Neffe, der mit Freunden feiert und er (Scrooge) zum ersten Mal den Wunsch hat länger zu bleiben, denn er amüsiert sich!


    Und dann, oh Schreck, er als toter Mann. Keiner trauert um ihn, er wird am Totenbett beraubt. Die Nachricht seines Todes wird eher beiläufig erzählt. Und viele sind eher erleichtert, als dass sie um so einen unangenehmen Menschen trauern. Und dann steht er vor seinem eigenen Grab und hat nur den einen, den größten Wunsch, sein Leben zu ändern.


    Fortan lebt er als gütiger, freigiebiger und besserer Mensch weiter. Er hat sein Schicksal gesehen, welches ihn, hätte er seinen Weg beibehalten, ereilt hätte. Aber er hat seine Lektion gelernt und ist an der Kreuzung seines Lebensweges in die richtige Straße eingebogen.


    Eine sehr, sehr schöne Geschichte, welches einen an die gute Seite des Menschen hoffen läßt.

    Grüßle


    Andrea


    Nichts ist gerechter verteilt als die Intelligenz. Jeder glaubt, er habe genug davon. - René Descartes



    Ich lese gerade:
    Owen Meany von John Irving

  • Hallo,


    ich habe hier noch eine kleine musikalische Spielerei zum Thema "Charles Dickens" gefunden. :-({|=
    --> die Musik lässt sich allerdings auch abstellen, wenn man möchte... :mrgreen:


    Gruß
    Wilaja

  • Hallo,


    mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen und ich freue mich bereits auf die nächste Erzählung von Charles Dickens. :wink:


    Die Figur "Tiny Tim" finde ich sehr rührend, auch Scrooge zeigt in Bezug auf ihn seine Gefühle, denn er möchte auf keinen Fall, dass der Junge stirbt.
    Es macht auch sehr viel Spaß zu beobachten, wie der am Anfang als gefühlskalter Eisklotz agierende Scrooge nach und nach mehr Gefühle und Emotionen zeigt, und schließlich sogar seine (unbedachten) Worte zutiefst bereut.


    Mir ist aufgefallen, dass sich auch in der Wahrnehmung der Kirchenglocken die Veränderung von Scrooge zeigt: zu Beginn der Geschichte nimmt er die Schläge der Glocken nur als Zeitmesser an, am Ende erkennt er die Töne, die Klänge und die Musik und empfindet all dies als "herrlich".


    Es ist wirklich eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte!


    Gruß
    Wilaja