Theodor Fontane - Effi Briest


  • Das hat recht wenig mit dem Geschlecht von Fontane zu tun, sondern mit den epochentypischen Merkmalen des Realismus. :wink: "Unwichtige" Details, wie z.B. die Fassade von Effies Garten, werden dagegen sehr ausführlich beschrieben. Damit soll u.a. Effies Langeweile und Ereignislosigkeit symbolisiert werden.


    Hat das damals denn niemand interessiert? :mrgreen: Menno...


    Stimmt, der Garten wird echt recht oft und ausführlich erwähnt.

  • Und das hat mir das Buch nicht ganz so schmackhaft gemacht,wie ich es mir anfangs erhofft hatte.Der Schreibstil Fontanes hat mich auch nicht umgehauen - schade!

    "In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit."
    Thomas Carlyle

  • "Effi Briest" war für mich eine der wundervollsten Leseerfahrungen in diesem Jahr.

    Mich beeindruckt, wie feinsinnig, mit welch leisen Tönen Fontane seine Geschichte entwickelt. Man muss zwischen den Zeilen lesen, um die feinen Unterströmungen zu erfassen, was mir in Kombination mit der eleganten Sprache höchstes Vergnügen bereitet hat.

    Die vergangene Gesellschaft mit ihren alles beherrschenden Konventionen ist sehr realistisch dargestellt und genau diese Konventionen, an denen die Leben zerbrechen, verleihen dem Roman seine Tragik.

    Mit der verträumten, die Natur und Bücher liebenden Effi konnte ich mich gut identifizieren.

    Dass ihre Affäre mit Crampas nur in Andeutungen geschildert wird, finde ich höchst gelungen und ist eine Erfrischung zu den modernen Romanen, in denen es so oft derb und sehr direkt zur Sache geht.

    "Effi Briest" regt meine Phantasie viel mehr an, und die ausschweifenden Umgebungsschilderungen sind ganz nach meinem Geschmack.

    Ich bin ganz in dieser untergegangenen Welt versunken.

    Fontane schreibt zurückhaltend, unaufdringlich, in sehr feinen Nuancen; das eigentliche Geschehen spielt sich unter der Oberfläche ab.

    Der Roman lebt durch die genaue Beobachtung menschlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Zwänge.

    Er hat durchaus einen feinen, leisen Humor, ist zugleich aber auch von melancholischer Grundstimmung und hat mich emotional sehr berührt.

    Ein feines Stück Literatur, zu Recht ein Klassiker - der sich im Übrigen sehr leicht hat lesen lassen, da mich die Sprache nur so durch die Seiten hat fliegen lassen.

  • "Effi Briest" war für mich eine der wundervollsten Leseerfahrungen in diesem Jahr.

    Oh wie schön das zu lesen. :lechz:

    Ich habe Effi vor einigen Jahren gelesen und seitdem steht es unangefochten bei mir auf Nummer 1 und da wird es wohl ein Leben lang bleiben.
    Fontane hat einen wundervollen Roman geschrieben. Große Kunst meiner Meinung nach.
    Aber ich denke, viele "mussten" es ja in der Schule lesen und das hat bei einigen das Buch zur Qual werden lassen.....

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich habe Effi vor einigen Jahren gelesen und seitdem steht es unangefochten bei mir auf Nummer 1 und da wird es wohl ein Leben lang bleiben.
    Fontane hat einen wundervollen Roman geschrieben. Große Kunst meiner Meinung nach.
    Aber ich denke, viele "mussten" es ja in der Schule lesen und das hat bei einigen das Buch zur Qual werden lassen.....

    Schönen guten Morgen liebe Tanni ! Deine Begeisterung für das Buch freut mich. Auch ich empfinde das Buch als große Kunst. In der Schule habe ich es nie gelesen, doch im späteren Leben ist es mir immer wieder begegnet. Lesen wollte ich es schon lange, und ich bin froh, es jetzt endlich getan zu haben. Für Schüler halte ich es eigentlich ungeeignet, da es doch relativ handlungsarm ist und sich vieles unter der Oberfläche abspielt. Mich hat das Buch sehr begeistert.

  • Guten Morgen :winken:


    Für Schüler halte ich es eigentlich ungeeignet, da es doch relativ handlungsarm ist und sich vieles unter der Oberfläche abspielt.

    Das sehe ich genauso. Für Schüler halte ich es auch ungeeignet.


    Deine Begeisterung für das Buch freut mich.

    Ich habe hier im Thread damals meine Begeisterung schon kund getan. Ich liebe Effi und ich habe sehr mit ihr gelitten. Sie hat mir so leid getan. Effi hat mein Herz im Sturm erobert. Ich habe mir auch den Film dazu schon angeschaut. Natürlich war der nicht so gut wie das Buch, aber auch schön gemacht.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • ch liebe Effi und ich habe sehr mit ihr gelitten. Sie hat mir so leid getan. Effi hat mein Herz im Sturm erobert. Ich habe mir auch den Film dazu schon angeschaut. Natürlich war der nicht so gut wie das Buch, aber auch schön gemacht.

    So geht es mir auch. Auch ich habe mit ihr gelitten, die Figur an sich finde ich total interessant, und auch ich habe sie in mein Herz geschlossen. Den Film kenne ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich ihn würde sehen wollen, denn ich fürchte, er könnte mir die Bilder, die ich jetzt im Kopf habe, zerstören.

  • Das sehe ich genauso. Für Schüler halte ich es auch ungeeignet.

    Meinst Du. "Effi Briest" war zumindest in meiner Gymnasialschulzeit Pflichtlektüre bei den ca. 15-, 16-jährigen, allerdings in einer Schulausgabe :-,  

  • "Effi Briest" war zumindest in meiner Gymnasialschulzeit Pflichtlektüre bei den ca. 15-, 16-jährigen, allerdings in einer Schulausgabe

    Genau darüber haben wir ja gesprochen, dass es damals leider Pflichtlektüre war und ich halte Effi Briest nach wie vor für ungeeignet dafür.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Aber ich denke, viele "mussten" es ja in der Schule lesen und das hat bei einigen das Buch zur Qual werden lassen.....

    Ja, das ist das Problem mit so vielen Schullektüren. Ich habe Effi Briest letztes oder vorletztes Jahr wieder angefasst und auch, wenn ich die ganz große Begeisterung nicht teilen kann, so ist es für mich heute doch ein gutes, lesenswertes Buch. Das habe ich zu Schulzeiten ganz anders gesehen. Wenn man sich die Thematik des Buches betrachtet, ist das allerdings auch kein Wunder. Das können die allermeistenTeenager nicht wirklich in ganzer Tragweite erfassen - und vielleicht ist das auch ganz gut so.

  • ### Inhalt ###

    Irgendwann im 19. Jh. im heutigen Mecklemburg Vorpommern, damals ein Teil Preußen. Effi bewohnt zusammen mit ihren Eltern, den Briests, die eine Landwirtschaft betreiben, das Herrenhaus zu Hohen-Cremmen. Effi ist um die 17. Das Thema einer baldigen Vermählung mit einem geeigneten Mann gewinnt immer mehr an Bedeutung. Eines Tages erscheint Baron von Instetten, um die 40, der um ihre Hand anhält. Da Instetten aufgrund seiner adeligen Herkunft und als Landrat als äußerst günstige Partie angesehen wird, rät ihre Mutter Effi trotz des hohen Altersunterschieds zu einer Bejahung des Antrages. Die Hochzeit erfolgt wenig später und Effi zieht mit ihrem Mann nach Kessin, einem Badeort, der sich in einiger Entfernung von Hohen-Cremmen befindet. Dort bewohnen sie das ehemalige Gebäude eines Kapitäns, um den sich eine (vermeintlich) dunkle Geschichte rankt. Die zartbesaitete Effi fürchtet sich vor dem "Spukhaus". Auch macht ihr die Einsamkeit zu schaffen, die sich meistenteils in Kessin außerhalb der Badesaison einstellt. Auch hat sie häufig Sehnsucht nach ihrem Elternhaus. Ihr Mann hat als Beamter einen Hang zur Strenge, überwiegend ist er jedoch aufrichtig besorgt um kümmert sich um seine junge Frau, wo er nur kann. Er versucht so häufig wie möglich Ausflüge und Treffen mit anderen Familien zu organisieren. Auch gibt es einige Personen in ihrem neuen Umfeld, die ihren Schmerz etwas mildern wie ihre Haushälterinnen Johanna und später Roswitha, der alte Apotheker Gieshübler, der immer ein nettes Wort und kleine Geschenke für sie hat. Und nicht zuletzt der Major Crampas, einem Freund von Instetten, mit dem sie in der Folge häufig auch ohne Instetten berittene Strandausflüge macht. Die Jahre gehen ins Land, inzwischen ist auch Annie zur Welt gekommen. Instetten steigt die Karriereleiter auf und wird nach Berlin berufen. Effi ist überglücklich: Berlin, das Großstadtleben in einem standesgemäßen noblen Umfeld, keine Einsamkeit mehr. Ihr Glück ist vollkommen. Doch dann findet Roswitha durch Zufall in einer verschlossenen Truhe ein paar jahrealte Briefe mit rotem Schleifchen, die auch Instetten in die Hände fallen. Der Absender ist Crampas, die Empfängerin ist Effi. Die Konsequenzen sind grausam und verheerend.


    ### Meinung ###

    Das Buch hat mich anfangs recht kalt gelassen. Die ersten zwei Drittel war es für mich eine Allerweltsgeschichte: Junges naives schönes Mädchen heiratet gestandenen adeligen Beamten. Mädchen nörgelt dauernd rum, weil ihr alles so langweilig ist und sie so wenig Zerstreuung hat. Später nach dem Umzug nach Berlin ist alles Glitter, Glemmer und Tralala. Der Sprachstil tat auch sein Übriges, den ich teilweise öfters platt, einfach und oberflächlich fand, teilweise sogar sperrig zu lesen. Ab dem bereits in der Einleitung genannten alles entscheidenden Punkt hat er mich jedoch gepackt, hat mich gerührt und erschüttert. Auf der einen Seite denkt man: Wie kann man nur mit einem Menschen so umgehen. Auf der anderen Seite entwickelt sich aus der dargestellten damaligen Moral und Sitte fast zwingend eine solche Konsequenz. Die Protagonisten kommen in inneren Monologen öfters zu Wort und grübeln über die Richtigkeit ihrer Handlungen und die Konsequenzen, die sie dadurch zu tragen haben oder anderen damit bereiten und denen man unter den gegebenen Umständen doch immer geneigt ist zuzustimmen. Ich will nicht auf alles eingehen, was alles passiert. Es gibt Konsequenzen, da schüttelt man als Mensch von heute nur noch mit dem Kopf. Unterm Strich sind am Ende alle unglücklich und fürs Leben gezeichnet. Auf der anderen Seite gelingt es dem Roman den Leser in seine Zeit hineinzuziehen, die Lebensumstände und Moralvorstellungen und Sitten nachvollziehbar zu machen und dann muss man akzeptieren, dass es damals einfach so war wie es war.


    ### Fazit ###

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ein Ehepaar aus ungleichen Partnern erlebt nach einem etwas schwierigen Anlauf erst ein großes Glück und dann aufgrund eines Fehltritts der Vergangenheit einen tiefen Fall.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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