Kurzbeschreibung:
"Ein Unbekannter schickt der Frankfurter Kripo obskure Bibelzitate. Man denkt zuerst an einen geschmacklosen Scherz. Als aber zur gleichen Zeit auch ein abscheulicher Mord begangen wird, vermutet Hauptkommissarin Durant einen Zusammenhang. Das Morden geht weiter und trägt immer dieselbe Handschrift: Die Opfer sind alle nackt, und auf ihrer Stirn steht in blutigen Ziffern die Zahl 666. Bei ihren Ermittlungen gerät die Polizei immer tiefer in einen Sumpf aus organisiertem Verbrechen, Korruption und Machtmißbrauch."
Ich habe das Buch von Rabe geschenkt bekommen. Sie wollte es nicht weiterlesen, weil ihr der Schreibstil nicht gefiel und sie konnte auch mit dem Anfang des Romans nichts anfangen. Mir gefiel von Anfang an das Lokalkolorit. Ich bin in Frankfurt geboren und mein Vater war auch Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei (nicht bei der Mordkommission). Als Kind bin ich oft mit dem Zug nach Frankfurt gefahren, habe ihn am Polizeipräsidium abgeholt und wir haben einen Stadtbummel zusammen gemacht. So kamen also immer wieder kleine Erinnerungen hoch, wenn es um das Polizeipräsidium ging oder wenn Orte und Straßennamen vorkamen, die mir vertraut waren.
Aber nicht nur das bewegte mich, weiterzulesen. Die Hauptkommissarin Durant ist sympathisch-menschlich gezeichnet, wenn es mir auch öfter auf die Nerven geht, dass so viele Ermittler in den unterschiedlichsten Krimis als "einsamer Wolf" dargestellt werden, die Tag und Nacht nur ihre Arbeit kennen, die einzigen menschlichen Kontakte sind Kollegen oder Verdächtige. In einer Amazon-Rezension habe ich gelesen, dass es anderen auf die Nerven geht, dass man bei Hauptkommissarin Durant genauestens unterrichtet wird, was sie sich abends nach Feierabend einkauft, wie oft sie eine Dose Bier öffnet und danach rülpst, wann sie morgens aufsteht und wie sie danach auf Toilette geht. Mir hat das im Gegenteil gut gefallen, dies macht die Frau menschlich und man kann sich mit ihr leichter identifizieren. Sie geht einem normalen Job nach, zu dem man aufstehen, duschen, frühstücken und ins Präsidium fahren muss. In manch anderen Romane fragt man sich manchmal, ob die Hauptperson überhaupt isst und schläft und auf die Toilette geht sowieso nie jemand.
Die Geschichte selbst fand ich sehr spannend. Es wurde anderswo kritisiert, dass das Auffinden der Opfer nach einem monotonen Schema passiere, aber ich glaube, genau so könnte es in der Realität ablaufen. Die Polizei steht dem Treiben des Serienkillers machtlos gegenüber. Nachdem die Hauptkommissarin, für die der Täter Respekt empfindet, die Ankündigung eines neuen Mordes in Form eines Bibelzitats, zusammen mit einer Lilie erhalten hat, kann die Polizei nur warten, bis der Anruf kommt, dass die Leiche gefunden wurde. Die Opfer sind hochrangige Persönlichkeiten aus Politik oder Kirchenkreisen und nach deren Tod werden abartige sexuelle Neigungen oder ein kriminelles Doppelleben sowie die Mitgliedschaft in einer dubiosen "Organisation" aufgedeckt. Der Täter ist Opfer dieser Organisation und straft die Drahtzieher für einen persönlichen Verlust. Durch diesen Hintergrund und dadurch, dass seine Opfer die eigentlichen skrupellosen Verbrecher sind, wirkt er beinahe sympathisch.
Die Handlung und das Ende sind vorhersehbar, der Fall wird aufgeklärt, die tatsächliche Identität des Serienkillers wird enthüllt. Aber trotzdem steigt der Spannungsbogen bis zum Schluss, je weiter die Geschichte fortschritt, desto gebannter bin ich dabei geblieben.
Ich muss deshalb nun nicht unbedingt alle anderen Julia-Durant-Krimis von Andreas Franz lesen, aber wenn mir der eine oder andere "zufällig" unterkommt, werde ich ihn sicher lesen.