Jan Seghers - Ein allzu schönes Mädchen

  • Hallo,


    da ich gesehen habe, dass es zum 2. Buch schon eine Rezi gibt ("Die Braut im Schnee"), folgt hier nun der vollständigkeit halber die Rezi zu Seghers ersten Krimi-Versuch "Ein allzu schönes Mädchen"...


    Über den Inhalt:


    Im Frankfurter Stadtwald werden die grauenhaft zugerichteten Leichen zweier junger Männer gefunden. Hauptkommissar Robert Marthaler wird mit der Aufklärung dieses schwierigen Falls betraut. Die grausamen Morde machen dem bedächtigen Mann zu schaffen, denn alle Spuren weisen auf eine Frau als Täterin hin.
    Und dann gerät auch Marthalers Privatleben aus den Fugen, denn seine neue Mitbewohnerin stellt eine ernsthafte Versuchung für den eigenwilligen Junggesellen dar


    Meine Meinung:


    Mir hat dieser Krimi einige unterhaltsame Stunden gebracht, auch wenn ich das Lob auf der Rückenseite "Endlich hat Wallander einen deutschen Bruder" nicht hundertprozentig unterschreiben kann.
    Auch wenn der Charakter des Kommissar Marthaler gut beschrieben wird und es nicht lange dauert, bis man ihn mag und zu schätzen weiß, fehlt in der ganzen Story doch ein bißchen diese "schwedische Melancholie und Schwere", die meiner Meinung nach doch sehr die zum Vergleich herangezogenen Wallander-Krimis ausmachen.


    Zwar mordet auch hier eine Frau auf äußerst brutale Art und Weise, jedoch ist mir ihr Charakter zu wenig tiefgründig beschrieben und



    Für sich genommen ein gutes Buch =D> , jedoch im Vergleich mit Krimis wie z.B. "Die fünfte Frau" von Mankell schneidet es doch eher mittelmäßig ab...

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

  • HAllo All_4_one!

    Zitat

    Zwar mordet auch hier eine Frau auf äußerst brutale Art und Weise, jedoch ist mir ihr Charakter zu wenig tiefgründig beschrieben und





    Meine Meinung:
    Ein sehr rafffinierter Krimi.
    Er ist ein drei Teile eingeteilt.
    Erster Teil spielt in Frankreich (Vogensen) dreht sich um einen nach einem Autounfall verschwundenes Mädchen.
    Verstreckt, hungrig und ängstlich schlägt sie sich durch’s Leben. Kann kurzfristig bei einer älteren Witwe unterkommen, bis diese stirbt und verschwindet anschließend aus der Gegend genauso rätselhaft, wie sie aufgetaucht ist.
    Jeder kann sich nur noch daran erinnern, daß das Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit war.


    Der zweite Teil spielt in Frankfurt/Main. Er nimmt den Hauptteil des Buches ein-
    Hauptkommissar Robert Marhaler.
    Etwas kauzig, verwitwert, wird von seinem ersten Urlaubstag gleich wieder in den Dienst gerufen. Es wurden zwei grausam zugerichtete Leichen gefunden.
    Er übernimmt den Fall und nur mühsam können sie Detail für Detail zusammentragen und langsam und und hartnäckig herausbekommen was passiert ist.
    Endlich scheint der Täter gefunden worden zu sein, doch als sich dieser in die Enge getrieben fühlt beginnt er Selbstmord.
    Als er gerade den Fall aufgeben will, ergibt sich über einen Kollegen an der Französichen Grenze eine neue Spur, die zu einer mit dem Fall zusammenhängenden schönen Frau führt. (Dritter Teil)
    Die Auflösung fand ich absolut genial und raffiniert, da mir das Detail zu Lösung zwar bekannt war, aber prompt übersehen hatte und somit mit der Lösung überrascht wurde.
    Der Charakter von Robert Marthaler erinnert stark an Kurt Wallander.
    Er ist übergewichtig, kann Haus und Wäsche schwer in Ordnung halten und wirkt eigenbrötlerisch und tut sich schwer was Teamarbeit angeht.


    Gruß Janina

  • Hallo Janina,


    mit meinem Kommentar wollte ich mich auf den Brief (oder wars nur ne Karte) ganz am Schluss beziehen, indem Sabato (hieß Marthalers Freund so, ich weiß es gar nicht mehr :-k ) Marthaler aus seinem Urlaub berichtet...


    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

  • Hallo zusammen,


    habe das Buch auch am Wochenende ausgelesen und fand es insgesamt eigentlich ganz gut. Der Schreibstil und Aufbau erinnert schon an skandinavische Krimis.


    Nur leider fand ich das Ende nicht so besonders. Erstens mal geht nicht wirklich eindeutig hervor, wer denn nun der Mörder ist und so was mag ich gar nicht. Und es wird auch nicht ausreichend erzählt, warum das Mädchen so ist wie es ist, dabei wäre doch das gerade auch interessant. Man kann das nur erahnen, aber es ist eben nicht sicher und das hat mich dann doch ein bissl gestört.


    LG Sunnylady

  • Mir hat das Buch von Jan Seghers super gefallen, denn ich wohne in der Ecke und habe einige Stellen wiedererkannt. Das alleine ist schon spannend. Ich finde seinen Schreibstil super, denn es hat sich schön und flüssig gelesen. Und Marthaler wächst einem auch gleich ans Herz, der Kauz :D *Die Braut im Schnee* ist auch klasse von ihm.

  • Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn man schon am Ende des ersten Teils ahnt, wer was wem getan hat.


    Trotzdem ein gutes, spannendes Buch mit viel Lokalkolorit (ich habe so einiges wieder erkannt :wink: ), einem kauzigen Kommissar, der sicher viele schwedische Vorbilder hat und einem, finde ich, guten Schluss.


    Ich habe mir daraufhin mit dem gewonnenen amazon-Gutschein die "Braut im Schnee " gekauft

  • In Kommissar Robert Marthalers erstem Fall werden im Frankfurter Stadtwald zwei grauenhaft zugerichtete Leichen zweier junger Männer gefunden.
    An beiden Tatorten gibt es immer wieder Spuren, die zu einer unbekannten Frau hinführen.
    Für Kommissar Marthaler beginnt eine fieberhafte Suche nach einer unbekannten Schönheit.
    Jan Seghers Debüt „Ein allzu schönes Mädchen“ ist ein solider, unterhaltsamer Krimi mit stimmigem Lokalkolorit. So werden immer wieder Frankfurter Plätze beschrieben, die das Buch lebendiger werden lassen.
    Obwohl für mich von Beginn an das Ende des Buches klar war, ist die Handlung an sich spannend und an manchen Stellen auch unvorhersehbar.
    Dennoch konnte ich mich mit Kommissar Marthaler nicht wirklich anfreunden. Vom Charakter her ist er eher kauzig, egoistisch und eigensinnig, manchmal aufbrausend und starrköpfig. Vielleicht gibt es in den Folgebänden eine charakterliche Entwicklung, was den Protagonisten zu wünschen wäre!
    An sich hat mir „Ein allzu schönes Mädchen“ gut gefallen, einzig störend fand ich die Verhaltensweise des Kommissars und die offensichtliche Auflösung des Falles.
    Auf weitere Bücher von Jan Seghers freue ich mich aber schon sehr.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , 5 von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Dieser erste Kriminalroman des Frankfurter Schriftstellers Jan Seghers alias Matthias Altenburg, mit seinem sympathischen Hauptkommissar Marthaler ist von der Kritik sehr schnell als die deutsche Antwort bzw. Alternative zu Henning Mankells Kurt Wallander hochgelobt worden. Ich persönlich mag solche Vergleiche nicht. Sie dienen lediglich dazu, die Verkaufszahlen hoch zu puschen und werden dem Buch, das so hochgepriesen werden soll, selten gerecht.


    "Ein allzu schönes Mädchen" ist ein Kriminalroman, der keinen Vergleich mit anderen nötig hat, weil es Jan Seghers gelungen ist, seinen Figuren um den Hauptkommissar Marthaler ein ganz eigene, so vorher in anderen Krimis noch nicht beschriebene Charakteristik zu geben.


    Natürlich sind die Leserinnen und Leser, die sich in Frankfurt auskennen, oder dort einmal gewohnt haben, wie der Rezensent, besonders eingenommen vom Lokalkolorit des Buches. Doch es wird an keiner Stelle folkloristisch, wie viele andere Lokalkrimis der vergangenen Jahre.


    Marthaler ist ein zutiefst bürgerlicher Mensch. Er hat vor Jahren seine Frau verloren, und lebt zurückgezogen, ist aber nicht fanatisch auf seinen Beruf fixiert. Im Verlauf des ersten Buches einer hoffentlich langen Krimireihe lernt er in einem Cafe am Rande seiner Ermittlungen eine Frau aus Prag kennen. Zarte Bande entwickeln sich, doch der zu lösende Fall von vier mysteriösen Morden im Frankfurter Stadtwald lässt mehr als ein vorsichtiges Beschnuppern nicht zu.


    Die Geschichte selbst ist gut und spannend erzählt. Seghers lässt seinen Kommissar die Welt beobachten und kommentieren, er hält auch mit seiner bürgerlichen Meinung über bestimmte Phänomene nicht zurück, aber er bewertet und moralisiert nicht so wie andere Schriftstellerkollegen.


    Alles in allem, ohne von der Story etwas zu verraten: ein lesenswertes Buch, das Lust macht auf den schon erschienenen Nachfolger und auf hoffentlich viele weitere aus der Serie.

  • Ein routiniert geschriebener Krimi, eingängig, nicht sehr komplex, übersichtlich. Ein wenig mehr Geheimnis und etwas weniger offensichtlich hätte mir besser gefallen. Auch wenn der Autor versucht, rätselhaft zu wirken, gelingt es ihm nur bedingt.


    Die Traurigkeit des Kommissars skandinavisch angehaucht - er hat mich sehr stark an Jan Costin Wagner Kimmo Joentaa erinnert. Heißt: Er leidet nicht an einer Wallander-ähnlichen depressiv-pessimistischen Weltanschauung, sondern an der nachvollziehbaren Trauer um seine Ehefrau, die vor einigen Jahren bei einem Unfall getötet wurde.


    Der Schluss allerdings kostet den :bewertungHalb: zu 4 Sternen. Unpassend, unrealistisch, zu Happy für das End.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)