Haruki Murakami - Tanz mit dem Schafsmann

  • Ein unbekannter Ich-Erzähler berichtet von seinen Erlebnissen um ein Hotel namens Delfin und verschiedene Prostituierte, einem 13-Jährigen Mädchen und einem mörderischen Freund.
    Wieder orientiert sich Murakami stark an klassischen germanistischen Vorbildern, wobei hier neben Kafka diesmal Herrmann Hesses "Steppenwolf" mit Eingang in die Geschichte gefunden hat. Das liest sich sehr überkandidelt und ist voller überflüssiger Philosophierereien und Gegenwartskritik an jeder passenden und unpassenden Stelle und man hat das Gefühl, dass das Buch versucht, schlauer zu sein, als es in Wirklichkeit ist. Höchstwahrscheinlich mein letztes Buch dieses Autoren. :|

  • Nachdem ich "Wilde Schafsjagd" gelesen habe, war es für mich ein "Muss" auch den als Fortsetzung bezeichneten Roman "Tanz mit dem Schafsmann" zu lesen. Dieses Buch war für mich aber doch recht enttäuschend.
    Wir treffen den namenlosen Protagonisten aus "Wilde Schafsjagd" wieder, 4 Jahre nach den Ereignissen im Hotel Delphin. Diese 4 Jahre hat der Ich-Erzähler in Zurückgezogenheit, Einsamkeit und fernab der Gesellschaft verbracht, um die Erlebnisse rund um den Schafsmann zu verarbeiten. Zusammengefasst werden die Ereignisse aus Wilde Schafsjagd erzählt, sodass die Lektüre des Buches keine Voraussetzung für "Tanz mit dem Schafsmann" ist. Außerdem nimmt dieses Buch ohnedies einen ganz anderen Verlauf und hat mit "Wilde Schafsjagd" auch inhaltlich kaum etwas zu tun.


    Der Ich-Erzähler macht sich nun - 4 Jahre später - auf den Weg zum Hotel Delphin, um die Ereignisse zu rekonstruieren. Doch das damals heruntergekommene Hotel ist nun ein modernes Luxushotel und hat mit dem damaligen Haus nichts mehr gemein. Dennoch verhalten sich die Angestellten eigenartig, und auch im 16. Stockwerk geschehen Dinge, die so gar nicht in diesen Rahmen passen ....


    Etwas plump (wie K.G.Beck-Ewe es schon erwähnte) werden Ideen von Hesse ("Magisches Theater") und Kafka miteingebunden, sehr konstruiert und bemüht fand ich die Story, die den Leser über unzählige Schauplätze (über Japan bis hin nach Hawaii) führt, ebenso überflüssig die vielen Personen, die in der Geschichte ihren Platz finden.


    Insgesamt der bisher schwächste Murakami, den ich gelesen habe.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Nun, ich fand das Buch zwar auch nicht so stimmig wie Wilde Schafsjagd (wo die Messlatte ja enorm hoch liegt), es hat mich aber auch keineswegs enttäuscht.
    Tanz mit dem Schafsmann bietet für mich eine mehr als gelungene Weiterspinnung von Wilde Schafsjagd, wobei man wie hier schon erwähnt, die Lektüre dessen nicht unbedingt notwendig ist - es wäre sicher auch interessant, die Bücher in umgedrehter Reihenfolge zu lesen, Wilde Schafsjagd quasi als eine Art Rückblende.
    Sehr gut gefallen hat mir beim Tanz mit dem Schafsmann die beständig bedrückende Atmosphäre und die vielen richtig schaurigen Stellen, besonders im Hotel Delphin. Das Buch ist sicherlich Murakamis düsterstes Werk in dieser Hinsicht.
    Alles in allem ist Tanz mit dem Schafsmann für jeden Freund von Murakamis skurrilen Exkursen zum empfehlen :)

    Zitat

    Insgesamt der bisher schwächste Murakami, den ich gelesen habe.

    Hast du Afterdark, oder Sputnik Sweetheart schon gelesen? Denn diese beiden Bücher würde ich als Murakamis schwächere Werke sehen, auch wenn ich sie aus dem Gesamtwerk gerissen gesehen trotzdem sehr gut finde.

    "Wenn ich einer Untergrundkultgemeinschaft beitrete, erwarte ich Unterstützung von meiner Familie!" (Homer Simpson)


    :montag:

  • Ich konnte gerade den Zusammenhang mit "Wilde Schafsjagd" nirgends feststellen. "Tanz mit dem Schafsmann" geht ja in eine ganz andere Richtung, den Grundgedanken von "Wilde Schafsjagd" - inkl. das Schaf und dessen Geheimnis - fand ich nicht wieder, geschweige denn gibt es eine Auflösung.


    Spannend und mysteriös war "Tanz mit dem Schafsmann", keine Frage. Doch insgesamt störten mich einfach die vielen Schauplätze, die vielen Personen.


    Nein, bisher habe ich neben den "Schafsbüchern" nur "Naokos Lächeln", "Gefährliche Geliebte" und einige Stories aus "Nach dem Beben" gelesen. Von Kafka am Strand erwarte ich mir sehr viel, ebenso von Mr. Aufziehvogel. Jedenfalls werde ich bei Murakami dran bleiben! ;)

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
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  • Ich fand das Buch sehr gut und manchmal sogar besser als "Wilde Schaftsjagd". Ich wurde auch nicht müde den ausufernden Gedankengängen des Ich-Erzählers zu folgen - die angestellte Philosophie fand ich durchaus witzig, abgedreht und bis ins Kleinste ausformuliert. Das muss man erst mal so in Worte fassen können. Ich gebe zu, dass es kein Buch nach jedermans Geschmack ist. Da würde ich schon im eigenen Freundeskreis scheitern.....


    Ausser dem Wiedersehen mit dem Ich-Erzähler ist das Buch keine echte Fortsetzung von "Wilde Schafsjagd". Den Roman fand ich eher einfacher als "Wilde Schafsjagd" - soll wohl den Reifeprozess des sich ewig treiben lassenden coolen Gourmets und Möchte-Gern-Aussteigers zu einem verantwortungsvoll handelnden Menschen schildern. Das ist witzig, orginell, beklemmend, merkwürdig aber immer unterhaltsam gelungen. Allein die erwähnten Bands aus den 60ern und 70ern sind schon eine Anhörprobe wert.


    Also ein Buch von Murakami, bei dem er sich dem Ich-Erzähler aus "Wilde Schafsjagd" bedient, dass sonst aber nicht viel damit gemein hat. Trotzdem ein schönes Wiedersehen. Die vielen Orte und Figuren haben mich nicht gestört (es ist mir kaum aufgefallen) - eher haben die mich überrascht und neugierig gemacht.