Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppermann

  • Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppermann


    Inhalt: Erzählt wird die Geschichte einer jüdischen Familie in den Jahren 1932/33.
    Gustav, der älteste, mit dessen 50. Geburtstag der Roman beginnt, ist eigentlich der Seniorchef des Möbelhauses Oppermann, seine eigentliche Leidenschaft gilt aber der Literatur - er arbeitet an einer Biographie Lessings. Ein Aufruf gegen den Nationalsozialismus, den er mitunterschreibt, zwingt ihn nach dem Reichstagsbrand in die Emigration, er hält es jedoch für seine Pflicht zurückzukehren, um im Untergrund zu arbeiten. Martin kümmert sich um die Geschäfte und versucht die jüdische Firma zu retten, indem er die Fusion mit einem "arischen" Schreinerbetrieb vorrantreibt. Edgar ist ein erfolgreicher Arzt, der eine spezielle Operationsmethode gefunden hat, die schon vielen Menschen das Leben gerettet hat - doch auch er gerät nach der Machtübernahme in Verruf und muß einen Neuanfang wagen. Martins Sohn Berthold gerät mit einem nationalsozialistischen Lehrer in Konflikte, insbesondere wegen eines Vortrags, den er über Hermann und die Schlacht im Teutoburger Wald hält - sein "Fall" wird für den Direktor der Schule und den Lehrer zu einem Machtspiel, das für den Jungen tragisch endet.


    Meine Meinung: Feuchtwanger hat diesen Romen (den zweiten Teil der "Wartesaal-Trilogie") in wenigen Monaten 1933 geschrieben, man merkt dem Buch sehr stark das Entsetzen an, das der Jude Feuchtwanger nach der Machtübernahme im Exil über die Nachrichten aus Deutschland empfindet - über die Ungerechtigkeiten die Juden und politisch links denkenden Menschen angetan werden. Bedrückend wieviele der schlimmen Ereignisse der Autor zu diesem frühen Zeitpunkt schon vorgeahnt hat. Eine Familiengeschichte, in der verschiedene Handlungsstränge mal lose mal fester verknüpft sind, mitreissend zu lesen wie verschiedene Menschen, Juden und Nichtjuden, auf die Ereignisse reagieren und mit ihnen umgehen, mal tragisch, mal humorvoll. Die Erzählung wechselt zwischen Präsenz und Imperfekt, ein Stilmittel, das ich in deutschen Romanen eher selten so gesehen habe, das den Leser aber immer wieder direkt in das Geschehen hineinbringt.
    Unbedingt empfehlenswert!


    Katia

  • Hallo Katia,


    vielen Dank für diese Rezension!


    Wieder ein Buch für mich :wink: Erstrecht bei dem Thema.


    Sobalde ich es habe, wird es ziemlich weit oben auf dem SUB landen und ich werde berichten, wie ich es fand.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)