Kelley Armstrong - Die Nacht der Wölfin / Bitten

  • Werwölfe sind eigentlich kein Lieblingsvölkchen von mir, aber Kelley Armstrong gelingt es immerhin, sie so detailreich und anschaulich darzustellen, daß ich ihre Verhaltensweisen nachvollziehen und vor allem als speziell bemerken konnte (wie oft ist ein Werwolf oder Vampir eher dem Namen als dem Handeln nach kein gewöhnlicher Mensch?). Elena ist als einziger weiblicher Werwolf in einer besonderen Position und ist daher eine gute Wahl als Protagonistin. Wenn sie in einen Wolf verwandelt durch die nächtlichen Straßen streift, bin ich ihr gerne gefolgt und habe Rudelhierarchien und Jagdverhalten kennengelernt. Die Suche nach den Mutts ist abwechslungsreich und spannend, ohne zu gehetzt zu wirken – Armstrong nimmt sich für Szenen und Charaktere ausreichend Zeit :D


    Mit ihrem Versuch, sich in den menschlichen Alltag einzupassen, ist Elena dem Leser relativ nahe, auch wenn ihre Zerrissenheit zwischen Clay und Philip etwas vorhersehbar ist – wie diese Sache ausgeht, kann man sich recht früh denken. Der angepriesene Erotik-Anteil ist glücklicherweise recht unkitschig, nicht so umfangreich wie ich befürchtet habe und beschränkt sich weitgehend auf vereinzelte Szenen, die im Gesamtumfang nicht besonders stark ins Gewicht fallen und daher eher zur Mischung beitragen als aufdringlich wirken. Wer sehr zartbesaitet ist, könnte mit dem Maß an Gewalt vielleicht Probleme haben; die Werwölfe sind naturgemäß nicht besonders zimperlich, ich
    empfand das aber als passend.


    Wenn mir „Nacht der Wölfin“ gefallen hat, so ist das weniger der Thematik als Armstrongs Weise, sie zu präsentieren, zu verdanken. Trotzdem gehe ich davon aus, daß in den Folgebänden, wenn sich der Hintergrund erweitert, noch eine kleine Steigerung möglich ist.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Vielen Dank für deine Rezension Kiya. :applause: Ich hab nun richtig Lust auf das Buch bekommen und es direkt mal auf meinen Wunschzettel gepackt. Da lohnt es sich doch wirklich bei der Buch-Challenge mitzumachen.

    "Ich frage mich, ob die Sterne leuchten, damit jeder eines Tages den Seinen wiederfinden kann." - Der kleine Prinz

  • Mit diesem Buch wurde ich einfach nicht warm, und so habe ich es nach 400 Seiten - endlich - abgebrochen.


    Mich störten die Rudelmentalität mit ihren diktatorischen Strukturen (ein uneingeschränkter Anführer, eine Herde braver Untergebener, die alles, was er sagt, unreflektiert übernehmen) und diverse Logikfehler (u.a. ist ein (!) Rudel, bestehend aus 7 oder 8 Personen, für die Eliminierung von Einzelgängern in den gesamten USA zuständig; die Mitglieder des Rudels sind zu Anfang die besten, tollsten, stärksten, lassen sich dann
    aber von Anfängern übertölpeln und ermorden, obwohl doch die Streuner zu so etwas gar nicht fähig sein dürften).


    Aber am schlimmsten fand ich die Charaktere. Ein absoluter Anführer, dem alle brav gehorchen; ein egoistischer, triebgesteuerter Widerling, der denkt und auch lebt, dass eine Frau, die "nein" sagt, in Wirklichkeit "ja" meint, und rücksichtslos seinen Willen durchsetzt; eine Reihe blutleerer, austauschbarer Nebenfiguren und die Hauptperson Elena, die gegen ihren Willen von besagtem Widerling zur Werwölfin gemacht wurde (damit dieser eine Partnerin hat), ihr Dasein als Werwölfin hasst, den Widerling hasst und vor allem das Leben im Rudel hasst, und dennoch brav angedackelt kommt, als der Chef sie herbeizitiert. Dass sie sich mehrfach sexuell mit dem Widerling einlässt, obwohl sie ihn verabscheut und obwohl in ihrem Leben außerhalb des Rudels der Mann auf sie wartet, den sie liebt, war für mich nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar.


    Die Handlung selber schleppt sich dahin, wird unterbrochen von blutigen Jagdszenen auf Tiere (etwas, das ich überhaupt nicht abkann); endlosen Schilderungen, wie die Werwölfe durch die Wälder rennen; Streitgesprächen zwischen Elena, dem Widerling und/oder dem Anführer sowie ausgedehnten Sexszenen. Obwohl die Autorin sich bemüht hat, für alle Charaktere eine Biographie auszuarbeiten, bleiben die Nebenfiguren flach und austauschbar. Lediglich die geschichtlichen Hintergründe und die Erläuterungen zum Werwolfwesen fand ich interessant, alles andere verlor sehr schnell seinen Reiz.


    Fazit:
    Chic-Lit mit Werwölfen :thumbdown:

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

    2 Mal editiert, zuletzt von Amethyst ()

  • Ich hatte mir das Buch von Frau Armstrong vor ewig langer Zeit in einer Bücherei bei uns in der Stadt gekauft.
    Die ersten Seiten verliefen flüssig,ich konnte mich gut in die Charaktere rein versetzen, Elena und Jeremy hatten es mir gleich angetan,
    um für Clay Sympathie zu erwecken brauchte ich einige Zeit und um ganz ehrlich zu sein bis auf ein, zwei unser lieben anderen Wölfe konnte ich einfach den Bezug nicht aufbauen, weil sie irgendwie alle gleich wirkten.
    Nicht missverstehen!
    Ich fand das Buch als solches wirklich klasse! Vor allem für ein Erstlingswerk!
    Besonders gut und liebevoll detailliert beschrieben habe ich die Passagen gefunden wo Elena und Clay als Wölfe rumtollten.
    Hauptsächlich bietet das Buch eine eher seichtere Handlung um den Konkurrenzkampf zwischen "denen die mit den Menschen leben wollen" und denen "die lieber Menschen auf ihrem Speiseplan haben".
    Jedoch muss ich sagen dass das Ende doch ein wenig überraschend, ja fast enttäuschend kam, ich hatte mich auf einen großen Endkampf der Wölfe gegen die Mutts gefreut was sich eigentlich nur noch zu einem Spiessrutenlauf ala "wer kann schneller vor der wütenden Blondine weglaufen"
    Der nächste Punkt ist, ich weiß nicht ob von der Autorin ernst oder nur zur Ironie gewollt, das die beiden Hauptcharaktere wie Models aussehen, Clay ja eigentlich fast ein griechischer Gott mit den sonnengebräunten, muskulösen Oberarmen und den blonden Locken, dies wird auch von einem der Mutts auf komische Weise angesprochen: Ihr seht aus wie verdammte Surfer aus Kalifornien!
    Wie dem auch sei, mir hat das Buch auf jeden Fall bei jeder Zeile Spaß gemacht und ich werde zusehen demnächst "Rückkehr der Wölfin" zu lesen auch wenn ich wie einige andere Leser hier skeptisch über die Vermischung von allen möglichen Monstern und Dämonen stehe.
    Aber wie gesagt, man kann sich immer wieder überraschen lassen!
    Euer Vampir~

    Das Lesen im Bett zeugt von völliger Hingabe an die Kunst,
    man überlässt es nämlich dem Dichter, wann man einschläft.
    Ernst R. Hauschka

  • Das ist hier vermutlich falsch, aber ich steh mit dieser Suchfunktion irgendwie auf Kriegsfuß. Jedenfalls, habt ihr schon gehört - die Reihe wird verfilmt. :lechz:
    http://kelleyarmstrong.tumblr.…0761509562/bitten-tv-show
    http://kelleyarmstrong.tumblr.…ary-update-bitten-tv-show

    Mein Blog



    Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
    (M.Zusak, Die Bücherdiebin)



    „Es kommt auch darauf an, wie wir [die Welt] verstehen, oder nicht? Und wenn wir sie verstehen, fügen wir doch auch etwas hinzu, oder nicht? Und wenn das so ist, ist dann nicht das ganze Leben eine Geschichte?"
    (Y.Martel, Schiffbruch mit Tiger)

  • Hab Knaur jetzt nochmal bzgl. Übersetzungen angeschrieben und (nach ein bißchen hin und her) die folgende sehr nette und ausführliche Antwort bekommen:


    Zitat

    vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an unserer Autorin Kelley Armstrong.


    Ich kann gut verstehen, dass Sie sich wundern, warum wir den neunten Band der „Women of the Otherworld“-Reihe nicht übersetzt haben. Das liegt daran, dass wir ihn verglichen mit dem zehnten Band als nicht so stark empfunden haben. Hinzu kommt, dass insbesondere bei deutschen Lesern die Bände rund um die Werwölfin Elena besonders beliebt sind, und wir uns daher entschieden haben, „Biss der Wölfin“ zu übersetzen. Leider ist eine Übersetzung von „Living with the Dead“ momentan nicht in Planung und auch eine Fortsetzung der Reihe ist nicht geplant. Obwohl die Reihe sehr erfolgreich gestartet ist, können wir momentan leider nicht mehr die Verkaufszahlen generieren, die wir uns wünschen würden. Es ist leider manchmal so, dass Bücher nicht den Erfolg haben, den sie verdient hätten. Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen keine positivere Antwort geben konnte, hoffe aber, dass Sie uns als Leserin weiterhin treu bleiben. Anbei finden Sie unser Fantasyprogramm als Word-Datei. Vielleicht gibt es ja den ein oder anderen Titel, der Ihnen ebenso gut gefallen wird.


    Herzliche Grüße aus dem verschneiten München

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    Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
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  • Dass die Bücher lt. Verlag nicht mehr so erfolgreich sind, liegt mit Sicherheit an der Flut der Fantasybücher, gerade im Bereich Vampire und Wölfe. Als "Die Nacht der Wölfin" raus kam (einige Jahre her), gab es ja in dem Bereich selten mal wirklich was Gutes. Sehr schade, dass sie dieses Buch nicht übersetzen. Auch wenn die Teile mit Elena die erfolgreichsten sind, ich mochte auch sehr gerne die mit Paige.


    Zuletzt habe ich "Biss der Wölfin" gelesen und das hat mir super gefallen. Dass die Reihe verfilmt werden soll, wusste ich übrigens noch nicht. Danke für die Info. :lechz:

  • Hier übrigens der Cast zu der Verfilmung von "Bitten": http://kelleyarmstrong.tumblr.…to-april-9-2013-space#_=_

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  • :roll: Ach herrje...Clayton sieht ja auch wie so'n Jüngelchen...zumindest auf dem Foto. Auch Jeremy ist doch eigentlich viel zu jung.


    Und das ist also Elena: Laura Vandervoort


    Also diese Besetzung finde ich okay, wenn man sich so die verschiedenen Fotos ansieht

  • Elena find ich auch ganz gut besetzt. Dass auf diesen Fotos Jeremy lacht und Nick ernst guckt, macht die Einschätzung der Männer für mich etwas schwierig (ich glaube, ich hätte den Philip-Schauspieler lieber als Jeremy gesehen), sagen wir: Ich bin gespannt. :lechz:

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  • Die Nacht der Wölfin hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut und flüssig lesen und während zwar immer etwas passiert, sodass keine Langeweile aufkommt, ist die Handlung auch nicht überladen. Die Figuren sind alle recht gut gezeichnet; manche bleiben zwar ziemlich blass, da sie keine größere Rolle einnehmen, aber gerade die Rudelmitglieder kommen dennoch sympathisch rüber. Mein Lieblingscharakter ist Jeremy, der Alpha. Auch über ihn erfährt man nicht besonders viel, aber von allen Figuren konnte ich mich mit ihm (und seinem Ansatz der Problemlösung, auch wenn er nicht perfekt war) am meisten identifizieren. Aber auch Elena hat mir gefallen. Sie ist eine interessante Protagonistin und ihre Zerrissenheit in Bezug auf ihre "Welten" wirkt sehr glaubhaft. Sie hat zweifellos Fehler und ist nicht der umgänglichste Mensch, aber da sie die Ich-Erzählerin ist, steht der Leser ihr sehr nahe und kann mit ihr fühlen. Gerade die Werwolf-Aspekte ihres Daseins schildert sie sehr schön.


    Ihre Liebesgeschichte mit Clay hätte mir theoretisch auch gefallen. Die beiden haben eine sehr komplizierte gemeinsame Geschichte, was zu einem sehr komplizierten, zwiespältigen aktuellen Verhältnis führt. Wie die Geschichte endet, kann sich jeder denken, und es hätte mir auch gefallen, wenn es da nicht ein kleines Problem gegeben hätte... Elenas Freund. Dem, was Viscida schreibt, kann ich nur zustimmen. Mich hat Elenas Verhalten auch gestört, noch schlimmer fand ich aber, dass Philip eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Die Autorin hätte seine Figur wirklich streichen können und sie hätte, bis auf ein paar kleine Abweichungen, die gleiche Handlung gehabt.

    Er tat mir wirklich leid und das hat dazu geführt, dass ich die Liebesgeschichte nicht wirklich genießen konnte.


    Abgesehen davon fand ich das Buch aber gut. Ich kenne nicht viele Werwolfsgeschichten, aber es wird viel mit den bekannten Klischees gespielt und Elena erklärt genau, welche für sie absolut nicht zutreffen. Ich hätte gerne noch mehr über die Werwölfe erfahren - die Entstehung fand ich interessant und auch, dass Elena die einzige Frau unter ihnen zu sein scheint. Vielleicht geht die Autorin ja in den Folgebänden noch mehr auf diese Hintergründe ein, doch selbst wenn nicht gibt sie genug Informationen, damit man der Geschichte folgen kann. Klar ist, dass ihre Werwölfe keine Kuscheltiere, aber auch keine Monster sind, was eine gute Balance darstellt.
    Der Krimi-Aspekt hat mir besonders gut gefallen - ich fand es sehr interessant, wie die Werwölfe ihre besonderen Instinkte und Fähigkeiten einsetzten, um Spuren zu finden und die Ermittlungen zu führen. Doch auch, nachdem der Täter gefunden war, blieb es spannend, weil er sich nicht so einfach fassen ließ und das ganze natürlich nicht so einfach war, wie die Protagonisten es gerne hätten. Dies führte allerdings dazu, dass Elena einige Entscheidungen traf, die ich nicht nachvollziehen kann, selbst dann nicht, wenn man bedenkt, dass sie in einer schweren und emotionalen Situation war.


    Insgesamt würde ich Die Nacht der Wölfin mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: bewerten. Eigentlich wären es 4 Sterne gewesen, aber ich habe einen halben Stern abgezogen, weil mich wirklich gestört hatte, dass der Freund der Protagonistin als überflüssig dargestellt wurde.
    Ob ich Band zwei lesen werde, weiß ich noch nicht, weil die Geschichte in sich abgeschlossen ist und die Leseprobe meine Neugier nicht wirklich geweckt hat, aber vermutlich werde ich ihn mir irgendwann holen.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher