Stephan Grundy - Rheingold / Rhinegold

Wenn man erstmal über die ersten 80 Seiten hinaus ist, liest sich dieser historische Roman ganz hervorragend!

Die vielen Namen verwirren tatsächlich, aber die Anzahl relativiert sich je weiter die Geschichte voranschreitet.

Es gibt einen zweiten Band, der sich mit dem Leben von Hagen beschäftigt: Wodans Fluch.

Ich habe diese "Fortsetzung" gelesen, war aber sehr enttäuscht davon, denn der Autor hat die Schreibweise der Namen verändert. Aber abgesehen davon, ist auch diese Geschichte spannend und informativ.

Kurzbeschreibung von amazon:

Rheingold. Stephan Grundy erzählt nicht einfach den Mythos nach, er schreibt über Menschen, die unter schwierigen Konstellationen leben und auf ihre Weise versuchen, das Beste daraus zu machen.

Jeder geht seinen individuellen Weg, auch in der von den Göttern bestimmten Welt. "Rheingold" ist daher nicht nur die Geschichte von den Wälsungen, von Sigmund, Siglind und Sigfrid, dem Drachentöter, eine Geschichte über die Gier nach Macht, die Hoffnung auf Liebe und den Wunsch, mit den göttlichen Gesetzen in Einklang zu leben.
Es ist auch die Geschichte von Fabelwesen und Göttern, die sich und die Ihren sammeln für einen letzten Kampf, bevor auch ihre Zeit abläuft. Die Schicksale der Menschen und der Götter sind eng miteinander verwoben.

Die Götter zeigen menschliche Bedürfnisse, und die Menschen haben magische Fähigkeiten. Beide stehen in so engem Zusammenhang, daß auch ihr Untergang unvermeidbar miteinander verknüpft ist.

Über den Autor

Stephan Grundy war 25, als sein Erstling 'Rheingold' mehrere Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
Neben dem Verfassen von 'Wodans Fluch', hat er seine Dissertation über Wotan abgeschlossen, die im Februar 1996 bei der renommierten Harvard University Press erschienen ist.

Der Autor, der 1967 in New York geboren wurde, hat viele Forschungsreisen nach Norwegen, Finnland, Grönland und Island gemacht.
Gemeinsam mit seiner Frau Melodi lebt er seit 1995 in Irland.

Rheingold ist eins meiner absoluten Lieblingsbücher. Als ich die Rezi hier las, hätte ich heulen können, denn ich fand, dass das diesem Buch so garnicht gerecht wird.

Man möge mir also verzeihen, wenn ich hier noch einmal neu mit der Rezension anfange, ich konnte nicht anders.

melanie - du bist gerne eingeladen auch mal eine Rezension von mir zu einem deiner Bücher, die dir gefallen haben, neu zu verfassen.

Rheingold ist ohne Zweifel ein bombastisches Werk (825 Seiten das TB) und nicht immer einfach zu lesen, da der Autor den Anspruch hat die Nibelungensage in ihrer (älteren und umfangreicheren gegenüber der deutschen) skandinavischen Form wiederzugeben.

Trotzdem ist der Stoff nicht trocken, sondern verzaubert mich und entführt mich in eine ander Zeit und in ein anderes Leben.
Rheingold weicht ganz klar von dem Schreibstil der 'gängigen' Fantasy ab, da es von einem Autor verfasst wurde, welcher über diese Sagen promoviert hat und die Texte im Orginal kennen und lieben gelernt hat.
Aber genau das macht den Reiz des Buches aus.

Weiterhin will ich in dem Zusammenhang auch etwas über Wodans Fluch dem zweiten Roman von Stephan Grundy sagen.
Der zweite Roman 'Wodans Fluch' erzählt die Geschichte von Hagen, dem "Bösewicht" der Nibelungensage. Ist also zeitlich, obschon das Nachfolgewerk, vor dem Erstling anzusetzen.
Stephan Grundy erzählt von Hagens Jugend am Hof von Attila bei den Hunnen und verknüpft so verschiedene Sagen und Religionen.
Er geht dabei mit derselben detailverliebtheit vor und begeistert mit seinem enormen Wissen um die vormittelalterlichen Sagen, wie schon in Rheingold.

Während es jedoch bei 'Rheingold' sehr viele Hauptfiguren, Nebenfiguren und Schauplätze gab - schliesslich mussten hier mehrere Generationen Geschichte erzählt werden - konzentriert sich 'Wodans Fluch' auf die Hauptperson Hagen und spielt zum grossen Teil in dem Lager der Hunnen.

Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass Stephan Grundy, nach den beiden Büchern Rheingold und Wodans Fluch, weitere Bücher, diesmal zusammen mit seiner Frau Melodi verfasst hat.

Gilgamesch - Herr des Zweistromlandes
Adler und Falke
Die Flucht des Falken
Die Nacht des Falken

Ob es an der ehelichen Zusammenarbeit liegt, oder Stephan einfach seinen Biss verloren hat, jedenfalls sind die weiteren Bücher ja ganz nette Unterhaltung, kommen aber in keinster Weise an die beiden ersten, im Alleingang geschriebenen, Bücher ran.

Ich kann mich meinem Vorschreiber nur anschließen. "Rheingold" ist ein ganz besonderes, interessantes, spannendes Buch, das aus der Reihe der Fantasybücher tatsächlich absticht. Das Hintergrundwissen, das der Autor hat, ist geschickt in die Geschichte verwoben. Ich selbst interessiere mich sehr für die nordischen Sagen und fand, dass dieses Buch eines der besten Romane über die nordische Mythologie ist. Eben weil es nicht trocken und faktenlastig ist, sondern weil die vielen Informationen über die Mythologie in eine sehr spannende und faszinierende Geschichte eingebaut sind.

Ich bin grad auf der Suche nach Büchern, denen die Nibelungen-Sage zu Grunde liegt. Dieses hier werde ich mir dann wohl auf jeden Fall zulegen. ;)

So - nun habe ich Rheingold gelesen und bin restlos begeistert. Die meisten von uns werden schon über die Nibelungen, Siegfried den Drachtöter, Hagen den Mörder usw. gelesen oder von ihnen gehört haben. Vergesst das alles und lest Rheingold! Stephan Grundy spannt den Rahmen weiter, erzählt die Legenden aus der Zeit lange vor Sigfrid und nimmt den Leser mit in eine Welt, in der die Schicksale von Göttern und Menschen eng miteinander verwoben sind.

die vielen Namen sind nur anfangs verwirrend, je tiefer man in der Geschichte versinkt, umso besser "kennt" man die handelnden Personen.

Herausheben möchte ich noch die für mich tragischste Figur: Hagen. Er ist nicht der Meuchelmörder, den wir zu kennen glauben. Hagen ist ein Wesen, dass seiner Bestimmung, so finster sie ist, nicht entgehen kann. Für ihn steht die Pflicht über allem, er ist der Wächter über Gunters Leben und erst im Sterben kann er lachen und im Tod empfindet er Glück.
Nachdem ich jetzt hier gelesen habe, dass es noch einen Grundy-Roman über Hagen gibt, werde ich mir den natürlich unbedingt zulegen.

Von mir gibt es

Ich habe gestern mein Wichtelbuch 2013 beendet und ich fand es zeitweise sehr spannend und interessant. Viel wusste ich vorher noch nicht über die Nibelungensage, klar, jeder hat schon von Sigfrid dem Drachentöter gehört, aber was das eigentlich für ein Typ war und was mit ihm passiert ist wusste ich nicht. Da ich auch noch ziemlich nah an diesem Gebiet am Rhein wohne, fand ich es umso interessanter.

Jedoch muss ich sagen, das erste "Buch im Buch" fand ich etwas langweilig. Mit den Namen hatte ich keine Probleme, so viele waren es auch gar nicht und ich war so schlau und habe mir gleich den Stammbaum mit aufgeschrieben Erst als Sigfrid dann auf der Welt war wurde es interessanter und auch spannend. Manche Teile hätte ich mir hier allerdings auch noch ausgeschmückter gewünscht, z.B. der Kampf mit dem Drachen (da merkt man wohl, das ich eher der Fantasy- als der History-Leser bin). Schade finde ich ja, das Grundy im Nachwort erwähnt, das er einige brutalen Szenen extra weg gelassen oder umgeschrieben hat. Menno, gerade da stehe ich doch drauf

Brünhild mochte ich ja gar nicht und Sigfrid hat mich teilweise auch aufgeregt, ganz besonders als er das Zeug von Krimhild getrunken hat, obwohl er den Zauber darin erkannt hat

Der Schluss ging dann finde ich ein bisschen schnell. Und warum Gunter und Hagen zu Attila gegangen sind, muss ich auch nicht verstehen oder?

Fazit
Nicht mein Genre, aber dennoch gelungen. Sicherlich für alle History-Leser sehr empfehlenswert. Mir hat es wegen der oben angegeben Gründe mittelmäßig bis gut gefallen. Für 4 Sterne riecht es daher nicht ganz und ich vergebe gute von 5 Sternen.

"Der Nibelungen Untergang" von Heinrich STeinfest 3150109493 (Ich weiß nicht, wie ich die Amazon-Verlinkung hinkriege, Button ist weg????), ist ein ganz anderer, aber auch interessanter Zugang zur Sage. Sehr schnoddrig und heutig geschrieben.

Und das Original: Rhinegold

Ich habe es gerade ausgelesen und ich muss sagen, es fehlt mir! Über so viele Seiten konnte man sich einlassen auf diese eigenartige brutale intensive Zeit, auf dieses Denken und Handeln, das Grundy sehr gut übermitteln konnte. Wunderbar, wie er die esoterische, übersinnliche Seite des Geschehens in die Teile der "realen" Ereignisse einbettet. Die germanische Götterwelt passte einfach in die Erzählart. Es passte fast alles. (Ein klitzekleiner Kritikpunkt ist evtl. die Entschärfung der allzu brutalen Stellen, die er im Nachwort erklärt, das hätte schon reingehört). Ich kam zum Buch durch meine momentane Wagner-Begeisterung, hatte daher auch manchmal Bayreuth-Bilder im Hirn, was auch wieder tadellos passte. Im Hinterkopf Wagnerklänge verstärkten die gute Bildhaftigkeit des Romans noch einmal.
von mir bekommt das Buch alles Sterne und ich will mehr von Grundy lesen. - Dafür wünsche ich mir an dieser Stelle noch ein paar Tipps, welches sich besonders anböte.

Zitat von Klaus V.

und ich will mehr von Grundy lesen. - Dafür wünsche ich mir an dieser Stelle noch ein paar Tipps, welches sich besonders anböte.

Unbedingt "Wodans Fluch", in dem das Schicksal von Hagen im Mittelpunkt steht.

Ich möchte noch etwas hinzufügen, das mir erst jetzt aufgefallen ist: Das Buch ist unter "Fantasy" gelistet, was ich nicht richtig finde. Sicherlich liest es sich teilweise wie Fantasy, aber die Qellenlage macht es doch zu etwas völlig anderem. Es ist ja eine recht detailgetreue Nacherzählung alter nordischer Sagen und enthält auch eine ziemlich genaue Übernahme der altnordischen Religion.
In der Fantasy, wie ich sie verstehe, denkt sich ein Autor eine Welt aus, hier aber wird eine Überlieferung erzählt. Ich weiß natürlich, dass es nicht um eine Tatsachenbeschreibung handelt. Aber die Bibel, die Odysee, die Ilias, das sind doch keine Fantasy-Werke!
Der Wert des Buches liegt doch auch in seiner Wissensvermittlung, was man von Fantasyromanen doch praktisch nie sagen kann. Im Nachwort beschreibt Grundy ja auch recht genau, wie er zu genau dieser Version gekommen ist.Die Beschreibung der politischen Situation und der Lebensumstände der damaligen Zeit ebenso wie die religiösen Gegebenheiten ist, soweit das für diese Zeit möglch ist, recht genau und historisch richtig, auch wenn die handelnden Personen wohl zum größten Teil fiktiv sind, bzw. mythisch überhöht.
Ich weiß allerdings auch nicht genau, wie so ein buch verortet werden sollte, denn historischer Roman passt auch nicht so 100%ig. Eher allerdings als Fantasy.