Von einem nicht gehaltenen Versprechen
„Nur nicht unsichtbar werden“ ist ein Titel, der viel verspricht - und manchmal müssen wir erfahren, daß Versprechen nicht immer gehalten werden können. Es ist ein Buch für Insider, für Iren, die die Insel in den Sechzigern und Siebzigern erlebt haben. Eine Zeit, in der zögerlich die ersten Widerstände gegen das Patriarchat hervortraten und der Erzkonservatismus langsam angenagt wurde. Es ist eine Ansammlung von Orten und Namen, die ohne das politische, kulturelle und soziale Hintergrundwissen nicht eingeordnet werden können und die oft auch nur aufzählenden, nennenden Charakter haben. Nur mit vereinzelten Anekdoten schafft es Fr. O’Faolain, erklärend einen Einblick z.B. in den Nordirlandkonflikt zu gewähren, aber über weite Strecken ist es eine Aneinanderreihung von sehr kurz beschriebenen Ereignissen, aus denen leider nur selten eine Erkenntnis hervorblinzelt.
Die prägnanten, aufwühlenden und zu hinterfragenden Sätze wie ‚sie gehöre zu „Menschen, die keine Konturen hätten, die keine Rolle spielten, die nicht wichtig waren, die weich und melancholisch und depressiv waren, anstatt für den Erfolg draußen, in der hellen, harten Welt zu kämpfen“’ wird von ihr nur zitiert. Sie sind die einsame Ausnahme in den ansonsten recht unkreativen und wenig abwechselungsreichen Sätzen.
Aber sie schreibt es selber mehrfach und es ist ihr insofern kein Vorwurf zu machen - sie schrieb das Buch für sich, um mit sich selber ins Reine zu kommen, ihren Frieden zu suchen und ihre Bestimmung zu finden. Und so ist es auch eine Geschichte von Demut, von dem Halt, die eine tiefe heimatliche Verwurzelung geben kann, von der Suche nach Zugehörigkeit und Identität.