Jugendbuch: 1. - 18. Kapitel (Seite 99)

  • Hallo!


    Hiermit eröffne ich unsere "Minileserunde". Ich habe heute morgen begonnen, in dem Buch zu lesen und schon die ersten vier Kapitel gelesen.


    Ich sehe es schon kommen, wieder eins dieser Bücher, bei denen ich nicht werde aufhören können.


    Der Roman beginnt mit der Ankunft von Eleonore und Stephanie Steiner in Göteburg. Stand schon irgendwo eine Altersangabe? :?:
    Ich habe den Eindruck, als sein Nellie die Jüngere der beiden.


    Sie taten mir sehr leid, als niemand in Göteborg auf sie wartete. Sie sind der Sprache Schwedisch nicht mächtig und alles ist fremd. Als sie dann auch noch getrennt werden, taten sie mir noch mehr leid.


    Jezt ist Steffi bei Tante Märta, einer alleinlebenden Fischersfrau und Nelli bei Tante Alma und ihren Kindern. Ich bin sehr gespannt, wie sich Steffi einleben wird... Einfach wird es sicher nicht...

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Steffi und Nelli, zwei jüdische Mädchen, wurden 1939 aus dem von den Nazis besetzten Wien ins sichere Schweden evakuiert. Die Eltern warten in Österreich darauf, eine Einreisegenehmigung nach Amerika zu bekommen. Dann wollen sie gemeinsam mit ihren Kindern dorthin übersiedeln. Alle rechnen damit, dass nach 6 Monaten alles vorbei ist. Die beiden haben es schwer in ihrer neuen Umgebung. Nelli, die Jüngere, hat es etwas leichter, ihre Pflegemutter Alma hat zwei eigene Kinder, so findet Nelli schneller Anschluss. Aber Steffi lebt bei Märta, deren Mann ist Fischer und nur sehr selten da. Märta empfinde ich im Moment fast schon als hartherzig, sie ist auch sehr verschwiegen. Sie gibt Steffi zwar ein Zimmer und Essen aber Zuneigung kommt nicht herüber. Aber vielleicht schafft es Steffi noch ihr Herz zu erreichen. Märta hat sehr strenge Regeln, die auch Steffi einhalten muss. Dass die Mädchen unter Heimweh leiden, ist klar.



    Nach dieser gespoilerten Szene gab es eine Textstelle, die mich sehr berührte:


    Zitat

    "Wir sind Schiffbrüchige", sagt Steffi. "Einsam auf einer verlassenen Insel. Ein Schiff ist vorbeigesegelt, aber sie haben unsere Rauchsignale nicht gesehen. Wir müssen bis zum nächsten Mal warten."
    "Werden wir gerettet?" fragt Nelli.
    "Ja", sagt Steffi, "nächstes Mal werden wir gerettet."


    Steffi muss immer die Stärkere sein (oft tut sie nur so). Aber sie will weder ihre kleine Schwester noch die Eltern in Wien ängstigen. Sie ist in ihrem jungen Alter schon eine starke Persönlichkeit.


    Mir gefällt dieses Buch bisher sehr gut. Als beide getrennt wurden, das fand ich schrecklich. Aber als Steffi nicht baden wollte, weil sie sich in dem ganz alten Badeanzug schämte, hat sie mir auch sehr leid getan. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Ob sie sich noch einleben und wie lange sie auf der Insel bleiben müssen, das sind die Fragen, die mich im Moment bewegen.


    Auch die Sprache, in der dieses Buch geschrieben wurde empfinde ich als sehr ruhig und einfühlsam. Ich habe gar keine Probleme, mich in die Gedankenwelt der Kinder, aber auch in die der Einheimischen zu versetzen, nur Märta bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen.


    Die Idee mit dieser Leserunde war wirklich gut!

  • Zitat

    Original von Karthause
    Mir gefällt dieses Buch bisher sehr gut. Als beide getrennt wurden, das fand ich schrecklich. Aber als Steffi nicht baden wollte, weil sie sich in dem ganz alten Badeanzug schämte, hat sie mir auch sehr leid getan.


    Das geht mir genauso.


    Zitat

    Original von Karthause
    Ich habe gar keine Probleme, mich in die Gedankenwelt der Kinder, aber auch in die der Einheimischen zu versetzen, nur Märta bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen.


    Ich glaube, der Schlüssel zu Märthas Verhalten liegt in ihrer Religion. Ich habe schon die ganze Zeit gedacht, dass die ganzen Beschreibungen nach Calvinismus klingen. Und die schwedische Religion scheint eine Ausprägung des Protestantismus zu sein, wenn mir auch nicht klar ist, welche genau.
    Jedenfalls scheint für sie eine praktische, schlichte Lebensweise im Mittelpunkt zu stehen, zwar im Zeichen der Nächstenliebe, aber ohneunnötige Sentimentalitäten. Für mich auch verständlich, wenn man bedenkt, dass sie viel Zeit in einem angelegenen Haus ohne Ehemann verbringt. Zuviel Empfindsamkeit ist für ein solches Leben nicht geeignet. Zudem fehlen ihr wohl auch Kinder, um sie weicher zu machen.
    Allerdings empfinde ich Märtha als Frau mit dem Herz am rechten Fleck (immerhin hat Steffi doch reichlich Freiheiten).


    Da ich nicht wusste, was Erweckungen sind, habe ich mich bei Wikipedia schlau gemacht:


    Zitat

    Als Erweckungsbewegung wird innerhalb des reformatorischen Christentums eine Strömung bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betont. [..]
    Gedanklich fußt der Begriff auf Epheser 5,14: "Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten." [..]
    Bei praktisch allen Erweckungsbewegungen kam es teilweise zu starken Emotionen: Leute brechen während der Predigt in Tränen aus, sind überschwänglich glücklich über ihre Bekehrung oder haben ekstatische Erlebnisse. Während diese Begleiterscheinungen in vielen Fällen auch von den Predigern selbst weder gefördert noch gewünscht wurden, trafen sie insbesondere bei den Theologen der etablierten Kirchen auf massive Kritik und dienten oft als Vehikel, um eine als Konkurrenz empfundene Bewegung insgesamt zu verurteilen.
    Quelle: Erweckungsbewegung


    Dies alles erklärt vielleicht auch den Gottesdienst, an dem Nelli und Steffi "erweckt" werden.


    Süß (und verständlich) auch Steffis Gedanke, ob man auch "unerweckt" werden kann. ;)

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  • Ich habe diesen Teil beendet und sehr begeistert von Annika Thors Stil. Besonders positiv finde ich die Gegenüberstellung vom Leben in Schwedens Süden und den Lebensbedingngen im besetzten Wien, die durch Rückblicke und Erinnerungen eingeflochten werden.


    Sehr gut erfasst finde ich auch den unterschiedlichen Umgang mit der neuen Situation durch Nelli und Steffi. Während Nelli sich (fast) problemlos in das Leben in ihrer Gastfamilie und in der Schule einlebt, hat Steffi viele Probleme. Zum einen ist sie älter - und muss deshalb mehr Verantwortung tragen, zum anderen wünscht sie sich Trost und Interesse an ihrer Person, traut sich aber nicht, direkt darum zu bitten. So stellt sie ihre Stacheln auf und vergrätzt mögliche Freunde.


    Ein tolles Kinderbuch, das eine Brücke zwischen zwei Kulturen schlägt und einen Ausschnitt aus dem 3. Reich sehr kindgerecht aufbereitet. Nach dem zu urteilen, was ich bisher gelesen habe, möchte ich sagen, "Eine Insel im Meer" hat den Dt. Jugendliteraturpreis von 1999 verdient. =D>

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  • Fezzig, genau so empfinde ich auch. Annika Thors Stil ist bemerkenswert. Es ist ein wunderbares Buch, das den Jugendliteraturpreis sehr zu recht bekam. Mit einfachen, verständlichen Worten werden die Verhältnisse dieser Zeit skizziert. Als im www ein wenig recherchierte, habe ich irgendwo gelesen, Annika Thor sei es gelungen mit ihren Erzählungen ganz nah am Kind zu bleiben. Ich glaube, das trifft es genau.


    Als dann in Europa der Krieg beginnt, erfährt Steffi, wie ratlos die Eltern in Wien sind. Wieder muss sie stark sein. Meine Güte, dieses Mädchen hat eine sehr große Last zu tragen.


    Ich stutzte bei folgenden zwei Stellen:



    Mit ihrem Vorschlag, Vera solle die Lucia beim Lichterfest sein, hat Steffi ja voll ins Wespennest gegriffen. Ich glaube, da werden wir noch einige Überraschungen und Gehässigkeiten erleben, die das Kaufmannstöchterchen, Sylvia, Steffi bereiten wird. Sie ist ja total in ihrem Stolz getroffen.


    Jetzt werde ich bewusst dieses Buch für heute beiseite legen und morgen den zweiten Teil beginnen. Ich freue mich schon darauf. "Eine Insel im Meer" ist wirklich ein Leseerlebnis.

  • Immer diese Schule! Ich kann leider erst heute abend mit dem Buch anfangen und da werde ich mit Sicherheit nicht mehr viel lesen - ich bin total müde.


    Ich werde also ein bißchen hinterherhinken :P

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens

  • Rabe
    Das ist doch kein Porblem. Die Schule hat auf jeden Fall Vorrang. Aber wenn du das Buch begonnen hast, wird es auch dich recht schnell packen, da bin ich mir sicher. :wink:

  • Tja, die Schule hat Vorrang, sicher. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so gar keine Zeit zum lesen haben würde! Ich habe diesen teil erst heute beendet (!) und bin jetzt bei Kapitel 21.


    Anfänglich hatte ich ehrlich gesagt Probleme mit der Erzählform. Im Präsens geschriebene Bücher schrecken mich immer ein bißchen ab, aber die Geschichte lässt das schnell vergessen.


    Steffi tut mir unheimlich leid! Sie fühlt sich nicht wol bei der strengen Märtha und in der Schule ist es ganz besonders schlimm. Fand ich das schrecklich, als diese Sylvia ihren Zopf angesteckt hat. :(


    Steffi vermisst ihre Eltern und ihre Heimat udn ich glaube deswegen tut es ihr besonders weh, dass Nelli sich so wohl fühlt. Sie spricht sofort die Sprache und gewinnt sehr schnell viele Freundinnen. Bei "Tante" Alma hat sie eine richtige Familie gefunden, mit Geschwistern und einer Mutter - sie nennt suie ja später auch so.


    Steffi scheint ihr nicht mehr wirklich zu fehlen.

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens