KLR: Teil 5 bis Teil 6

  • Hallo!
    Habe heute den fünften Teil beendet...ich fand die Begegnung zwischen Anna und Serjosha sooo traurig...mir sind tatsächlich ein paar Tränen übers Gesicht gekullert :cry:! Der arme Junge, da erzählen ihm alle, sie sei tot!! Wie schrecklich! Und er glaubt dennoch ganz fest daran, dass sie noch lebt! Ich glaube, die beiden verbindet eine Liebe, die so bedingungslos ist wie keine der anderen dort auftretenden Liebesgeschichten! Nur schade, dass Anna nicht genauso intensiv für ihre kleine Tochter empfindet!

  • Ich fand diese Szene auch sehr rührend! Und umso schrecklicher ist es, dass sie ihn wieder verlässt (oder verlassen muß?).


    Allerdings glaube ich, dass die tiefe Liebe, die sie für ihren Sohn empfindet, u. a. dafür verantwortlich ist, dass sie für die kleine Anna nicht so fühlen kann, wie diese es verdiente.

  • Ja, sie erklärt es ja auch! Serjosha war halt für sie eine ganze Weile lang die einzige "Liebesquelle", jetzt hat sie Wronskij, so dass Anna nicht alles kompensieren muss, wenn man das so nennen kann.
    Ich glaube aber auch, dass Anna bei ihrer kleinen Tochter bestimmt auch immer wieder an Serjosha und ihre Trennung von ihm erinnert wird und somit nicht so unbeschwert mit ihr umgehen kann.

  • Ich bin jetzt beim 21. Kapitel im 6. Teil.


    Bei euren Gefühlen zwischen Anna und Seriosha kann ich euch nur zustimmen. Wie man ja auch beim Besuch von Dolly bei Anna und Wronskij sieht, kennt sich Anna im eigenen Zimmer ihrer Tochter nicht aus. Für mich ist und bleibt sie eine schlechte Mutter. Den eigenen Sohn einfach im Stich lassen, und sich um die Tochter nicht kümmernd. Ihr und Wronskijs Leben erscheint mir immer mehr als sich dem Vergnügen hingebenden Lebens.
    Die Probleme als Weslowsijs Lewin und Kitty besucht, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Was erzählt er Kitty weshalb ihn Lewin so hart rauswirft?
    Auch ist mir nicht ganz klar, woher Wronskij das viele Geld hat um das Haus auszustatten. Ich erinnere mich nur noch an eine Szene, wo er sich einschloss um seine Finanzen zu überdenken, und dann feststellte, dass er zu viele Schulden hat und sein Pferd verkaufen müsse.


    Ansich gefällt mir die Geschichte mit ihren vielen Beziehungen und dem gesellschaftlichem Leben. Andererseits freue ich mich aber auch schon aufs Ende - ich mag mich nicht gerne allzu lange mit ein und dem selben Stoff beschäftigen, darum lese ich fleißig aufs Ende zu.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Hach, was für eine traumhafte Beschreibung der Hochzeit zwischen Kitty und Lewin. 30 Seiten nur über den Hochzeitstag! Wahnsinn!
    Ich bin schwer beeindruckt von Tolstois Ausführungen. Neben der Handlung erfährt man auch noch so einiges über den Brauchtum der damaligen Zeit. Mich hat z. B. erstaunt, dass die Trauung abends stattfand (wie später gesagt wurde, ist das damals wohl auch nur im Bürgertum üblich gewesen).


    Ich werde dieses Wochenende wohl noch einige Seiten schaffen! :cheers:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Zunehmend unerklärlich ist mir der Titel des Buches: "Anna Karenina". Über sie und ihr Gefühlsleben erfährt man im Vergleich mit den anderen Figuren wenig.


    Gestern abend konnte ich das 5. Buch beeenden.


    Wronskij und Anna erleben in Italien einerseits endlich so etwas wie trautes Zusammenleben, aber gerade Wronskij leidet unter der Eintöniigkeit ihres Alltags, ist rastlos und gelangweilt. Er flüchtet sich in die Malerei. Anna scheint es wieder besser zu gehen, denn sie scheint wieder abgenommen zu haben und ihre alte Schönheit wieder zu besitzen.
    Sie fühlt sich stark, heiter und gücklich, trotz der vorhergegangenen Umstände.


    Ihre Tochter, die mit den Eltern in Italien ist, scheint in beider Leben aber nur eine Nebenrolle zu spielen. Annas Gefühle für Serjosha sind sehr viel stärker. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie sich in der unglücklichen Ehe stärker auf ihn konzentrierte, als nun in ihrem glücklichen Verhältnis, wo sie ihre Liebe zwischen Anni und Wronksij teilen kann/muss/darf.


    Auch dieser Teil beschäftigt sich wieder mit der Frage der modernen oder klassischen Bildung, sowie deren Vor- und Nachteile. Tolstois Argumentation wird mit Hilfe des Malers Michailow geführt. (Was ein Diskussionspunkt wäre, aber ich lese ja eh allein...)


    Lewin wird mit der Realität seiner Ehe konfrontiert und muss feststellen, dass sein idyllisches Bild nicht realistisch war. In seiner Vorstellung vergaß er immer, dass der Ehepartner eine eigenständige Person ist... und so fliegen mitunter die Fetzen!
    Der Besuch der beiden (Lewin und Kitty) bei Nikolaij hat mich sehr mitgenommen und den Unterschied zwischen Lewin und Kitty beleuchtet. Es zeigt aber auch, wie gut sie harmonisieren und sich ausgleichen.


    Und da ist sie wieder: die Schlange Gräfin Lydia Iwanowna. Dieses spiritistische, heuchlerische und schwärmerische Weib. Mich schüttelt es nur so, wenn sie ans Werk geht... :x Sie vertritt eine Glaubensrichtung, mit der ich rein gar nichts anfangen kann... Ihre Stärke liegt darin, sich auf Schwächere zu werfen und diese schmeichelnd zu gängeln. Eine höchst bemitleidende Person! Ich verstehe (im Gegensatz zur Petersburger Gesellschaft) sehr gut, weshalb ihr Mann von ihr getrennt lebt und sie spöttisch behandelt!


    Der Höhepunkt ist meiner Meinung nach ihr Asthamanfall nach Annas Brief. ](*,)


    Serjoshas Zusammentreffen mit seiner Mutter wird sehr schön geschildert und ich bin froh, dass es stattfand.


    Annas Auftritt im Theater fad ich sehr mutig und Wronskijs Reaktion darauf extrem egoistisch und unsensibel (wenngleich er sie tröstet). Er hat weiterhin alle Freiheit und ist sich selbst bewusst, dass er unter den Umständen, die Anna auferlegt sind, eingehen würde, hat aber im gleichen Atemzug kein Verständnis für ihre Bedürfnisse nach Gesellschaft, Achtung und Freiheit. Der Vergleich mit den übergeschlagenen Beinen erschien mir in dem Zusammenhang sehr stimmig!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

    Einmal editiert, zuletzt von Fezzig ()