John Grisham - Die Bruderschaft / The Brethren

  • In einem Bundesgefängnis sitzen drei ehemalige Richter und verdienen sich – unerlaubter Weise – ein bisschen Geld nebenher mit juristischer Tätigkeit. Sie haben sogar eine Art Gerichtshof in der Anstalt eingerichtet und Bestechungen sorgen dafür, dass sie von ihren Bewa-chern weitestgehend in Ruhe gelassen werden. Und nebenher haben sie mit ihrem Anwalt zusammen noch eine Betrugs- und Erpressungsmaschinerie laufen, die ihnen noch wesentlich mehr Geld einbringen soll.


    Tatsächlich scheint zunächst auch alles gut zu laufen und die Erpressungsgelder gehen erst einmal ein. Doch dann geht der „Bruderschaft“ – wie sie im Gefängnis genannt werden, ein Fisch ins Netz, der wohl etwas zu groß für ihre Angel sein dürfte. Der Senator Aaron Lake befindet sich – mit der sehr tätigen Unterstützung der CIA – auf dem Weg zur Präsidentschaft der Vereinigten Staaten, wobei die nationale Verteidigung und der Kampf gegen den Terro-rismus seine einzige Plattform ist. Für die nicht unbedingt er, wohl aber seine Förderer in der Schattenwelt auch über größere Ansammlungen von Leichen gehen.


    Ein Präsident mit einer „Krieg gegen den Terror“-Plattform in den Wahlen und ständige Ter-rorattacken auf amerikanische Staatsbürger außerhalb der USA? Ähnlich wie das „Spiel des Löwen“ von Nelson DeMille wirkt auch dieser vor 9/11 erschienene Roman fast prophetisch und nimmt einige der Entwicklungen, die wir in den letzen Jahren gesehen haben vorweg. Dabei sind diese Bereiche des Romans – zumindest in diesem Hörbuch – zum Teil nur ange-deutet, aber im Nachhinein wirkt das hier Beschriebene wirklich wie Wahrsagerei.


    Die Geschichte um die Erpressung durch die drei Richter im Gefängnis ist von der Idee sehr interessant und allerlei spannenden Verwicklungen versehen. Aber vom Aufbau und der Komposition wirkt dieser Roman ein wenig wie eine schlecht gearbeitet Jacke. Man sieht die Nähte teilweise viel zu deutlich, d.h. die Konstruktion der Handlungen und ihre Verknüpfun-gen sind teilweise sehr sehr deutlich festzustellen beim Lesen, so dass die Geschichte insge-samt nicht ganz „glatt“ wirkt. Ein oder zwei Touren durch das Lektorat hätte diese Geschichte sicher noch vertragen. So bleibt man am Ende etwas unzufrieden zurück.

  • Die Bruderschaft ist sicherlich nicht der beste Roman von Grisham (insgesamt habe ich das Gefühl, dass es der Sache nicht föderlich ist, regelmäßig einmal pro Jahr ein neues Werk auf den Markt zu werfen...), dennoch mag ich dieses Buch sehr. Neben dem Fest ist es das witzigste Buch von Grisham, es lebt meines Erachtens weniger von einem perfekten Aufbau oder der Konstruktion der Handlung, die für mich bei anderen Thrillern auch sehr wichtig sind - hier stehen für mich die Idee, das beschriebene Szenario und die Charaktere im Vordergrund. Und die empfand ich als so amüsant, dass mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht hat.


    Gruß,
    bonsai

  • Stattgegeben. Die Charaktere und ihre Sprache hat einiges für sich, aber durch die nicht so gelungene Konstruktion hängt diese Komik etwas in der Luft. Es ist aber kein uninteressantes Buch. Nur handwerklich eben nicht ganz befriedigend in meinen Augen 8) Ich würde niemanden wirklich davon abraten, aber ich würde es nicht so hoch hängen, wie es die Kritiken damals meist taten. Grishams Art zu veröffentlichen lässt ihn auf Konsalik-Niveau sinken, was die Struktur der Geschichten angeht und das finde ich schade. :cry:

  • Du hast mit deiner Kritik nicht unrecht - obwohl ich mich weigere, Konsalik zu lesen und bislang alle Grishams besitze :mrgreen: . Ich selbst bemängele bei den letzten Werken, dass sie schwächer geworden sind und etwa vom Coach würde ich jedem abraten. Gefallen hat mir dagegen, dass Grisham in den letzten Jahren nicht mehr ausschließlich Justiz-Thriller rausgebracht hat - das Fest, die Farm und eben auch die Bruderschaft gehen mal in eine andere Richtung und den trockenen Humor mag ich einfach (bei dem Fest habe ich trotz des blöden amerikanischen Happy Ends Tränen gelacht). Die anderen Grishams lesen sich alle ähnlich - für mich ist Grisham ein Autor, der nur noch selten einen Renner schreibt, einem aber recht zuverlässig einfach und gut geschriebene Romane <für Zwischendurch> schenkt.


    Gruß,
    bonsai

  • Meine Meinung:


    Auch bei diesem Buch weiche ich scheinbar von der Meinung der bisherigen Leser ab, ich fand das Buch schon sehr gut, nur die Auflösung des Endes mag ich nicht so ganz. Die Idee und die Umsetzung sind gut und hier wird auch sehr gut gezeichnet wie das mit der Psychologie und dem Outing ist, vor allem dann wenn der betreffende Mensch sich, in einer für ihn aussichtslosen Position befindet. Vielleicht macht deswegen das Buch ja für mich reizvoller, aber definitiv wird auch so gekonnt mit den Ängsten gespielt bzw. werden Menschen vor allem manipuliert, wenn sie nicht gar missbraucht werden (nicht im sexuellen Sinn). Es ist auf alle Fälle kein Grisham typischer Gerichtsthriller, sondern eine Mischung aus mehreren Elementen der Psychologie, der Politik und das halt gekonnt zu einem Thriller verflechtet. Von mir auf jedenfall 4,5 Sterne.

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 14 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen. Es fängt etwas mühsam an bis man in der Geschichte drin ist, danach entfalten sich die Geschehnisse aber rasant. Es ist von Vorteil, wenn man einige Grundkenntnisse der amerikanischen Präsidentschaftswahlen hat.

    Einer der besseren Romane von Grisham.

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    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-