Joseph Conrad - Herz der Finsternis / Heart of Darkness

  • Das „Herz der Finsternis“ ist einer der bekanntesten Romane der Weltliteratur. In diesem Roman verarbeitete Joseph Conrad seine Erfahrungen als Expeditionsteilnehmer einer Fahrt auf dem Kongo. In dieser Ausgabe wird das Kongo-Tagebuch zusammen mit dem „Up-river Book“ vorgelegt, etwas, was in dieser Form bisher noch niemals getan wurde, besonders, da das „Up-river Book“ wirklich in erster Linie ein Logbuch ist, in dem für nautisch Unkundige nur sehr seltsame unverständliche Dinge stehen.


    Es geht dabei darum, wie die Rückkehr in den Dschungel den zivilisierten Menschen immer mehr von seinen zivilisatorischen Anwandlungen abbringt, so dass er schließlich immer mehr Teil der Wildnis :geek: wird. Wie sich dies ihnhaltlich hier auswirkt, findet ihr nach dieser Flußbiegung. Ein Werk, das vielen anderen Romane als Vorbild gedient haben dürfte.

  • RANDOM HOUSE Audio und GEO bringen in den nächsten Monaten einige der beeindruckendsten Werke der geographischen Literatur als Hörbücher heraus und was liegt näher, als Joseph Conrads Klassiker als ersten Band in diese Reihe zu stellen.
    Gelesen von Christian Brückner dringt dieses Werk durch Conrads Sprache tief in die Ohren und den Geist der Hörerinnen und Hörer und lässt sie am Ende einer langen und bedrückenden Reise sich im Dunkeln schließlich nur sich selbst begegnen. "Der Horror, der Horror!"

  • Ich habe mir nun endlich mal die SZ-Ausgabe dieses Buches vorgenommen und bin gestern abend fertig geworden. Hhhmmm, ich fand's etwas schwierig und konnte gar nicht so viel herauslesen wie in der Rezension aus dem Link. Ich kann mich zum Beispiel gar nicht erinnern, dass der alte, klapprige Dampfer Nellie hieß, oder dass sich Marlow fast dazu entschieden hätte, dort im Dschungel zu bleiben. Die Erzählung um Kurtz fand ich auch sehr mysteriös und sprunghaft. Als Marlow ihn noch nicht kennt, scheint er ihm neutral gegenüberzustehen, als der "Russe" so begeistert von Kurtz spricht, scheint er ihn abzulehnen, und als er dann auf dem Schiff ist, scheint er sich mit ihm anzufreunden. Die Figur des Kurtz scheint mir ohnehin sehr vage. War es gut, was er da im Dschungel aufgebaut hat oder verbrecherisch?

    "Was immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!"
    (Erich Kästner)

  • Hallo Janerle,


    ja, vielleicht ist dieses Vage und Nicht-Durchschaubare gerade ein Teil der Erzaehlung?


    Als Inspiration galt dieses Buch uebrigens auch fuer Apocalypse Now (das einen anderen Handlungsort kennt).


    Lange und ausgezeichnet besprochen wird Josef Conrad und seine Kongoexpedition auch in dem von mir vorgestellten Buch "Die Ringe des Saturns" von W.G.Sebald!

  • Eine Reise ins Innere der Seele.


    Der Held dieser Erzählung Marlow schafft es von einer belgischen Handelsgesellschaft als Kapitäns eines Kongo-Frachtboot für einen Handelsposten eingestellt zu werden. Voller Eifer und Elan macht sich der junge Mann auf den Weg und muss allerdings schnell erkennen, dass in der dunklen Wildnis Afrikas die Kolonialisten einen barbarischen Handel betreiben. Ein einzelnes schwarzes Menschenleben zählt nicht mehr als Schlachtvieh zum Verzehr.


    Immer wieder hört Marlow den Namen Mr. Kurtz. Mr. Kurtz der bald die gesamte Organisation beherrschen werde. Wer ist dieser Mann? Und warum wird er so geheimnisvoll beschrieben?


    Was und Wie es letztendlich zu dem kam, dessen Rätsel der Leser auf der Spur ist, kann nur erahnt und zwischen den Zeilen heraus gelesen werden. Aber die Reise ins Innere unserer Seele hat Conrad sehr anschaulich heraus gearbeitet.


    Conrad verteufelt weder noch verherrlicht er etwas, und diese Haltung gefiel mir sehr bei dieser Novelle, die ich gerne weiterempfehlen kann.

  • Ich "musste" das Buch für die Uni lesen (zunächst auf Englisch) und war absolut begeistert. Die Story ist zwar relativ kurz, aber man kann doch sehr viel aus ihr herausholen. Was neuere Weltliteratur angeht, so würde ich sogar fast behaupten, dass Herz der Finsternis zur absoluten Spitze gehört.

  • Ich habe diese Leselücke erst vor kurzem geschlossen und war etwas besorgt, weil ich schon so viel über das Buch gehört hatte (und Apocalypse Now zu meinen Lieblingsfilmen zählt), da wird man ja leicht enttäuscht. Trotzdem hat es die Erzählung geschafft in meinem Kopf als was ganz Eigenes stehen zu bleiben und hat mich auch sehr beeindruckt. Ich finde Joseph Conrad erzählt auch einfach schön, also sprachlich, das macht mMn mit einen großer Teil der Anziehungskraft aus. Ich werde das Buch auf alle Fälle irgendwann noch einmal lesen, dann aber ganz sicher auf Englisch.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    ... son of man, you cannot say or guess, for you know only a heap of broken images...
    :study: SUB aktuell: 326 // gelesene Bücher 2012: 5 // gelesene Seiten 2012: 1.174 // buchkauffrei seit 1.1.2012

  • Ich habe das Buch erst gelesen, nachdem ich Apocalypse Now gesehen und Spec Ops: The Line gespielt hatte. Deshalb ging ich nicht ganz unvoreingenommen an die Geschichte heran. Film sowie Spiel nehmen sich die charismatische Figur des Kurtz sowie die Reise ins "Herz der Finsternis", sprich, die menschlichen Abgründe, zum Vorbild. Allerdings haben beide die Elemente wesentlich stärker herausgearbeitet und so blieb der Effekt des Buches etwas hinter meinen Erwartungen zurück.
    Conrad beschreibt mehr als dass er interpretiert, was durchaus seinen Charme hat, da so einem viel Raum zur eigenen Interpretation bleibt. Der Zynismus (oder die Abgestumpftheit) mit der Marlow die Zustände manchmal beschreibt, lassen einen ahnen, wie sehr man seine Menschlichkeit im Angesicht des Elends und der Macht verlieren kann.

  • Starkes, mystisches Buch mit sehr gut vorstellbarer, bildhafter Sprache. Vor allem die Szene, in der ein europäisches Schiff vor der afrikanischen Küste geankert hat und sinnlos auf den Kontinent schießt, ist mir im Gedächtnis geblieben.

    Mehr Stoff vom Stoff gibts auf www.stoffworks.com


    "Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt.
    Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf."
    (Hermann Hesse: Demian)

  • Ich habe mich sehr sehr schwer getan mit diesem Buch. Ich hatte immer und immer wieder das Gefühl, etwas überlesen zu haben, zwei Seiten umgeblättert zu haben, wichtiges vergessen zu haben. Oben wurde von Sprunghaftigkeit geschrieben. Das trifft es sehr genau für mich. Ich spürte beim Lesen schon das Gewaltige, das Geheimnisvolle, aber es hat sich mir nicht erschlossen. Ich wurde einfach zu wenig an die Hand genommen, musste mir zu viel zusammenreimen. Alles blieb hinter einem Vorhang (hinter dem Vorhang ging unzweifelhaft Bemerkenswertes vor sich!). Dass ich auch noch Apocalypse now im Hinterkopf hatte, machte es nicht einfacher. Ich fühlte mich diesem Buch nicht gewachsen, fand mich beim Lesen selbst unvollkommen - kein schönes Gefühl.

    Was bleibt? Ein kleines Leseabenteuer, verschleiert wie durch einen Drogenrausch. Aber vielleicht war es ja auch so gedacht, wer weiß?