Haruki Murakami - Kafka am Strand / Umibe no Kafuka

  • Kafka - die Krähe – Tamura hat seinen 15. Geburtstag erreicht und der stärkste Junge Japans hat sich nun entschlossen, das väterliche Haus zu verlassen um sich dem Zugriff seines künstlerisch arbeitenden Vaters zu entziehen und seine verschwundene Mutter und die ältere Schwester zu suchen. Mit dem Vornamen Kafka begibt er sich in die Stadt Takamutsa, weil dies gerade der erste Bus ist, der aus seinem Heimatort wegfährt. Bereits auf der Reise lernt er eine junge Dame kennen, die ebenfalls auf dem Weg nach Takamatsu ist und schnell freunden sich die beiden an und mit dieser jungen Damen namens Sakura soll Kafka auch seine erste sexuelle Erfahrung machen.


    Dies ist die Ausgangssituation dieser ungewöhnlichen und sehr schönen Erzählung, die japanische Kultur und kafkaeske Literaturtraditionen miteinander verbindet und dabei einen ungewöhnlichen Zauber entstehen lässt. Kunst, Musik, Literatur und Philosophie sind in den Gesprächen und Betrachtungen der Figuren aus sehr unterschiedlichen Perspektiven miteinander verflochten, wobei bestimmte Stan-dards des frühen 20. Jahrhunderts aus den westlichen Kulturen und der Popkultur mit japanischen Konzepten und Ideen verknüpft werden, die ihre Hochzeit zum Teil im feudalistischen Japan hatten. Trotzdem werden die Leserinnen hier keine Kampfsportphilosophie und Waffenklirren erleben, obwohl es zumindest einen Mord auf diesen Seiten gibt.


    Hier sind wache und flexible Leserinnen und Leser gefordert um der gedanklichen Komplexi-tät des Romans gerecht zu werden – unter der gelegentlich die erzählerische Struktur ein wenig leidet. Wer aber ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Philosophierereien und Handlung zu schätzen weiß, wird an diesem Roman viel Vergnügen haben.

  • Nachdem ich in den letzten beiden Wochen nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl meines Lesestoffs hatte, habe ich diesmal ins Schwarze getroffen.


    Inhaltlich kann ich K-G B-Es Rezi noch nichts hinzufügen, denn das Buch ist keine Lektüre zum Durchrennen. Aber die ersten 160 Seiten haben mir schon sehr gut gefallen, und das schlechte Wetter kann ruhig noch ein, zwei Tage anhalten (das Buch hat 630 Seiten).


    Es passieren merkwürdige Dinge - ein Mann, der Gespräche mit Katzen führt, Kinder, die grundlos das Bewußtsein verlieren. Was mich interessiert, ob diese Merkwürdigkeiten (à la Franz Kafka) sich steigern, noch konfuser und unerklärlicher werden, oder ob der Autor eine andere Lösung gefunden hat.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • WAS FÜR EIN BUCH! WAHNSINN!


    Ich bin total aus dem Häuschen vor Freude, dass es so tolle Bücher gibt. Murakami greift Kafkas Literatur implizit auf, wobei er sie "dreht": Das Groteske und die scheinbare Ausweglosigkeit werden zum Drehpunkt einer neuen Erfahrung oder einer Selbstbesinnung.


    Dabei verwendet er das Wort "Kafka" in dreifacher Hinsicht. 1. Der Junge nennt sich Krähe, was japanisch "Kafka" bedeutet. 2. Ein Bild, das "Kafka am Strand" heißt, nimmt ein zentrale Rolle ein. 3. s.o.


    Für mich als Kafka-Fan war das natürlich Lesefutter vom feinsten. Es gibt zwar 2-3 widerliche Szenen (z.B. werden Katzen geschlachtet), aber die habe ich halt nicht so intensiv gelesen. Insgesamt kann ich K-G B-E zustimmen: Man muss es mögen, wenn Handlung, Gefühlsdarstellung und Philosophie miteinander verwoben sind, und man muss bereit sein, sich auf das "Magische" des Lebens (nicht gemeint: das Übersinnliche!) einzulassen.


    Jetzt höre ich aber auf, sonst bin ich morgen früh noch am Schwärmen.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Hi Marie!


    Habe das Buch auch seit ein paar Tagen ausgelesen, und muß sagen, bin genauso begeistert wie du!


    Es macht einfach wahnsinnig Spaß das Buch zu lesen, und man kann kaum damit aufhören....


    Meine Lieblingsfigur des Romans ist Nakata, einfach wunderbar wie naiv und gleichzeit lebensklug er ist...aber auch die Handlung um Kafka fand ich super...außerdem schafft es Murakami doch jedesmal die beiden Plots mit einem Kliffhanger (schreibt man das so??? :oops: ) aus zu statten, so dass man es kaum erwarten kann zu erfahren wie es mit Kafka bzw. Nakato weitergeht...


    Ein wunderbares Buch, das man nur empfehlen kann!!!!

    "Schlafende Eidechsen im Mondschein,
    vom Himmel ein Regen kleiner Fische..."

  • @ summer breeze, genau diese Cliffhanger (kennt niemand ein ordentliches muttersprachliches Wort dafür? :wink: ) im letzten Drittel fand ich toll. Für die ersten 300 Seiten habe ich fast 3 Tage gebraucht, die letzten 300 hatte ich in einem Tag und einer Nacht gelesen, weil ich nicht aufhören konnte.


    Nur mit einem habe ich absolut nicht gerechnet, nämlich dass


    Außerdem habe ich erwartet,

    , aber ich habe mich getäuscht.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Zitat

    Original von Marie


    Cliffhanger (kennt niemand ein ordentliches muttersprachliches Wort dafür? :wink: )


    Ein Cliffhanger ist auf altmodisch ( :wink: ) Deutsch "der spannende Moment" - die Handlung wird in einem spannenden/im spannendsten Moment unterbrochen ...


    Und ich finde es gemein, daß Du Spoiler benutzt, die ich unbedingt lesen möchte und nicht lesen darf, weil mein Buch noch unterwegs ist. :tongue:


    Gruß
    Ute

  • Hey Marie!


    Ja, ging mir genauso!!! Ich habe die ganze Zeit auf diesen Moment gewartet, und war ehrlichgesagt etwas enttäuscht, dass es nicht passiert ist....trotzdem tolles Buch!!!!

    "Schlafende Eidechsen im Mondschein,
    vom Himmel ein Regen kleiner Fische..."

  • Hi,
    ich habe das Buch heute morgen nun auch ausgelesen , und im großen und ganzen hat es mir gut gefallen. Dieses Myteriöse hat bei mir eine ganz bestimmte Atmosphäre hervorgerufen, da ich meist nachts gelesen habe. Ich habe mich , obwohl in den meisten Teilen des Buches kein Anlass dazu besteht, wahnsinnig gefürchtet. Wir wohnen auch noch in einem Altbau und da sind abends sehr merkwürdige Geräusche zu hören! Und in der Szene mit den Katzen musste ich erst mal schauen , ob meine Mietze am Fußende meines Bettes noch selig schlummert. :tongue:
    Was mich etwas enttäuscht hatte:
    Diese ganzen mysteriösen Handlungsstänge haben mich sehr verwirrt und ich habe mir gedacht , na wenn der Autor das am Ende alles schafft aufzulösen , ist er wirklich brillant.


    Fazit: Sehr nettes Buch aber bei mir bleiben sehr ,ehr viele Fragen über, über die ich erst mal nachdenken muss. :scratch: Ich bin zu doof für dieses Buch :)


    lg, shia :cat:

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings

    Einmal editiert, zuletzt von shia ()

  • Halloho!


    sollte man für das Absolute Lesevergnügen dieses Romans Kafka gelesen haben?


    Wenn ja, was von Kafka ...


    muss gestehen, dass ich noch nichts von Herrn Kafka gelesen habe :uups:

  • @ aikenka, muss nicht, aber es hilft.
    Man entdeckt andere Hintergründe und versteht Teile der Handlung vermutlich anders, wenn man Kafka kennt, als wenn man diese Handlung nur im Zusammenhang des Romans liest.


    Allerdings hat Kafka es nicht verdient, nur gelesen zu werden, um ein anderes Buch besser zu verstehen. :lol:


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Zitat

    Original von Marie


    Allerdings hat Kafka es nicht verdient, nur gelesen zu werden, um ein anderes Buch besser zu verstehen. :lol:


    den Satz nehm ich mir zu Herzen :wink:

  • Ich bin gerade zum zweiten Mal mit diesem Buch fertig und wieder hat es mich berührt und nachdenklich gemacht, ich denke, daran erkennt man ein gutes Buch. Ich fand es toll, auch wenn ich noch nichts von Kafka gelesen habe, und kann es nur weiterempfehlen.

  • Ist schon paar Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe.
    Ein unvergessliches Leseerlebnis. Ich habe die Geschichte genossen, wie selten eine.


    Zitat

    Wer aber ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Philosophierereien und Handlung zu schätzen weiß, wird an diesem Roman viel Vergnügen haben.


    Für mich war es optimal :wink:

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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  • Ich habe mit Kafka am Strand Murakami überhaupt erst entdeckt, und ich finde, es ist eines der besten Bücher überhaupt, die ich jemals gelesen habe! =D>

  • Habe das Buch vor längerer Zeit gelesen, aber ich weiß noch, dass es mich umgerissen hat. Etwas verwirrt war ich am Anfang wegen des Titels... Es ist eine Eigenart von mir, den Klappentext bei geschenkten Büchern nicht zu lesen (keine Ahnung wieso), und so gab mir der Titel anfangs Rätsel auf. Beantwortet wurden meine Fragen jedoch, und das Buch las sich unheimlich schnell durch.


    Habe daraufhin noch ein weiteres Buch von Murakami gelesen (weiß leider nicht mehr wie es heißt), und war enttäuscht, denn es war nicht halb so gut.


    Kafka am Strand sollte definitiv in die Liste großer literarischer Werke aufgenommen werden. Ein toller Mix aus Roman, Kunst & Kultur sowie Philosophie!

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Zitat

    Kafka am Strand sollte definitiv in die Liste großer literarischer Werke aufgenommen werden. Ein toller Mix aus Roman, Kunst & Kultur sowie Philosophie!


    Ich finde Mr Aufziehvogel von Murakami sogar noch besser und lege dir waermstens ans Herz, auch dieses Buch mal zu lesen, auch 'Wilde Schafsjagd' geht in gleiche Richtung.
    Weisst du noch worum es in dem bei dir enttaeuschenden Murakami Buch ging?
    Wuerde mich mich mal interessieren :)

    "Wenn ich einer Untergrundkultgemeinschaft beitrete, erwarte ich Unterstützung von meiner Familie!" (Homer Simpson)


    :montag:

  • Kafka am Strand ist das erste Buch, das ich von Haruki gelesen habe.


    Für mich gibt es in diesem Buch zu viele Puzzleteile die nicht zusammenpassen. Viele Fragen die noch offen sind. Auch der Charakter der Personen sind unrealistisch. Kafka (15 J.) ist viel zu erwachsen und seine Handlungen sind schwer nachvollziehbar. Auch Hoschima, der passive gleichgültige LKW Fahrer der plötzlich Nakata sehr nahe steht und die Liebe zur Klassik findet? Naajaaaa...




    Die Schreibweise fand ich sehr passend- von der dummen naiven Sprache bis zur geheimnissvollen gehobenen Wortwahl. Die letzen 200 waren extrem langweilig. Es passierte zwar sehr viel doch war es langweilig zum lesen.


    Vielleicht bin ich einfach zu dumm um das Buch zu verstehen :) Aber für meinen Geschmack blieben zu viele Fragen unbeantwortet und es gab viele Stellen die einfach keinen Sinn ergeben .

  • Ich finde Mr Aufziehvogel von Murakami sogar noch besser und lege dir waermstens ans Herz, auch dieses Buch mal zu lesen, auch 'Wilde Schafsjagd' geht in gleiche Richtung.
    Weisst du noch worum es in dem bei dir enttaeuschenden Murakami Buch ging?
    Wuerde mich mich mal interessieren :)

    Ich weiß sogar wieder, wie das Buch heißt: "Nach dem Beben"


    Kürzlich las ich Hard-boiled-wonderland und das Ende der Welt. Das war spitze. Ich werde mir auf jeden Fall deine Tipps zu Herzen nehmen *Wunschliste füll*

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.