Nikolaj Lesskow - Lady Macbeth aus Mzensk

  • Diese Erzählung gehört zu den weniger bekannten Werken der russischen Klassik.Es ist wenn man das so bezeichnen will, ein Krimi aus den längst vergangenen Zeiten,etwas naiv vielleicht, beschreibt aber sehr blumig die Athmosphäre und den Zeitgeist des zaristischen Rußland anhand einer Lebensgeschichte einer vom ländlichen Leben gelangweilten Frau...


    Ich mag die Erzählung sehr gerne,die Übersetzung ins Deutsche ist meines Erachtens sehr gut ...die Naivität der Geschichte? Also wer Anna Karenina mag ,dem wird das Buch bestimmt gefallen ...



    LG
    Simonja

  • Vielleicht gehört das nicht unbedingt dazu, aber ich musste sofort an die tolle, gleichnamige Oper von Dimitri Schostakowitsch denken, die also das Thema von Lesskow (das laut Amazon wiederum ein Thema von Shakespeare aufgreift) musikalisch umsetzt.

  • Ist zwar nicht das Buch sondern eine CD, vielleicht scheint es aber dann im Rezensions Index nicht mehr unter kein Autor angegeben auf
    Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Nikolaj Leskow – Lady Macbeth von Mzensk


    Original : Леди Макбет Мценского уезда (Russisch, 1864 und 1865 veröffentlicht)


    Nun habe ich auch endlich dieses kleine Werk von Leskow gelesen und gebe noch meinen Senf hinzu.


    Letztlich – bei DEM Titel nicht anders zu vermuten – handelt es sich hier in Anlehnung an Shakespeare um eine Tragödie und ein regelrechtes Drama (ohne aber in Versform geschrieben zu sein). Eins der ausgehenden Motive könnte man durchaus aus der Inhaltsangabe des englischen Dramas ziehen:

    Macbeth, zunächst Thane of Glamis und später auch von Cawdor, ist zu Beginn treuer Vasall des Königs Duncan von Schottland. Nachdem ihm prophezeit wird, als König über Schottland zu herrschen, beschließen er und Lady Macbeth, den König zu ermorden. Nach dem Mord an Duncan lässt sich Macbeth zum König krönen und errichtet nach und nach eine Tyrannenherrschaft. Sowohl die Lady als auch Macbeth sind von großem Ehrgeiz und Machtbewusstsein geprägt, verlieren aber über ihre Verbrechen ihren Verstand und ihre Menschlichkeit.(Quelle : http://de.wikipedia.org/wiki/Macbeth_(Shakespeare) )


    Inspirieren lassen hat sich der russische Schriftsteller aber anscheinend auch durch einen authentischen Gerichtsfall (siehe Quelle und auch andere Infos : http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Lady_Macbeth_von_Mzensk )


    Nun, beginnen wir am Anfang : im Kursker Landkreis wurde unsere Katerina Lwowna Ismajlowa früh mit einem 20 Jahre älteren Witwer verheiratet. Dieser ist als Kaufmann stets auf Achse und unsere Heldin, aus einfachen Verhältnissen, genießt so gar nicht ihr Alleinsein (die Leiden einer einsamen Reichen?). Sie gähnt und gähnt, Langeweile und qualvolle Einsamkeit bestimmen ihren Tagesablauf. Auch ein Kindchen, das sie « trösten und beschäftigen » könnte läßt selbst nach fünf Jahren Ehe – sie ist inzwischen 24 - auf sich warten. Und der augenscheinlich unfruchtbare Ehemann und der gehässige Schwiegervater machen es natürlich ihr zum Vorwurf, ja quasi zum Verbrechen.


    Ist es ein Wunder, dass sie auf die frechen Avancen des Knechts Sergej, eines schönen Mannes (und bekannten Frauenhelden) ziemlich schnell eingeht ? Erinnert er nicht viel mehr als ihr liebloser Mann an was Erwünschtes, erinnert auch an die Zwanglosigkeiten der einfachen Kindheit ? Und während einer längeren Abwesenheit ihres Mannes wächst schnell eine Zugehörigkeit, eine Intimität, wenn nicht gar, zumindest auf ihrer Seite, eine Art Hörigkeit, ein wahrer Rausch. Man gewöhnt sich schon auf ein mögliches Zusammenleben vor aller Augen.


    Manchen Plan hecken und führen sie aus und das Drama geht seinen Gang...


    Tja, und viel mehr will ich gar nicht sagen zum Ablauf.


    Es ist beeindruckend, wie eindeutig Leskow die Dinge beim Namen nennt, ohne obszön zu werden. Eine Heftigkeit steckt hinter den Zeilen und Gefühlen, Handlungen. Doch was ich überragend fand waren die einführenden Kapitel über das abgeschnittene, leidvolle Leben Katerinas im Goldenen Käfig. Ja, sie erscheint dann später als gefühlstot und kalt (in gewissen Bereichen) : aber bahnte sich das eventuell an? Verantwortung und Schuld bleiben wohl – ich will keine Theorien hineininterpretieren.


    Ich habe nun einige Kurzgeschichten und Erzählungen des Russen gelesen und ahne, warum er zu den ganz Großen gerechnet wird, so: « galt (er) zu Lebzeiten, neben Dostojewski und Tolstoi, als der bedeutendste russische Prosaautor » (Quelle : wikipedia) Sic ! Ein vielbelesener russischer Freund bezeichnet ihn denn auch als ganz großen Autor.


    Es gibt zahlreiche Ausgaben verschiedenster Eprochen. Was bei der Suche gerade dieses Autors irreführend sein kann sind die Varianten seines Namens : mal Leskow, mal Ljeskov, mal Ljesskow etc...


    Ich las diese Novelle in der herrlichen Manesseausgabe (die ich unten verlinke) von fünf, sechs Erzählungen des russischen Autors, in der Übersetzung von Erich Müller-Kamp. Mario bat ich, noch eine einfache Reclamausgabe am Fredkopf zu verlinken, mit allein dieser Novelle.


    AUTOR :
    Nikolai Semjonowitsch Leskow (russisch Николай Семёнович Лесков, wiss. Transliteration Nikolaj Semënovič Leskov ; auch Lieskow oder Lesskow; * 4.jul./ 16. Februar 1831greg. in Gorochowo (Gouvernement Orjol); † 21. Februarjul./ 5. März 1895greg. in Sankt Petersburg) war ein bedeutender russischer Schriftsteller.
    (Quelle : http://de.wikipedia.org/wiki/Leskow )