Thomas R.P. Mielke
Colonia- Der Roman einer Stadt
Bastei Lübbe (Softcover/2003)
ISBN 3-404-14855-X
599 Seiten
Euro: 9.90
Eine kleine keltische Siedlung liegt am linken Rheinufer im Voreifelraum. Die Römer kommen und die Druiden sind immer verzweifelter und fühlen sich von ihren verschiedenen Göttern verlassen. Darum begehen sie eine letzte große Zeremonie in einem Hain in der Nähe des Rheins, bei der sie sich von allerlei religiösen Talismanen befreien und somit auch zum Teil ihrem alten Glauben entsagen. Mit bei dieser Zeremonie ist der junge Reinold und Ursa, die Reinold sehr attraktiv findet. Und wenig später finden die beiden bei der Zeremonie wohl auch ihren Tod.
Reinold wird auf einem mittlerweile fast wieder zugewachsenen Hain wieder wach und sieht sich einer römischen Patrouille gegenüber. Sehr schnell wird ihm klar, dass einige Jahre vergangen sind und die Römer nun die Anlage einer Befestigung auf der Höhe des heiligen Hains planen. Hilflos mus Reinold dieser Veränderung der Landschaft zusehen und er findet schließlich in dem neu entstandenen Lager eine Wohnstätte – ziemlich in der Nähe des ehemaligen Hains. Und hier trifft er auch wieder mit einer ebenfalls wieder geborenen Ursa zusammen.
Im weiteren Verlauf des Romans finden Ursa und Reinold immer wieder den Tod und werden immer wieder im gleichen Gebiet wieder geboren. In der Regel auch mit den gleichen Namen. Und sie erinnern sich immer wieder an ihre vorhergehenden Leben und sehen so die Entwicklung des ehemaligen Kultgebiets von einem Militärlager zu einer „oppida“ und schließlich zu einer Art Provinzhauptstadt. Sie werden Zeugen des ersten Auftreten des Christentums und dessen zunehmender Verbreitung. Sie sehen die zeitweise Entvölkerung der Stadt am Ende der römischen Herrschaft und erleben dann die zunehmende Christianisierung im Frühmittelalter und auch die Besonderheiten des Lebens in einer Bistumsstadt in einem von verschiedenen weltlichen Herrschern begehrten Gebiet. Sie sehen das Aufkommen der Buchdruckkunst, der Reformation und vieler anderer Bewegungen. Sie erfahren die Entwicklung der Stadt als Christen, Heiden, Juden und auch als Religionslose. Bis zum Sylvester des Jahres 1999.
Für eine Stadtgeschichte ist dieses Buch etwas zu unzusammenhängend. Für einen Roman zu wenig erzählerisch stringent. Doch wer einen Einstieg in die Geschichte Mitteleuropas der letzten 2000 Jahre sucht und dabei insbesondere auch das Rehinland betrachten möchte, der wird hier zumindest einen netten Anfang finden. Für Kenner der Materie finden sich hier und da kleinere nette Überraschungen aber die sind vor dem Wust an Wiederholungen von Handlungsmomenten und philosophischer Betrachtungen, die sich auch ständig doppeln nicht unbedingt die Arbeit wert, sich durch dieses Werk zu kämpfen.