Ben Elton - Tödlicher Ruhm/Dead Famous

  • Ben Elton
    Dead Famous
    Transworld Publishers
    ISBN 0-593-04804-0
    339 Seiten


    Auf manche Exporte kann man sicherlich stolzer sein als auf andere. Ben Elton zum Beispiel ist sicherlich ein sehr interessanter Exportschlager, egal, ob er nun Romane schreibt, Drehbücher für so hervorragende Serien wie „Blackadder“ oder auch Musicals zusammen mit Andrew Lloyd Webber. Auch mit diesem Roman hat er sich wieder sehr als Qualitätsexport gezeigt. Hier geht es seltsamerweise um einen eher deutschen Exportartikel nämlich um House Arrest, eine britische Form des Big Brother-Formats. Das Grundprinzip ist bekannt. Man stecke mehrere profilneurotische und im Großen und Ganzen ziemlich langweilige Leute für einige Wochen in einen Container und beobachte sie dann 27 Stunden am Tag 7 Tage die Woche mit allerlei Kameras, Mikrophonen etc.. Die ganze Ausrüstung wird an das Internet angeschlossen und jeden Tag macht man aus den Zusammenschnitten der verschiedenen Kameras eine kleine einstündige Sendung mit entsprechenden Werbepausen und was so dazu gehört.


    Interessant ist hierbei bereits zu sehen, wie leicht sich die Einstellung der Zuschauer zu den Ereignissen und den einzelnen Bewohnern der überwachten Konserve durch eine entsprechend geschickte Edition des gesammelten Materials steuern lässt. So ist am Anfang Woggle, ein wahrhaft unsauberer Charakter, der absolute Publikumsliebling. Erst als mehrere Teilnehmer an dieser Aktion ihre Kündigung androhen wird er aus der Spielumgebung ausgewiesen. Und so geht es fröhlich weiter. Die Leserin und der Leser bekommen die Ereignisse allerdings nicht direkt präsentiert, sondern in erster Linie durch die Augen von Chief Inspector Coleridge. Dieser muss sich nämlich mit seinen Kolleginnen und Kollegen jede Minute der Videoaufzeichnungen anschauen, weil am 27. Tag in dem abgeschlossenen und total überwachten Haus vor laufender Kamera und bei eingeschaltetem Mikrophon ein Mord passiert. Und der Täter steht bis zur letzten Sendeminute der Reihe nicht fest.


    Erstaunlich ist, dass nach dem Mord die Teilnehmer tatsächlich bereit sind, wieder an der Aktion teilzunehmen, obwohl sie doch annehmen müssen, dass einer ihre Mitstreiter bereits einen Mord begangen hat und nun vielleicht auch vor einem zweiten Mord nicht zurückschrecken wird. Aber es sind ja genug Menschen an der Mörderjagd beteiligt. Die Bewohner des Hauses, die Polizei und natürlich die Zuschauer an den Fernsehgeräten und an ihren Computern. Das größte Whodunnit in der Geschichte der Menschheit mit einer ungeahnten Anzahl an Amateur- und Profiermittlern beginnt um den unerklärlichsten closed-room-murder aller Zeiten aufzuklären.


    Dabei geht eine zunächst auf nationaler Ebene eigentlich zum Sterben verurteilte Serie nun auf den internationalen Markt und bringt schließlich allein für die amerikanischen Senderechte $ 2.Millionen in der Minute ein. Was traurigerweise nicht wirklich überraschend ist. Der sehr altmodische und konservative Chief Inspector kann sich mit dem, was er auf den Videoschirmen sehen muss und auch mit dem ganzen Drumherum der Sendung nicht wirklich anfreunden und ist mehr als glücklich, als er bei der Aufklärung schließlich auf einen alten Trick von William Shakespeare zurückgreifen kann.


    Medienkritik, Kulturkritik, Sex und Generationskonflikt sowie ein Mord, alles in einem wunderbar amüsant erzählten Roman, den man in einem langen Atemzug durchlesen möchte. Wer dieses Buch geschenkt bekommt, weiß, dass er Freunde hat. Alle anderen sollten es sich selber kaufen, denn es ist jeden Cent wert.