Kiharu Nakamura - Memoiren einer Geisha

  • Kiharu Nakamura
    Kiharu – Memoiren einer Geisha
    Bastei Lübbe (Softcover/1999)
    ISBN 3-404-12954-7
    507 Seiten
    etwa Euro: 9.-


    Viele Menschen, die es nicht besser wissen, halten Geishas für eine besondere Form von Prostituierten. Dieser spezielle Irrtum einer Sino-Amerikanerin hat Kiharu Nakamura schließlich dazu gebracht ihre Lebenserinnerungen niederzuschreiben, etwas, was sie zuvor kategorisch abgelehnt hatte.


    In Japan vor dem zweiten Weltkrieg geboren begeisterte sich die junge Kihura schon sehr früh für den Beruf der Geisha und war sehr stolz als sie in eine der angesehensten Schulen aufgenommen wurde. Hier lernte sie alles über Umgangsformen, traditionelle japanische Kunst, Gesang und Instrumentalmusik, was sie ihr ganzes weiteres Leben begleiten würde. Sie beschreibt die Arbeit der traditionell ausgebildeten Geisha in dieser Zeit und den Spaß den sie selber daran hatte, diese auszuführen. Dabei erwähnt sie mehr oder weniger beiläufig die verschiedenen prominenten Persönlichkeiten dieser Zeit, die sie kennen lernte. Im Rahmen ihrer Arbeit lernt sie auch ihren ersten Mann kennen, einen Diplomaten, mit dem sie unter anderem einige Zeit in Indien verbringt, wo sie auch geheimdienstlerische Arbeit verrichtet, was sie allerdings in einer eher beiläufigen Art und Weise beschreibt. Mit Ausbruch des Krieges muss sie nach Japan zurück, während ihr Mann von der japanischen Regierung nach Burma geschickt wird.


    Nun folgt eine ausgiebige Beschreibung ihrer Erfahrungen als allein stehende Mutter im kriegsgeschüttelten Japan, in dem sie zunächst ihre Mutter und ihre Großmutter aus der Stadt aufs Land bringen muss, wo sie als Hochzeitskosmetikerin ihr Geld verdient. Als der Krieg endet reist sie regelmäßig nach Tokio um dort mehr Geld für sich und ihre Familie zu verdienen, denn die eher wohlhabende Familie ihres verschollenen Mannes denkt nicht daran, sie zu unterstützen, sondern fordert sie vielmehr auf Geld an deren Adresse zu schicken. Bei ihrer Arbeit in Tokio ist sie unter anderem auch als Übersetzerin für amerikanische Berater tätig und verhindert unter anderem den Verbot des Geisha-Berufs, der für viele Kriegswitwen in dieser Zeit die einzige mögliche Einnahmequelle geworden ist. Schließlich kommt ihr Mann nach einigen Jahren zurück und bringt aus Burma eine weitere Frau und Kinder mit und ihre Schwiegereltern tragen ihr an, keinen Skandal zu erzeugen, sondern brav die Situation zu akzeptieren – ein Ansinnen, dass Kiharu ablehnt.


    Nach einiger Zeit ist Kiharu als Übersetzerin für mehrere Geisha-Häuser tätig und unterrichtet auch, bekommt allerdings den Eindruck, dass ihre Landsleute im Vergleich mit den Ausländern, die sie jetzt verstärkt kennen lernt, verlogen und klatschsüchtig sind und damit viel sozialen Schaden anrichten. Als sie die Gelegenheit bekommt geht sie darum in die Vereinigten Staaten um dort für einige Zeit viel Geld zu verdienen, damit sie ihre Familie besser versorgen kann. Ein Entschluss, der von ihrer Mutter und ihrer Großmutter eher negativ gesehen wird.


    Für Kiharu ist das Amerika der 50er-Jahre wirklich eine Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Sie arbeitet am Theater, an Schulen, an Universitäten, als Modell auf Messen (z.B. für Canon) und verliebt sich in dieses sehr offene und freie Land. Sie beschließt ihren Sohn so bald wie möglich nach zu holen und hier auf die Schule gehen zu lassen. Doch dieser hasst seine Mutter, die er für ehrlos hält und macht ihr das Leben zur Hölle. Er kehrt schließlich nach Japan zurück und ist dort auf seine Art relativ erfolgreich, während seine Mutter verschiedenen angestellten und selbstständigen Tätigkeiten nachgeht. Sie ist dabei ein wahres Muster an beruflicher und residentaler Mobilität und dabei fast ausnahmslos erfolgreich. Außerdem ist sie ein geradezu unglaublicher Gutmensch, was in dieser Darstellung durch die eher sehr einfache Sprache, die sie verwendet aber nicht aufgesetzt oder angeberisch wirkt. Ihre ausnahmslos positive Einstellung zu den USA erscheint einem kritischen Leser gelegentlich etwas blauäugig, aber teilweise macht gerade dies den Reiz dieses Buchs aus.

  • @Bonprix,


    das ist es tatsächlich und es ist vor allen Dingen interessant zu sehen, wie wenig die Autorin über ihr eigenes Erleben jammert und moralisiert, wie wir dies sonst bei solchen Lebensgeschichten kennen. Es hebt die Beschreibungen stark von ähnlichen Lebensbeichten ab.