Arthur C. Clarke - Die letzte Generation / Childhood´s End

  • Arthur C. Clarke
    Childhood’s End
    Gollancz-SF Masterworks (2001/Hardcover)
    ISBN 0-57507-263-6
    200 Seiten


    Entstanden ist dieser Roman als Erweiterung einer Kurzgeschichte von 1950 und die vorliegende Ausgabe folgt der revidierten Fassung von 1953. Damit ist dies nicht gerade ein übertrieben aktuelles Buch, aber sicher ein sehr Bemerkenswertes. Wer die Konzepte von Geschichten und Fernsehserien wie „Aliens Nation“, „V“, „Die Besucher“ und so weiter schätzt sollte dieses Buch lesen um zu sehen, wo sie ihren Ursprung haben könnten. Tatsächlich sind mir beim Lesen etwa 20 Bezüge zu modernerer und bekannterer SF eingefallen. Sogar so B-Movie-Klassiker wie „The Stepford-Children“ und der auf diesen Seiten besprochene Roman „Das Darwin-Virus“ zeigen deutliche Anleihen an dieses Buch. Die letzteren beiden Bücher zusammengenommen ergeben ziemlich genau das Konzept dieses Romans. Was sicherlich sehr für seine Qualität spricht und ihn auch noch 50 Jahre später frisch und lesenswert macht. Sogar Roland Emmerichs „Independence Day“ hat sicherlich einige Anleihen an diesem Roman genommen und sei es nur über den Umweg von „V“. Gleichzeitig ist dies ein sehr religiöser Roman.


    Im beginnenden 21. Jahrhundert macht sich die Menschheit bereit um den ersten bemannten Flug zum Mars zu starten. Plötzlich erscheinen über den wichtigsten Städten der Erde gigantische Raumschiffe, die dort absolut regungslos verharren. Die Bevölkerung der Welt ist überrascht und verängstigt und als sich die Besatzungen der Schiffe über einen langen Zeitraum nicht melden, steigt die Spannung ins Unermessliche. Schließlich nimmt eines der Schiffe Kontakt mit allen Menschen auf, indem es die gesamten Radionetze okkupiert und in perfektem Englisch wird der Menschheit erklärt, dass sie jetzt eine Art Hausmeister habe, der alles besser machen würde. Der Versuch eines Landes, eines der Raumschiff aus dem Himmel zu blasen verpufft wirkungslos und unbeachtet. Durch den General-Sekretär der UNO erklärt Karellen, der „Hausmeister“, wie die Menschheit ihr Leben von heute an zu führen habe. Doch obwohl die Neuankömmlinge – die bald den Spitznamen „Overlords“ erhalten – es problemlos verstehen, ihre Forderungen durchzusetzen, wird dabei niemals offensichtliche Gewalt eingesetzt und noch nicht einmal der General-Sekretär bekommt sie in seiner Amtszeit jemals zu Gesicht.


    Die Manipulationen und Einflussnahmen der „Overlords“ beenden alle Kriege auf der Welt und leiten ein „Goldenes Zeitalter“ ein, dessen Vorzüge schließlich fast alle Menschen überzeugen und als sie sich nach 50 Jahren den Menschen zum ersten Mal zeigen, macht ihre offensichtliche Ähnlichkeit mit überlieferten Teufelsbildern kaum noch jemanden nervös. Tatsächlich stellen sie sich mehr und mehr als interessante und rätselhafte Begleiter heraus, die allerdings zwei Nachteile haben. Zum Einen verhindern sie jeden weiteren Versuch der Menschen in den Weltraum vorzudringen (s. Die Taelons in „Die Besucher“) und sie schweigen sich weiterhin über den eigentlichen Grund ihres Auftauchens auf der Erde aus. Als dieser schließlich klar wird ist die Überraschung groß, aber durch die von den „Overlords“ geleistete Vorarbeit ist die Menschheit nun in einem psychologischen Reifezustand, der es ihr ermöglicht, die Offenbarung zu akzeptieren und auch ihre Konsequenzen zu ertragen. Diese gehen sehr über das eigentliche SF-Betrachtungsfeld hinaus und berühren den Bereich des Metaphysischen, bis sie schließlich ganz in diesem aufgehen.

  • Ich mag klassische Science Fiction, ich mag Clarkes sehr klaren, unprätentiösen Stil - doch zu Childhood's End konnte ich keinen rechten Zugang finden. Etwa nach der Hälfte des Buchen begann ich das Interesse zu verlieren. Das lag zum einen daran, dass es für meinen Geschmack schlicht zu parapsychologisch, zu metaphysisch ist - was Clarke im Vorwort meiner Ausgabe selbst als Schwäche des Buches bezeichnet - zum anderen daran, dass mir aus heutiger Sicht die "großen Ideen" nicht mehr ganz so groß vorkommen.
    Hätte ich das Buch vor 20 Jahren gelesen, wäre ich vielleicht beeindruckt gewesen. Heute war es mir zu vorhersehbar. Ich habe die ganze Zeit auf den großen, überwältigenden Twist gewartet - der nie kam.
    Das ist nicht Clarkes Schuld. Er hat hier vieles vorausgedacht, was andere Autoren später aufgegriffen haben. Das Buch gilt ganz zurecht als Klassiker. Ich bin nur einfach nicht das richtige Publikum, gehöre zur falschen Generation, um solche Geschichten noch richtig wertzuschätzen.


    Die E-Book-Ausgabe enthält übrigens sowohl den ursprünglichen Einstieg als auch das veränderte erste Kapitel von 1989.

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